1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Einzige Bankfiliale in Ehrenberg steht vor der Schließung - Bürgermeister befürchtet Kettenreaktion

Erstellt:

Von: Rainer Ickler

Fulda: Die VR-Bank-Filiale in Wüstensachsen soll zum Ende des Jahres geschlossen werden.
Die VR-Bank-Filiale in Wüstensachsen soll zum Ende des Jahres geschlossen werden. © Jessica Vey

Mit einer Resolution protestiert die Ehrenberger Gemeindevertretung, der Gemeindevorstand und der Ortsbeirat gegen die geplante Schließung der VR-Bank-Filiale in Wüstensachsen. Es sollen Unterschriftenlisten ausgelegt werden und Demonstrationen stattfinden.

Wüstensachsen - Bürgermeister Peter Kirchner (parteiunabhängig) fand gegenüber den Mitgliedern der Gemeindevertretung und den fast 20 Besuchern deutliche Worte: „Ich bin geschockt von der Nachricht. Das ist eine dramatische Entwicklung.“ Er kritisierte, dass der ländliche Raum mit solchen Entscheidungen noch weiter abgehängt werde und befürchtet eine Kettenreaktion.

„Wenn die Bürger für Bankgeschäfte ins zehn Kilometer entfernte Hilders oder ins 13 Kilometer entfernte Gersfeld fahren, werden sie dort auch ihre Einkäufe erledigen.“ Zudem sei dies negativ für die Touristen im Ort, die kein Geld mehr abheben könnten. Denn auch der Geldautomat werde nicht weiter betrieben. Besonders ältere und nicht mobile Menschen seien durch die Schließung betroffen.

Rhön: Bürger wehren sich gegen Bankenschließung - mit Demos und Petitionen

Kirchner wurde, so sagte er, am Dienstagvormittag vom Vorstand vor Ort über den Schritt der Bank informiert. Ab 1. Januar kommenden Jahres soll die Filiale in Wüstensachsen, die seit knapp 130 Jahren besteht, geschlossen werden. Die Vorstandsmitglieder hätten ihm berichtet, bei einer Betrachtung des Filialnetzes sei festgestellt worden, dass die Zukunftsaussichten für die Geschäftsstelle in Wüstensachsen negativ seien. Auf seine Frage, ob die Filiale defizitär sei, sei ihm nur ausweichend geantwortet worden. (Lesen Sie auch: Bilanzsumme der VR Bank Fulda wächst 2020 um mehr als neun Prozent)

Bürgermeister Kirchner stellte fest, dass Ehrenberg damit vermutlich die einzige Großgemeinde im Landkreis Fulda sei, die keine Filiale mehr habe. Ehrenberg zählt 2600 Einwohner, in Wüstensachsen wohnen etwa 1250 Menschen.

In der anschließenden Diskussion sagte Thorsten Büttner (Bürgerliste), eine regionale Bank habe eine andere Verantwortung als eine Großbank. „Wenn wir etwas erreichen wollen, geht dies nur mit großer Öffentlichkeit“. Otto Naderer (Bürgerliste Ehrenberg) sagte, „wenn es dabei bleibt, dann fahren wir nach Fulda und demonstrieren“. Petra Menz (SPD) regte an, das Fernsehen einzuschalten. Auch ein Banner soll in der Nähe der Filiale angebracht werden. „Wir müssen Wind machen“, sagte Kirchner. Er kündigte an, dass Unterschriftenlisten ausgelegt werden.

Video: In diesen Supermärkten kann man kostenlos Bargeld abheben

Besucher äußerten nach der Sitzung ihr Unverständnis. Unter anderem wurde gefragt, wie denn die älteren Menschen, die keine Angehörigen mehr haben, an Geld kommen oder Überweisungen tätigen sollen.

Der Vorstand der VR Bank Fulda wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu den Gründen äußern. Eine Sprecherin verwies auf eine Pressekonferenz am Freitag, während der die Bank ihre strategische Ausrichtung zum künftigen Filialnetz vorstellt.

In der Resolution heißt es, „dass wir im Namen aller Ehrenbergerinnen und Ehrenberger sowie unserer Urlaubsgäste auf das Schärfste die geplante Schließung kritisieren“. Die Bank sei ein wesentlicher Bestandteil der Grundversorgung und der dörflichen Struktur. Weiter heißt es, die VR Bank werbe in ihrem Leitbild mit dem Anspruch der Regionalität, die zu den Bausteinen der Genossenschaftsidee gehöre.

Bankvorstand soll Alternative zur Schließung finden

„Die Nähe zu unseren Kunden und Mitgliedern und die Verantwortung für die Region sind uns wichtig. Wir verbinden wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlichem verantwortlichem Handeln. Wir setzen uns ein für die Region und die Menschen und engagieren uns in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen“. Diesen Anspruch sollen die Verantwortlichen der Bank bei allem Kostendruck und Gewinndenken nicht aus dem Blick verlieren, heißt es weiter. Deshalb wird der Bankvorstand aufgefordert, Alternativen zu einer Schließung zu prüfen und die Schließung zu revidieren. Zudem soll der Geldautomat erhalten bleiben.

Auch interessant