Das Flugblatt „Unser Tann – auf dem Weg in eine Sackgasse?‘“ sei „von Tannern für Tanner“ gemacht worden, betonen sie zu Beginn. „Wir alle wissen, dass seit über 30 Jahren Menschen mit Handicap zu unserem Stadtbild in Tann (Rhön) gehören und akzeptiert sind und das soll auch so bleiben“, erklären die drei. „Es war nicht unsere Absicht, beeinträchtigte Menschen und deren Angehörige mit unseren Worten zu verletzen. So weit unsere Worte missverständlich waren, bitten wir um Entschuldigung.“
In dem Flugblatt haben sie, angesichts der Präsenz der Menschen mit Behinderung, die von der Tanner Diakonie betreut werden, die Stadt Tann als „Sonderwelt“ bezeichnet. Die Behinderten würden Touristen abschrecken, die das Verhalten der Behinderten „nicht aushalten wollen und können“, hieß es weiter.
Nun bekennen sich die drei in ihrer Stellungnahme zur Präsenz der Menschen mit Handicap: „Wir sind dafür, dass sie in der Kernstadt leben.“ Doch dieses Bekenntnis schränken sie mit dem folgenden Satz ein, in dem sie fordern, dass Menschen mit Behinderung eher in den Stadtteilen wohnen sollen.
Sie schreiben: „Zu einem schlüssigen Gesamtkonzept gehört jedoch auch die Stärkung der Gesellschaft durch eine Revitalisierung der Innenstadt mit Geschäften. Wir sind der Meinung, dass zukünftige Wohneinheiten in anderen Stadtteilen mit entsprechender Infrastruktur die Möglichkeit der Teilhabe von Menschen mit Handicap verbessern. Dafür setzen wir uns seit Jahren in unterschiedlichen Ehrenämtern ein und werden das auch in Zukunft tun.“
Dieser letzte Satz deutet an, dass niemand von den dreien einen Rückzug anstrebt. Ein Rücktritt von den ehrenamtlichen Ämtern in der Stadtverordnetenversammlung und im Magistrat war bereits von vielen Seiten gefordert worden.
Andrea Willing ist bereits aufgrund des Flugblattes aus der FDP-Fraktion, die sie anführte, ausgeschlossen worden und ist nun fraktionslose Stadtverordnete. Aus der Stadtverordnetenversammlung und aus dem Magistrat – dem Brunhilde Fischer und Klaus Dänner für die FDP angehören – ist ein Ausschluss rechtlich nicht möglich.
Das Autoren-Trio beendet seine Stellungnahme mit den in Fettung geschriebenen Worten: „Wer Inklusion will, wird Wege finden.“ Vorbild für die drei seien, so schreiben sie, die Inklusionsprojekte von antonius im Eichenzeller Herrenhaus, Poppenhausen und Neuhof.
Der Tanner Bürgermeister Mario Dänner (parteilos) bewertet nur diesen letzten Absatz: „Das hört sich so an, als würden wir in Tann gerade erst am Anfang der Inklusion stehen. Doch wir sind bereits seit Jahrzehnten erfolgreich dabei.“ Der Satz „Wer Inklusion will, wird Wege finden“ sei befremdlich. „Der von den Autoren beschrittene Weg, ein Flugblatt zu verteilen, ist jedenfalls ein Irrweg“, macht er deutlich.
Er nehme die Entschuldigung von Willing, Fischer und Dänner zur Kenntnis. Doch fest stehe: „Die drei sind Mandatsträger und damit dem Wohle der Stadt verpflichtet. Doch sie haben das Gegenteil getan: Mit ihrer Aktion haben sie der Stadt erheblichen Schaden zugefügt.“ Er sei weiterhin der Meinung, ein Rücktritt sei erforderlich – und damit ist er nicht allein: Am heutigen Freitag werden die Tanner CDU und SPD in der Stadtverordnetenversammlung in einer Resolution die Rücktrittsforderung gegen die Flugblatt-Autoren bekräftigen.