Er könne einfach nicht „von alten Schachteln lassen“, sagt augenzwinkernd Brähler, der sich als „Hüter der Hölzer“ bezeichnet. Wann er mit dem Sammeln begonnen hat, weiß er nicht mehr. Eine kleine Sammlung in Setzkästen habe er schon immer im Museum gehabt. Doch so richtig ging es los, als die Streichhölzer in einem Beitrag des Hessischen Rundfunks über das Ofenmuseum erwähnt wurden – und sich zahlreiche Zuschauer meldeten, die ihre Exemplare abgeben wollten. Der 68-Jährige baute einen Tisch und schnitt Plexiglas zu, um die Schätze angemessen zu präsentieren.
Wenn Brähler berichtet, dann wird seine Leidenschaft für Zeitgeschichte offenbar. So versäumt er es nicht zu erzählen, wie Menschen vor der Erfindung des Streichholzes Feuer entfachten: zum Beispiel mit dem Zunderschwamm, einem leicht entzündlichen Pilz, den schon Ötzi als Feuerzeug to go genutzt hat. „Es war ein weiter Weg für den Menschen vom Entdecken des Buschfeuers bis zum Entwickeln des Zündholzes“, sagt der 68-Jährige. Vor 2000 Jahren sei in China mit Schwefel getränkte Kiefernhölzchen zum Zünden erfunden worden. „Doch erst 1848 war die Entwicklung zu den Sicherheitszündhölzern, die wir heute noch gebrauchen, abgeschlossen.“
Etiketten von Zündholzschachteln seien schon im 19. Jahrhundert gesammelt worden. Brähler spricht von einer „Fülle von wahren Meisterstücken in Design, Werbung und Kunst“: kaum ein Land, ein Volk, eine Tierart oder Ereignisse, die sich nicht auf der Schmuckseite einer Schachtel wiederfinden ließen.
Seine ältesten, vermutet er, sind Welthölzer aus den späten 1940er-Jahren, als noch das Zündholzmonopol galt: Der Handel musste damals den Staat an den Gewinnen aus dem Verkauf beteiligen. Mit Ende des Monopols 1983, als der Preis für Zündhölzer um ein Drittel sank, wurden Schachteln, Dosen und Kärtchen endgültig zum beliebten Werbemittel. Das wird an den Zillbacher Exemplaren deutlich: Auf ihnen werben etwa das früher in der Mittelstraße in Fulda ansässige Primus Moden oder Kohlen-Enders in der Florengasse. Ein Schmuckstück ist die Schachtel des Gasthauses Ziegelhof, das eine Szene von 1850 aus der Völkerschlacht von Bronnzell abdrucken ließ.
„Zündhölzschachteln sind eine Rückschau ins Wirtschaftsleben, auch in unserer osthessischen Region“, erklärt Brähler. „Viele zeigen Betriebe, Unternehmen aus Handel, Gastronomie und Industrie, die nicht mehr existent, aber immer noch im Gedächtnis sind.“
Zwei Briefchen aus Hongkong holt Brähler für Besucher nur manchmal hervor – sie sind nicht ganz jugendfrei. Beim einen klappt ein Streichholz nach oben und stellt zusammen mit dem abgebildeten Männchen ein eindeutiges Phallussymbol dar, beim anderen spreizt eine Dame beim Öffnen des Briefchens die Beine. Ja, einige von Brählers Exponaten sind skurril, viele sehr kunstvoll und humorig gestaltet. Vor allem aber wird das Bestaunen der Etiketten zu einer mitreißenden Zeitreise in die Vergangenheit.