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Nur zwei Schulanfänger im Sommer: Ein Ort bangt um seine Grundschule

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Von: Suria Reiche

Grundschule in Hainzell.
Der Fortbestand der Grundschule Schwarzatal ist unklar. © Leon Weiser

Etwa 1150 Menschen leben in Hainzell, einem Ortsteil der Gemeinde Hosenfeld hinter der Vemelsruh. 28 von ihnen besuchen die Grundschule des Ortes. Möglicherweise zu wenige, um den Fortbestand der Schwarzatal-Schule zu sichern.

Hainzell - Würde die Grundschule Schwarzatal in Hainzell im Landkreis Fulda schließen, wäre das ein „harter Einschnitt für die Gemeinde“, sagt Lukas Bolz. Er ist Mitglied einer Initiative, die von Engagierten gegründet wurde, um für den Erhalt der Hainzeller Grundschule zu kämpfen. Seit 120 Jahren gehen die Hainzeller Kinder hier in den Unterricht. Mit den Jahren wurden es immer weniger.

Momentan sind es sogar so wenige, dass es laut Schulleiterin Sophie Günther auch im kommenden Jahr keine eigenständige erste Klasse geben wird. „Es besteht die Möglichkeit, dass zwei Kinder eingeschult werden.“ Das würde bedeuten, dass es eine sogenannte Kombi-Klasse aus den Klassenstufen 1 und 3 gibt. Auch in diesem Schuljahr werden lediglich eine zweite und eine dritte Klasse unterrichtet.

Fulda: Ein Ort bangt um Grundschule - Keine erste Klasse im Sommer

Eine Umfrage, bei der die Eltern der Kinder, die im Schuljahr 2023/24 eingeschult werden, hat ergeben, dass von zehn Kindern, für die es einen Umfrage-Rücklauf gab, acht in Hainzell eingeschult werden sollen. Von ihnen würden aber auch fünf eine Nachmittagsbetreuung brauchen. „Die Zahlen für die mittlerweile bereits gestellten Gestattungsanträge für die Grundschule Hosenfeld dürften jedoch ein anderes Bild widerspiegeln“, sagt Hosenfelds Bürgermeister Peter Malolepszy (CDU) deswegen.

Das Umfrage-Ergebnis sei bereits im Dezember den Mitgliedern der Gemeindevertretung, des Gemeindevorstands und den Ortsvorstehern mitgeteilt. Eine Beratung dazu in der nächsten Gemeindevertretersitzung am 17. Februar sei nicht vorgesehen.(Lesen Sie auch: Massiver Lehrermangel in Hessen - Wie ist die Situation im Kreis Fulda?)

Schulamtsleiterin Marion VanCuylenburg ist sich der Problematik bewusst. Ihr ist wichtig, dass stets die beste Lösung für die Schülerinnen und Schüler, die Eltern und das Kollegium gefunden wird. „Deswegen befinden wir uns im Gespräch mit dem Landkreis als Schulträger.“ Auf diesen verweist sie auch bei der Frage, wie es denn nun wirklich um die Zukunft der Schule besteht. „Die Schulentwicklungsplanung selbst liegt in der Zuständigkeit des Landkreises.“

In Hainzell gibt es keine Nachmittagsbetreuung

In der dortigen Pressestelle heißt es, dass die Entwicklung der Schülerzahl in Hainzell schon seit geraumer Zeit beobachtet werde. „Auf dieser Basis werden weitere Entscheidungen getroffen“, sagt Lisa Laibach aus der Pressestelle des Landkreises. Sie macht deutlich: „Die Schließung einer Schule erfolgt nicht durch den Landkreis. Eine Schule schließt sich letztendlich dann, wenn sie keine Schülerinnen und Schüler mehr hat.“

Eine Abfrage bei den Eltern für das Schuljahr 2022/23 habe ergeben, dass für 15 der 17 künftigen Erstklässler Gestattungsanträge für die Einschulung in Hosenfeld – und nicht in Hainzell – gestellt wurden. Lediglich für zwei Familien kommt also eine Einschulung in Hainzell in Frage. Und genau hier liegt das Problem: Viele der Eltern sind auf eine möglichst kostenfreie Nachmittagsbetreuung angewiesen. Und die gibt es in Hainzell derzeit nicht. Deswegen schicken viele Eltern ihre Kinder auf die Vogelsbergschule in Hosenfeld.

Die Nachmittagsbetreuung in Hainzell gebe es seit zwei bis drei Jahren nicht mehr, sagt Bolz von der Initiative: „Zuvor wurde sie durch einen eigens gegründeten Förderverein sichergestellt. Dass es sie nicht mehr gibt, macht den Schulstandort Hainzell für einige Familien unattraktiv, da sie von der Nachmittagsbetreuung abhängig sind.“ (Lesen Sie auch: So soll die neue Grundschule in Pilgerzell aussehen - Heutige Schule wird abgerissen)

Seiner Meinung nach könnte man das Problem ganz einfach lösen, indem man den Förderverein zur Nachmittagsbetreuung wieder reaktiviert. Das mache allerdings nur Sinn, wenn der Schulstandort weiter bestehen bleibt. Im Rahmen eines Konjunkturpaketes wurde erst kürzlich eine neue Turnhalle gebaut, außerdem wurden neue Toiletten installiert. 

Kombi-Klassen bei Eltern „nicht sehr beliebt“

Auch Hainzells Ortsvorsteher Bernd Schlitzer ist sich nahezu sicher, dass das Problem der geringen Schülerzahl gelöst werden könnte, wenn wieder eine Betreuung für die Nachmittage zustande kommen würde. Denn Anfang des Jahrtausends, als es noch eine gab, mussten sogar pro Jahrgang zwei Klassen angeboten werden. 

Hosenfelds Bürgermeister, Peter Malolepszy (CDU), ist sich jedoch nicht so sicher, ob eine Nachmittagsbetreuung das Problem der geringen Schülerzahl lösen könnte. Der demografische Wandel habe ebenfalls seinen Teil dazu beigetragen, dass nur noch wenige Kinder an der Dorfschule angemeldet werden. „Die Kombi-Klassen, die in der Grundschule angeboten werden, sind bei den Eltern nicht sehr beliebt.“ Auch die Reaktivierung des Fördervereins für die Nachmittagsbetreuung wäre nicht aller Probleme Lösung. „Denn diese Betreuungsplätze würden kosten.“ In Hosenfeld ist die Betreuung kostenfrei – und wird somit gut angenommen.

Trotzdem: „Würde die Grundschule Schwarzatal schließen, wäre das mehr als bedauerlich. Auch aus dem Blickwinkel betrachtet, dass junge Familien, die mit dem Gedanken spielen, aufs Land zu ziehen, das vom Schulangebot abhängig machen“, so Bolz. „Kurze Beine, kurze Wege“, so sollte es sein, finden er und die anderen Engagierten.

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