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Zwischen Warten und Schweigen: Freigestellter Pfarrer in Mittelkalbach kein Thema mehr

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Von: Suria Reiche

Die Polizei hat am Donnerstag Räumlichkeiten des Pfarrhauses in Mittelkalbach durchsucht und dabei Speichermedien sichergestellt. (Archivfoto)
Das Pfarrhaus in Mittelkalbach wurde im Sommer vergangenen Jahres durchsucht. (Archivfoto) © Jessica Baier

Ein gutes halbes Jahr ist vergangen, seitdem der Mittelkalbacher Pfarrer vom Dienst freigestellt wurde. Der Grund dafür und was bei einer Durchsuchung des Pfarrhauses gefunden wurde, ist bislang unbekannt – und laut Ortsvorsteher in Mittelkalbach auch kein Thema mehr.

Mittelkalbach - Die Generalstaatsanwaltschaft braucht ziemlich lang: Schon mehr als sechs Monate laufen die Ermittlungen nach den Durchsuchungen im Pfarrhaus in Mittelkalbach, bei denen Datenträger von Polizeibeamten beschlagnahmt wurden. Noch immer gibt es kein Ergebnis, weder darüber, wem die Datenträger gehören, noch darüber, was darauf zu sehen ist. Den Mittelkalbachern bleibt also nichts weiter übrig als abzuwarten.

Fulda: Pfarrer vom Dienst freigestellt - Staatsanwaltschaft schweigt

Die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt will sich erst äußern, wenn das Verfahren abgeschlossen ist. Wann das der Fall sein wird, vermag man in Frankfurt nicht abzuschätzen. „Konkret liegt uns der Bericht zur Auswertung der sichergestellten Datenträger noch nicht vor“, sagt Pressesprecher Sebastian Zwiebel. Und weiter: „Sollte sich nach Abschluss der Ermittlungen der Tatverdacht erhärtet haben, ist mit einer Anklageerhebung zu rechnen.“ Die Antwort auf die Frage, welcher Tatverdacht erwiesen werden muss, bleibt der Pressesprecher schuldig.

Als im Sommer die Durchsuchungen im Pfarrhaus bekannt wurden, war die Stimmung in Mittelkalbach im Kreis Fulda vor allem deswegen hochgekocht, weil sich Gemeindemitglieder und Bürger an einen Vorfall vor sechs Jahren erinnert gefühlt haben, als sich der damalige Pfarrer wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs selbst angezeigt hatte.

Solche Mutmaßungen gebe es in der Kirchengemeinde St. Kilian in Mittelkalbach beim aktuellen Fall jedoch nicht, sagt Andreas Pörtner, Sprecher des Pfarrgemeinderats. Das kirchliche Leben in der Gemeinde laufe weiter – auch ohne den Pfarrer, der im Juli vergangenen Jahres von seinem Dienst freigestellt wurde. „Die Priester im Bistum helfen bereitwillig weiter, wo Not am Mann ist. Es ist alles abgedeckt“, so Pörtner.

Nach Durchsuchungen in Pfarrhaus: Ermittlungen laufen noch

Auch in den Reihen in der Kirche gebe es keinen Schwund – es sei sogar eher das Gegenteil der Fall, und die Kirchengemeinde erlebe Zuspruch von den Kirchgängern. Dass die Durchsuchungen im Pfarrhaus in dem kleinen Ort kein Thema mehr seien, sagt auch Ortsvorsteher Arnd Ph. Rössel: „Reflektierend als Nichtkirchgänger stelle ich fest, dass sich die Lage in Mittelkalbach beruhigt hat und die Gottesdienste besucht sind.“

Natürlich sei man in der Kirchengemeinde nicht glücklich darüber, dass kein Pfarrer mehr direkt vor Ort ist. Schulpfarrer Sebastian Bieber wurde jedoch mit der Administration der Pfarrei beauftragt. Er feiert momentan die Gottesdienste in der Kirche in Mittelkalbach. Pfarrer Bieber ist in Mittelkalbach nicht unbekannt: Er ist beliebt und anerkannt. „Aber natürlich kann nicht die Lücke gefüllt werden, die ein fester Seelsorger vor Ort einnehmen würde“, so Rössel.

Der ehemalige Mittelkalbacher Pfarrer selbst war für unsere Zeitung für keine Stellungnahme zu erreichen.

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