Als im Sommer die Durchsuchungen im Pfarrhaus bekannt wurden, war die Stimmung in Mittelkalbach im Kreis Fulda vor allem deswegen hochgekocht, weil sich Gemeindemitglieder und Bürger an einen Vorfall vor sechs Jahren erinnert gefühlt haben, als sich der damalige Pfarrer wegen Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs selbst angezeigt hatte.
Solche Mutmaßungen gebe es in der Kirchengemeinde St. Kilian in Mittelkalbach beim aktuellen Fall jedoch nicht, sagt Andreas Pörtner, Sprecher des Pfarrgemeinderats. Das kirchliche Leben in der Gemeinde laufe weiter – auch ohne den Pfarrer, der im Juli vergangenen Jahres von seinem Dienst freigestellt wurde. „Die Priester im Bistum helfen bereitwillig weiter, wo Not am Mann ist. Es ist alles abgedeckt“, so Pörtner.
Auch in den Reihen in der Kirche gebe es keinen Schwund – es sei sogar eher das Gegenteil der Fall, und die Kirchengemeinde erlebe Zuspruch von den Kirchgängern. Dass die Durchsuchungen im Pfarrhaus in dem kleinen Ort kein Thema mehr seien, sagt auch Ortsvorsteher Arnd Ph. Rössel: „Reflektierend als Nichtkirchgänger stelle ich fest, dass sich die Lage in Mittelkalbach beruhigt hat und die Gottesdienste besucht sind.“
Natürlich sei man in der Kirchengemeinde nicht glücklich darüber, dass kein Pfarrer mehr direkt vor Ort ist. Schulpfarrer Sebastian Bieber wurde jedoch mit der Administration der Pfarrei beauftragt. Er feiert momentan die Gottesdienste in der Kirche in Mittelkalbach. Pfarrer Bieber ist in Mittelkalbach nicht unbekannt: Er ist beliebt und anerkannt. „Aber natürlich kann nicht die Lücke gefüllt werden, die ein fester Seelsorger vor Ort einnehmen würde“, so Rössel.
Der ehemalige Mittelkalbacher Pfarrer selbst war für unsere Zeitung für keine Stellungnahme zu erreichen.