Nach kurzer Suche folgt Erleichterung: Der Wildhüter entdeckt die beiden, die sich zum Schlafen in einen Verschlag zurückgezogen haben. „Da liegen sie und kuscheln, wie zwei Eier im Nest“, sagt er selig. (Lesen Sie auch: Besucherrekord trotz Corona: Wildpark Gersfeld zählt 78.000 Besucher in nur neun Monaten)
Bei den Heidschnucken macht der Wildhüter die nächste Entdeckung: Zu den vier schwarzen Lämmern sind über Nacht zwei weitere dazugekommen. Die Kleinen tapsen auf wackeligen Beinen vorsichtig über die Wiese, immer ganz dicht bei ihrer Mutter. „Bei den Schafen sieht man nicht so gut, ob sie Junge tragen – das Winterfell verdeckt teilweise Bauch und Euter“, schildert der Wildparkleiter.
So sei es auch bei den Mufflons. Hier hat es bereits drei Junge gegeben, von welchen ein Lamm zusätzlich mit der Flasche aufgezogen werden muss, da seine Mutter nicht genug Milch hat.
„Da könnte es nochmal Nachwuchs geben“, sagt Kircher und deutet auf ein etwas dickeres Schaf. Er hofft, dass alle Lämmer überleben. „Vor allem schmuddeliges Wetter, also Kälte und Nässe, gefährden den Nachwuchs. Die Tiere bekommen dann Infektionen.“ Auch, dass ein Schaf nicht genug Milch geben kann, komme öfter vor. „Das ist der Lauf der Natur.“
Einer von Kirchers Kollegen hat am Wochenende bei den Wildschweinen drei Frischlinge gesichtet. Sie sind etwa eine Woche alt, Kircher selbst hat sie noch nicht gesehen. „In ein paar Tagen tollen sie sicher auch am Futtertrog herum, dann können sie auch die Besucher sehen“, sagt er voll Vorfreude. Die Mutter sei eine „Erstlingsbache“; sie hat also zum ersten Mal „gefrischt“. „Eine erfahrene Bache kann später acht bis zehn Frischlinge bekommen.“ Im Mai könnten auch die anderen Bachen in Gersfeld noch Nachwuchs bekommen.
Als der Wildhüter mit seinem Pick-Up voll Obst, Gemüse und anderen Leckereien in Richtung Rhönschafe abbiegt, wird er schon ungeduldig erwartet. Vier weiße Lämmer mit schwarzen Köpfen sind kürzlich zur Herde hinzugekommen. Sie halten sich lieber am Rand des Geschehens auf und lassen den hungrigen Älteren den Vortritt.
Die Hängebauchschweine wiederum haben beim Fressen keine Eile. „Den beiden geht es richtig gut. Wenn wir ihnen mal Kartoffeln geben, gucken sie uns schief an. Viel lieber essen sie Melone“, schmunzelt der Wildparkleiter, als er ihnen von Supermärkten aussortiertes Obst und Gemüse in den Trog füllt. Ob es bei den Hängebauchschweinen Nachwuchs gibt, weiß er noch nicht sicher.
Von April bis Oktober ist der Wildpark in Gersfeld von 9 bis 18 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet.
Wegen der Corona-Pandemie wird Maskentragen in den Bereichen Eingang, Kiosk und Toiletten empfohlen. Der Eintritt kostet Erwachsene 7 Euro, Kinder und Jugendliche zahlen 3 und 4 Euro.
Auf fünfzig Hektar leben etwa 35 Tierarten, die jährlich rund 60.000 bis 80.000 Tierfreunde anlocken.
Die Kälber von Rot- und Damwild werden erst im Juni erwartet. „Durch die ganzjährige Fütterung kann das Wild teilweise zweimal im Jahr Junge tragen.“ Dass die Tiere gut gefüttert werden, liegt nicht zuletzt an den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern. „Wir können uns nicht beschweren: Der Wildpark ist jeden Tag gut besucht und das Wetter war in den Osterferien super“, sagt er. „Am Ostermontag waren es etwa 1000, sonst zwischen 500 und 700 Besuchern täglich.“
An den Steinböcken, deren Nachwuchs noch auf sich warten lässt, hat der Wildparkleiter besonderen Gefallen gefunden. „Da bleibe ich gerne mal länger stehen und schaue ihnen beim Fressen zu. Das gibt einem bei der ganzen Arbeit etwas zurück.“