1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Rhöner laut Studie stolz auf ihre Heimat - wissen aber nicht viel über Biosphärenreservat

Erstellt:

Zwei Menschen spazieren durch das Schwarze Moor.
Mehr als 90 Prozent der Rhöner bewerteten die Lebensqualität als gut oder gar sehr gut. (Archivbild) © Rhön GmbH/Wolfgang Fallier

Was halten die Rhönerinnen und Rhöner von ihrem UNESCO-Biosphärenreservat? 1002 Menschen wurden in diesem Jahr vom Forschungsinstitut Forsa aus Berlin befragt. Die wichtigsten Ergebnisse lesen Sie hier.

Rhön - Leben Sie gern in der Rhön? Kaufen Sie regelmäßig regionale Produkte aus der Rhön? Wissen Sie, was das UNESCO-Biosphärenreservat Rhön ist – und kennen Sie die Arbeit der Verwaltungsstellen und Trägervereine und deren Projekte? Fragen wie diese haben 1002 Menschen, die im Biosphärenreservat leben, in diesem Jahr bei einer repräsentativen Meinungsumfrage beantwortet. Die wichtigsten Ergebnisse wurden am Freitag (2. Dezember) bei einer virtuellen Pressekonferenz vorgestellt, wie die Pressestelle des Biosphärenreservates mitteilt.

Rhön: Studie des Biosphärenreservats - Forsa befragt 1002 Menschen

Die gesellschaftliche Akzeptanz des Biosphärenreservats sei Voraussetzung für ein gutes Gelingen der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele. Ein „Stimmungsbild“ in der Bevölkerung liefere den Verwaltungsstellen in Bayern, Hessen und Thüringen eine wertvolle Grundlage, um Optimierungspotenzial erkennen. Bereits in den Jahren 2002 und 2010 seien daher im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön repräsentative Meinungsumfragen durchgeführt worden.

Die große Mehrheit der Befragten lebe schon lange in der Rhön – und sie lebe dort auch gerne, wie die Studie zeigt. © forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH

Der Ergebnisse zeigen laut Pressestelle des Biosphärenreservats eine hohe Identifikation der Bewohnerinnen und Bewohner mit der Rhön. Die große Mehrheit der Befragten lebe schon lange in der Rhön – und sie lebe dort auch gerne: Mehr als 90 Prozent bewerteten die Lebensqualität als gut oder gar sehr gut. Die Bewohnerinnen und Bewohner seien stolz darauf, aus der Rhön zu sein und würden eine Vielzahl regionaler Produkte kennen und nutzen. Sie verbinden mit der Rhön eine schöne Landschaft, Ruhe und Geborgenheit, hochwertige regionale Nahrungsmittel sowie intakte Natur. 87 Prozent denken bei „Rhön“ auch an das UNESCO-Biosphärenreservat. (Lesen Sie auch: Mehr als 150 Teilnehmer bei Biosphärentagung: Projekte und Ideen gegen den Klimawandel)

Forsa-Umfrage zeigt: Rhöner sind stolz auf ihre Heimat

Jede/r zweite Befragte gibt den Ergebnissen der Studie zufolge an, mit dem Namen „UNESCO-Biosphärenreservat Rhön“ sehr vertraut zu sein. Allerdings würden auch etwas mehr als 10 Prozent – und somit etwas mehr als im Jahr 2010 – angeben, dass ihnen der Name gar nichts sagt. Darunter seien besonders viele jüngere Befragte (unter 30 Jahren).

Generell scheint das Wissen über das Biosphärenreservat ausbaufähig zu sein: Von den Befragten, die zumindest eine ungefähre Vorstellung vom Biosphärenreservat haben, wüssten nur 14 Prozent, wie viele Jahre es das Großschutzgebiet ungefähr gibt. Der Mehrheit sei zudem nicht bewusst, dass sie innerhalb des Biosphärengebiets leben – einige gaben an, es nicht genau zu wissen, und 55 Prozent antworteten sogar, ihr Wohnort würde außerhalb der Kulisse liegen.

Die Frage danach, welche Aufgaben und Ziele das UNESCO-Biosphärenreservat hat, zeige, dass die Themen Natur- und Landschaftsschutz sowie Tier- und Pflanzenschutz die Wahrnehmung der Bevölkerung prägen. Tourismus, Landbewirtschaftung und die Vermarktung lokaler Produkte wurden von den Befragten deutlich seltener genannt. (Lesen Sie auch: Die Rhön in Berlin: Umweltministerin probiert Biosphären-Schinken)

Der Naturschutz und das Rhönschaf sind den Studienergebnissen zufolge die bekanntesten Projekte, Angebote oder Produkte des UNESCO-Biosphärenreservats. Aber auch von den Befragten, die mit dem Biosphärenreservat vertraut sind oder zumindest eine ungefähre Vorstellung davon haben, könnten rund 40 Prozent keine Projekte, Angebote oder Produkte des Biosphärenreservats nennen. Die Studie zeigt dennoch: Dass es das Biosphärenreservat gibt, würden die Befragten vorwiegend sehr wichtig finden, vier von fünf Befragten hätten insgesamt einen guten Eindruck vom UNESCO-Biosphärenreservat, und eine große Mehrheit nehme ein positives Meinungsklima in der Rhön wahr.

Mehrheitlich seien diejenigen, die eine ungefähre Vorstellung vom UNESCO-Biosphärenreservat haben, der Meinung, dass das Biosphärenreservat ein Vorbild für viele Gegenden in Deutschland und im Ausland ist und dass es die Rhön auch für viele interessant macht, die sonst nicht herkommen würden. Zwei Drittel bescheinigten dem UNESCO-Biosphärenreservat zudem einen positiven Einfluss auf das Zusammengehörigkeitsgefühl der Rhön-Bewohnerinnen und -Bewohner in den drei Bundesländern.

Eine Mehrheit der Befragten sehe Vorteile für die Region Rhön durch das UNESCO-Biosphärenreservat – insbesondere in den Bereichen Umwelt- und Naturschutz sowie Tourismus. Mehr als ein Drittel der Befragten habe den Eindruck, dass durch das Biosphärenreservat neue Arbeitsplätze in der Region entstanden sind.

Der Mehrheit sei nicht bewusst, dass sie innerhalb des Biosphärengebiets leben – einige gaben an, es nicht genau zu wissen, und 55 Prozent antworteten, ihr Wohnort würde außerhalb der Kulisse liegen. © forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH

Dennoch störe sich eine Minderheit der Befragten an Auflagen für die Forst- und Landwirtschaft oder bemängele Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, die es in besonders geschützten Bereichen des Biosphärenreservats gibt (zum Beispiel in Naturschutzgebieten oder Kernzonen). Der Anteil der Personen, die angeben, dass es zu viele Verbote und Einschränkungen gibt, liege mit rund 20 Prozent auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2010. (Lesen Sie auch: Wichtiger Beitrag gegen Lichtverschmutzung: Sternenpark Rhön ist weltweiter Sternenpark des Jahres)

Biosphärenreservat Rhön will jüngere Zielgruppen stärker ansprechen

Zwei Drittel der Befragten, die zumindest eine ungefähre Vorstellung vom UNESCO-Biosphärenreservat Rhön haben, wüssten von den drei Verwaltungsstellen in Bayern, Hessen und Thüringen; die Mehrheit davon sei der Ansicht, dass diese gute Arbeit leisten und dass dort engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig sind. Dennoch gebe mehr als die Hälfte der Befragten an, dass oft nur schwer nachvollziehbar ist, warum etwas im UNESCO-Biosphärenreservat unterstützt oder verhindert wird, und nur wenige Befragte seien der Ansicht, dass die Verwaltungsstellen weniger bürokratisch sind als andere Behörden. Daraus könnte sich als Auftrag ergeben, Entscheidungen künftig noch besser zu kommunizieren und nachvollziehbar zu erklären, da von der Bevölkerung in diesem Bereich noch keine Fortschritte wahrgenommen wurden.

Die Umfrage

In diesem Jahr wurde die Befragung auf das 2014 hinzugekommene bayerische Erweiterungsgebiet ausgeweitet. In diesem Erweiterungsgebiet leben 40 Prozent der Biosphärenreservat-Bevölkerung. Um die direkte Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, wurde die gleiche Methodik angewendet: Bei der Untersuchung wurden insgesamt 1002 zufällig ausgewählte Personen befragt. Die Befragung richtete sich an alle innerhalb des Gebiets des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön lebenden deutschsprachigen Personen ab 14 Jahren in Privathaushalten.

Federführend für die Beauftragung der Meinungsumfrage an die Forsa GmbH war die Bayerische Verwaltungsstelle des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön. Die Ergebnisse fließen in den Evaluierungsbericht ein, der im Jahr 2023 an die UNESCO übergeben wird. Der Beurteilung müssen sich alle UNESCO-Biosphärenreservate im Turnus von 10 Jahren unterziehen.

Konkrete Zahlen und Grafiken, den ausführlichen Ergebnisbericht sowie die Berichte aus den Jahren 2002 und 2010 finden Interessierte auf der Homepage des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön.

„Insgesamt sind wir sehr glücklich über die Analyse“, betont Ulrike Schade, Leiterin der Thüringer Verwaltungsstelle. „7 von 10 Befragten halten das Biosphärenreservat für wichtig, 61 Prozent sehen Vorteile durch das Biosphärenreservat für die Region.“ Es gebe aber durchaus auch Baustellen.

„Die Ergebnisse haben unter anderem gezeigt, dass die Nachfrage nach regionalen Produkten zwar steigt – das ist erfreulich. Bei der Bekanntheit dieser Produkte besteht allerdings noch Optimierungspotenzial – genauso im Bereich Verkehr und Infrastruktur“, sagt Torsten Raab, Leiter der Hessischen Verwaltung.

Rhön: Biosphärenreservat mit Ergebnissen der Umfrage zufrieden

Schon jetzt würden die Verwaltungen in den Ergebnissen den dringenden Auftrag erkennen, in der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation einen stärkeren Fokus auf die Zielgruppe der jüngeren Erwachsenen zu legen. Bei der Entwicklung der länderübergreifenden Kommunikationsstrategie, die die Verwaltungsstellen gemeinsam mit dem Verein Natur- und Lebensraum Rhön und dem Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön umsetzen werden, soll dieses Ziel daher im Vordergrund stehen. (sob)

Auch interessant