In Fulda gibt es nun den ersten Servier-Roboter - weil es kein Personal gibt

Sie ist nur etwa einen Meter groß, aber sie kann mehr Speisen gleichzeitig tragen als ein Kellner. Der Nachteil von Pina ist jedoch, dass man sich mit ihr nicht unterhalten kann. Sie ist der erste Servier-Roboter, der in der Barockstadt eingesetzt wird. Der Grund für ihre Anschaffung war akuter Personalmangel.
Fulda - „Hier ist ihr Essen. Bitte nehmen Sie ihre Speisen aus Ablage eins.“ Mit einem Grinsen auf ihrem virtuellen Gesicht dreht sich Pina weg und rollt zurück zur Theke, auf der ihre vier Ablagen, auf die mehrere Speisen gleichzeitig passen, neu bestückt werden.
Dann geht es für sie weiter an den nächsten der insgesamt 48 Tische des Takara Restaurants in der Löherstraße in Fulda. Pina ist nicht ohne Grund hier. Als ihre Chefin Sang lay Hoang mit dem Lokal vom Heinrich-von-Bibra-Platz hierher in die Unterstadt gezogen ist, suchte sie händeringend nach Servicekräften.
Fulda: Nun gibt es den ersten Servier-Roboter - wegen akuten Personalmangels
Aber das erwies sich als gar nicht so einfach. Während der Corona-Pandemie hatten sich viele bis dahin Angestellte in der Gastronomie nach anderen Arbeitsplätzen umgesehen, in denen sie im Falle eines weiteren Lockdowns nicht auf der Straße stehen (lesen Sie auch hier: Immer mehr Personal kehrt Gastronomie den Rücken - so ist die Situation im Kreis Fulda).
Der Roboter-Frau Pina war das egal, sie kümmert es auch nicht, wenn sie 24 Stunden am Stück arbeiten muss. Und sie stand sofort bereit, als Sang lay Hoang sie zusammen mit einigen Einrichtungsgegenständen aus China orderte. 18.000 Euro hat sie für sie bezahlt (lesen Sie auch hier: Osthessens beliebtester Kellner gesucht - Voting ab Montag).
Geld, das nun erst mal wieder reinkommen muss. Aber Sang lay Hoang war bereit, das Geld in den Roboter zu investieren. „In Asien sind solche Servier-Roboter stark im Kommen“, sagt die 45-Jährige. Da würde sich fast niemand mehr wundern, wenn ein solcher Roboter wie Pina an den Tisch gefahren kommt und die Speisen bringt. Und jetzt bringt auch in Fulda ein Roboter das Sushi.
Denn mehr kann Pina nicht. Zum Speisen Aufnehmen und zum Bezahlen muss einer der menschlichen Angestellten zu den Gästen kommen – und auch, wenn diese eine Frage haben oder sich kurz unterhalten wollen. Auch deswegen fällt die Meinung von Steffen Ackermann, dem Vorsitzenden des Dehoga-Kreisverbands Fulda zu Roboter Pina eher nüchtern aus.

„Als technisches Hilfsmittel ist so ein Roboter vielleicht sinnvoll“, sagt er, „aber das Gastgewerbe lebt davon, dass man auf Menschen trifft.“ Man könne solch einen Roboter also höchsten unterstützend einsetzen. Servicekräfte seien als persönliche Ansprechpartner jedoch unabdingbar.
Tatsächlich sieht das auch die Chefin, beziehungsweise Besitzerin von Pina ähnlich: „Wir freuen uns, dass Pina zu unserem Team gehört. Aber einen Menschen ersetzen kann sie nicht“, sagt sie. Trotzdem: Dass Roboter Pina zu ihrem Team gestoßen ist, als ein menschlicher Mitarbeiter sehr schwer zu finden war, hat sich für sie gelohnt.
Zahlen über Pina
18.000 Euro hat der Servier-Roboter gekostet. 4 Ablagen können gleichzeitig mit Speisen bestückt werden. 2 Tage hält die Batterie von Pina etwa. Danach muss die Roboter-Dame ans Ladekabel.
„Auch unsere Gäste freuen sich über Pina. Vor allem die jüngeren Gäste wollen Fotos von ihr machen und freuen sich, wenn sie zu ihnen an den Tisch kommt. Und den Gästen müsse sie ja auch öfter mal etwas Neues bieten. Pina ist und bleibt jedoch höchstens eine „kleine Aushilfe“ für das menschliche Team.
Denn bevor sie mit der Arbeit loslegen konnte, musste sie von Menschenhand für die Wege des Lokals programmiert werden. Bisher funktioniert sie nur im Inneren des Restaurants, die Wege für draußen sind noch nicht vorprogrammiert.
Video: Wegen Personalmangel - Wirt stellt Servier-Roboter Hilde an
„Außerdem ist sie nicht so schnell und flexibel wie ein Mensch. Es wäre auf jeden Fall besser gewesen, wenn wir ein paar mehr menschliche Servicekräfte bekommen hätten.“ Momentan sehe es jedoch so aus, dass sich niemand wirklich auf die offenen Stellen bewerbe.
„Vielleicht“, sagt Sang lay Hoang, „schaffen wir sogar noch einen zweiten Roboter an.“ Denn: Aushilfen kann man nie genug haben. Doch eine Servicekraft kann Pina, die alle zwei Tage an die Ladestation muss, nicht ersetzen.