Die Iglu-Tests werden seit 2001 im Fünf-Jahres-Rhythmus durchgeführt. Verantwortlich ist das Institut für Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund. Gefördert wird das Projekt von der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Bundesbildungsministerium.
Die aktuelle Erhebung stammt von 2021. Mitgemacht hatten rund 4600 Schüler aus 252 vierten Klassen in Deutschland. Sie bekamen jeweils Sach- und Erzähltexte und dazugehörige Verständnisaufgaben, die sie an Laptops lösen mussten. International nahmen rund 400.000 Schüler aus 65 Staaten und Regionen teil.
Nach Auswertung der Ergebnisse wurden für die Länder Punktwerte vergeben. Den Spitzenplatz belegt Singapur mit 587, ganz hinten steht Südafrika mit 288 Punkten. Die Viertklässler in Deutschland landen mit 524 Punkten im internationalen Lese-Vergleich im Mittelfeld, etwa im EU- und OECD-Schnitt. Länder wie Spanien, Frankreich oder Belgien schneiden schlechter ab. Weit besser als in Deutschland sind die Lese-Leistungen dagegen zum Beispiel in England oder Polen.
Die Studie zeigt außerdem: International schneiden Grundschüler in Deutschland bei der Lesekompetenz schlechter ab als Gleichaltrige in vielen anderen Ländern. Die Autoren stellen der deutschen Bildungspolitik ein schlechtes Zeugnis aus: Die von der Kultusministerkonferenz (KMK) vor mehr als 20 Jahren im Zuge des sogenannten Pisa-Schocks formulierten Ziele für die Weiterentwicklung der Bildung in Deutschland seien an vielen Stellen verfehlt worden.
Laut der Studie wird in deutschen Grundschulklassen mit 141 Minuten pro Woche fast eine Stunde weniger gelesen, als im internationalen Durchschnitt. Zu dieser Erkenntnis ist auch eine Grundschule in Fulda gekommen: „Wir stellen fest, dass sich das Lernverhalten geändert hat und haben den Eindruck, dass zu Hause weniger gelesen wird als früher. In der Schule versuchen wir das aufzufangen“, erklärt Henning Jöhncke, Rektor der Domschule Fulda, wo momentan 83 Schüler die Grundschule besuchen.
Um das Lesen zu verbessern, gibt es an der Domschule zum Beispiel extra Vorlesezeiten, Autorenlesungen und differenzierte Lesestufen in den Klassen. „Je nach Leistungsstand werden unterschiedliche Texte ausgegeben. Manche Kinder können weniger sinnentnehmend lesen als andere“, erklärt Jöhncke. Welche Gründe diese Entwicklung hat, kann er nicht sagen. „Vielleicht ist die Ablenkung durch Medien ein Grund.“ Besonders wichtig sei es auch, dass Kinder zuhause ein Lesevorbild haben.
Prof. Dr. Lothar Jordan, Direktor des Fuldaer Bildungsunternehmens Dr. Jordan, sagt: „Es mag sich vermessen anhören, es ist aber tatsächlich so: Wir können in unserer privaten Grundschule keine ,großen Leseschwierigkeiten‘ feststellen. Im Gegenteil.“ Dies liege nicht an der Intelligenz der Schüler, „sondern an erster Stelle an unserem pädagogischen Konzept der Zweisprachigkeit von der ersten Unterrichtsstunde an“. Das Gehirn werde besser für Sprachen trainiert.
„Wir haben 30 Prozent mehr Unterricht als eine gängige Grundschule, und dies wirkt sich auf die sprachliche Kompetenz ganz deutlich aus. Ein hoch engagiertes Elternhaus, hier nicht gleichzusetzen mit ,sehr hohem Einkommen‘, hilft unseren Schülern begleitend“, so Jordan. „Die Bestätigung haben wir letzte Woche vom Ministerium bekommen: Bei der landesweiten Lernstandserhebung hat unsere Klasse 8 bei ,Sprachgebrauch Deutsch‘ in der zweithöchsten Kategorie mit 20 Prozent gelegen, die durchschnittlichen Schulen lagen bei 4 Prozent. Eine gute Grundschul-Basis ist der Schlüssel.“
Seit Anfang Oktober 2021 fährt der „DigitalTruck“ zu Grundschulen in ganz Hessen, um die Neugier an den Möglichkeiten neuester Technik bereits bei Grundschülerinnen und Grundschülern zu wecken. Auch im Vogelsberg hat dieser Truck bereits Halt gemacht.