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Windel-Hersteller will Standort schließen: 160 Angestellte betroffen

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Von: Sabrina Mehler

Intigena Firma Eichenzell
Während einer Betriebsversammlung hat die Geschäftsführung das Aus des Standorts verkündet. © Jasmin Herzberg

Der Windel- und Damenbindenhersteller Intigena steht offenbar kurz davor, seinen Standort in Eichenzell zu schließen. Die rund 160 Beschäftigten wurden darüber in einer Betriebsversammlung informiert. Die Hintergründe sind unklar; der Eichenzeller Bürgermeister ist irritiert.

Eichenzell - Seit den 80er Jahren stellt Intigena im Eichenzeller Industriegebiet für Discount- und Drogerieunternehmen Babywindeln her. Das Unternehmen mit Sitz in Mühlheim an der Ruhr gehört in diesem Bereich sowie bei Produkten für Damenhygiene und Inkontinenz eigenen Angaben zufolge zu den europaweit führenden Anbietern.

Noch im Frühjahr dieses Jahres hatte das Unternehmen im Landkreis Fulda die Absicht bekundet, sich am Standort Eichenzell erweitern zu wollen. Die Gemeindevertreter hatten sich mit den Bauvorhaben bereits eingehend befasst. Doch jetzt soll offenbar Schluss sein: Dem Vernehmen nach sind dem Unternehmen größere Aufträge weggebrochen. (Lesen Sie auch: Energiekosten zu hoch: Metec GmbH muss schließen - 28 Mitarbeiter gekündigt)

Fulda: Windel-Hersteller Intigena schließt Standort in Eichenzell

Die genauen Hintergründe kennt aber auch Bürgermeister Johannes Rothmund (CDU) nicht. Die Geschäftsführung ist weder für die Kommunalpolitik noch für die Presse zu erreichen. „Kein Kommentar“ heißt es auf Nachfrage aus dem Eichenzeller Industriegebiet. „Ich bin erstaunt und schockiert über diesen Schritt“, sagt Rothmund gegenüber unserer Zeitung. Dies sei nicht erwartbar gewesen, von finanziellen oder anderen Schwierigkeiten habe er keine Kenntnis. Er hofft nun auf ein baldiges Gespräch mit Geschäftsführer Stefan Huhn.

„Intigena war immer ein Unternehmen, mit dem wir ein gutes Verhältnis gepflegt und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit hatten“, betont der Gemeinde-Chef. Sollten tatsächlich alle Beschäftigen ihre Arbeitsplätze verlieren, „dann tut uns das weh, zumal viele Mitarbeiter schon sehr lange im Unternehmen beschäftigt sind“. Einen Hoffnungsschimmer könnte es aber geben: Nach Informationen von Rothmund seien bisher noch keine Kündigungen ausgesprochen worden. „Wenn Intigena die Unterstützung der Kommune braucht, dann werde ich mich gerne einbringen.“ (Lesen Sie hier: 20 Grad in Kitas und keine Beleuchtung am Schlösschen - Gemeinde Eichenzell spart Energie)

„Wenn es vielleicht nur eine Teilbetriebsschließung gibt, wären wir natürlich froh“, sagt auch Ellen Sandrock-Becker, Gewerkschaftssekretärin bei Ver.di, die während der Betriebsversammlung anwesend war. Sie berichtet von Mitarbeitern, die von den Plänen der Gesellschafter erschrocken waren: „Damit hat keiner gerechnet. Die Firma hat immer gut und regelmäßig gezahlt. Es gibt viele langjährige Beschäftigte, die sehr zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz waren.“

Laut Sandrock-Becker sollen in der kommenden Woche Beratungsgespräche mit der Geschäftsführung stattfinden. Dann wird es zum einen um die Gründe der Schließung gehen, zum anderen um Interessensausgleiche und Sozialpläne. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt die Gewerkschaftssekretärin. „Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen.“

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„Die Meldung hat uns extrem überrascht“, erklärt auch Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda. Auch er habe zu den Hintergründen keine Information und wolle auch nicht spekulieren. „Es ist extrem bedauerlich, wenn ein attraktives Unternehmen, das die regionale Wirtschaftslandschaft prägt, schließt.“ Er hoffe, dass das Aus für den Standort noch abgewendet werden kann. „Und wenn es doch dazu kommt, dass die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen schnell neue Arbeitsplätze finden.“ (Lesen Sie hier: Angst um die Existenz: Mittelstand sorgt sich um explodierende Energiepreise)

Eichenzell ist einer von drei Produktionsstandorten von Intigena Hygienic Solutions mit Sitz in Mühlheim an der Ruhr. Auch in Schweden und in der Schweiz wird produziert. Letzterer Standort soll offenbar ebenfalls geschlossen werden. Vertriebsstandorte befinden sich in Mühlheim und im schweizerischen Zug. Intigena wurde 1953 gegründet und gehört zur Mahnke Gruppe, die auch Lebensmittel, Bekleidung, Reinigungsmittel und Wein im Portfolio hat.

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