Rhöner Apfelbauern in Sorge: Immer weniger Annahmestellen machen Anbau unwirtschaftlich

Die Sorge geht um bei den Rhöner Streuobstbauern. Denn es gibt immer weniger Annahmestellen, an denen die Äpfel abgeliefert werden können. Die zwei Keltereien, mit denen die Initiative zusammenarbeitet, sind für viele Obstbauern so weit entfernt, dass eine direkte Lieferung dorthin nicht wirtschaftlich ist.
Rhön - Die Problematik war Thema bei der jüngsten Jahreshauptversammlung der Rhöner Apfelinitiative Anfang vergangenen Monats. Hintergrund: Die Streuobstwiesen befinden sich quer verteilt in der Rhön. Die beiden Keltereien liegen hingegen in Flieden und Sandberg – und damit eher am Rand des Einzugsgebiets, so dass laut Apfelinitiative Anfahrten von bis zu 50 Kilometer zurückzulegen sind. „Das ist wirtschaftlich nicht darstellbar“, sagt Antje Schwanke, Geschäftsführerin der länderübergreifenden Initiative.
Rhöner Apfelbauern in Sorge: Immer weniger Annahmestellen
Die Lösung waren bisher dezentrale Annahmestellen, an denen das Obst gesammelt und anschließend in eine der Keltereien gebracht wurde. „Davon gibt es allerdings nur noch zwei“, berichtet Schwanke. Eine in Elfershausen bei Hammelburg, die andere in Nordheim. Dabei wird derzeit sehr viel für den Erhalt der Streuobstwiesen getan. Allein in Bayern werden bis 2035 eine Million neue Apfelbäume gepflanzt. „Dazu sind Baumwarte in der Ausbildung“, berichtet Schwanke. Aber: „Was bringen die ganzen Äpfel, wenn sie nicht mehr weiterverarbeitet werden können?“, fragt sich die Geschäftsführerin.
Aber der Verein hat eine Idee: „Die Biosphärenreservate von Thüringen, Hessen und Bayern könnten direkt oder indirekt mit Partnern an verschiedenen Orten sogenannte Pop-Up-Annahmestellen betreiben“, schreibt Apfelinitiativen-Vorstandsmitglied Jürgen Krenzer in einer Mitteilung.
Mit den Verwaltungsstellen des Biosphärenreservats selbst hat die Initiative allerdings noch nicht gesprochen. Entsprechend verwundert ist man dort darüber, dass sich die Initiative direkt an die Presse wendet, statt zunächst mit den Verantwortlichen zu sprechen. Kommentieren möchte man den Vorschlag der Obstbauern dort allerdings nicht.
Dass es ohne externe Unterstützung schwierig wird, die Infrastruktur aufrecht zu erhalten, steht für die Obstbauern fest. Daher werden sie auch nicht müde, wo immer es geht, Lobbyarbeit für die Rhöner Streuobstwiesen zu betreiben. Wie jüngst Vorstandsmitglied Christoph Jestädt, der gemeinsam mit dem Fuldaer Bundestagsabgeordneten Michael Brand und Hessens Europaministerin Lucia Puttrich (beide CDU) im Garten der Hessischen Landesvertretung in Berlin einige Apfelbäume pflanzte. Darunter – wie könnte es besser zu Fulda passen – ein Exemplar der Sorte „Bischofsmütze“.
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Konkrete Hilfe bahnte sich beim Hauptstadtbesuch zwar nicht an. Diese könnte nun allerdings von den Grünen im Kreis Fulda kommen. Die Kreistagsfraktion bereitet nach Angaben von Schwanke nämlich aktuell einen Antrag für die nächste Kreistagssitzung vor. Hierbei soll beschlossen werden, die Apfelinitiative für den Betrieb von Annahmestellen finanziell zu unterstützen.
Dass es dabei gar nicht um große Beträge gehen muss, macht Geschäftsführerin Schwanke deutlich. „Wenn es uns gelingen würde, zwei weitere Annahmestellen zu schaffen, wäre uns für den Anfang schon sehr geholfen“, sagt sie. Und die Kosten pro Annahmestelle schätzt sie auf rund 600 Euro – pro Jahr.
Der Rhöner Apfelinitiative gehören derzeit rund 600 Obstbauern aus der hessischen, bayerischen und thüringischen Rhön an. Zusammen bewirtschaften sie aktuell 7164 Obstbäume. Im vergangenen Jahr betrug die Ernte rund 300 Tonnen Äpfel. „Ein schwaches Jahr“, sagt Schwanke. Im Jahr zuvor waren es noch rund 800 Tonnen.
Kein Obst, sondern Gemüse: Die Spargelsaison in Hessen ist kürzlich mit einem Festakt im südhessischen Weiterstadt eröffnet worden. Dabei wurden einige Herausforderungen für die Spargelbauern deutlich.