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Zahl der Schlachtungen im Kreis Fulda sinkt rapide - Ministerium fordert Umdenken

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Von: Walter Kreuzer

2016 wurden 98.000 Schweine im Schlachthof Fulda geschlachtet, 2019 waren es nur noch 60.329. (Symbolfoto)
2016 wurden 98.000 Schweine im Landkreis Fulda geschlachtet, 2019 waren es nur noch 60.329. (Symbolfoto) © Partrick Pleul/dpa

In Osthessen wird immer weniger geschlachtet. Die Zahlen der Jahre 2016 bis 2019 zeigen aber auch: Die Entwicklung ist ganz unterschiedlich. Das Landwirtschaftsministerium fordert ein Nachdenken über Vermarktungsstrukturen und den Absatz.

Region - Im Mai 2019 wurden in Hessen in 800 Betrieben 500.000 Schweine gehalten. Das sind nach Einschätzung des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen gerade einmal zwei Prozent des deutschen Schweinebestandes. Hintergrund ist die Struktur mit einer vergleichsweise geringen Schweinedichte und einer hohen Zahl an Kleinhaltungen.

Zahl der Schlachtungen sinkt rapide - Es wird nur ein kleiner Teil des Fleischbedarfs in Hessen gedeckt

Bei einem durchschnittlichen Fleischverzehr von 60 Kilo pro Person – davon 38 Kilo Schweinefleisch – bedeutet dies, dass nur ein kleiner Teil des hessischen Fleischbedarfs hierzulande gedeckt wird. Der aus Steinau-Marjoß stammende Landtagsabgeordnete Heinz Lotz (SPD) bezifferte diesen Anteil kürzlich auf 20 Prozent.

BetriebSchlachthof Fulda
AdresseKruppstraße 6, 36041 Fulda
ÖffnungszeitenMontag bis Freitag 6 - 15.30 Uhr; samstags 6 - 10 Uhr
Telefonnummer0661 22733

Nur auf den ersten Blick geht die Überlegung auf, dass man einfach nur mehr schlachten müsse. Tatsächlich, so die Zahlen des Landwirtschaftsministeriums, verfügen „die 28 größeren hessischen Schlachtbetriebe über eine Kapazität von 53.000 Rindern und 270.000 Schweinen“, ausgelastet sind sie jedoch lediglich zu 50 (Schweine) bis 70 (Rinder) Prozent. „Das unterstreicht die Notwendigkeit, neben dem Erhalt von Schlachtstätten vor allem auch die Vermarktungsstrukturen und den Absatz zu fördern“, betonte das Ministerium.

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Seit 2016 sinkt die Zahl der Schweineschlachtungen im Kreis Fulda rapide

In Hessen gibt es aktuell 490 Schlachtbetriebe. Die meisten davon sind handwerkliche Metzgereien. Schlachthöfe sind selten – und wenn ein solcher in Schwierigkeiten gerät, wirkt sich das schnell auf die Statistik aus. Das zeigt sich vor allem im Kreis Fulda: Mit dem Wegfall der Kurhessischen Fleischwaren (KFF) als Großkunde brachen die Zahlen ein.

Wurden 2016 im Kreis fast 98.000 Schweine geschlachtet (die überwiegende Mehrzahl davon im Schlachthof Fulda), waren es 2019 nur noch 60.329. Das ist ein Rückgang um satte 36 Prozent. Im Main-Kinzig-Kreis (minus 23 Prozent), im Vogelsberg (minus 8 Prozent) und in Hessen (minus 14 Prozent) war die Entwicklung deutlich gebremster. Aus der Reihe fällt der Schwalm-Eder-Kreis, wo die Zahl der Schweineschlachtungen im selben Zeitraum von 69.000 auf 93.000 gestiegen ist – zurückzuführen wohl zu einem Gutteil auf einen privaten Schlachtbetrieb in Ziegenhain.

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Im Kreis Fulda und im Main-Kinzig-Kreis werden weniger Rinder geschlachtet

Auch in der Rinderhaltung ist laut Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen ein deutlicher Konzentrationsprozess zu beobachten. Im März 2020 wurden fast 406.000 Rinder in 6400 Betrieben gehalten. Die Schlachtzahlen sind mit minus 9 Prozent im Land nicht so stark rückläufig wie bei den Schweinen.

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Im Kreis Fulda wurden gegenüber 2016 glatte 19 Prozent weniger Rinder geschlachtet, im Main-Kinzig-Kreis sind es mit minus 29 Prozent fast ein Drittel weniger. Mit einer Zunahme um 8 Prozent fällt der Vogelsberg bei dieser Statistik etwas aus der Reihe.

Lesen Sie hier: In einigen großen Schlachthöfen war das Coronavirus ausgebrochen. Dass der Fuldaer Schlachthof ein Corona-Brennpunkt wird, ist laut Betreibern unwahrscheinlich. Der Fuldaer Schlachthof hat für die regionale Fleischbranche einen enormen Stellenwert. Außerdem: Legehennen vor der Schlachtbank retten: Projekt „Unser glückliches Huhn“ wächst. Außerdem: Alles Tierquälerei? Fahrer von Tiertransportern berichten über ihre Arbeit.

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