1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Stadt Fulda sieht schlechte Ergebnisse des Fahrradklimatests als Ansporn

Erstellt:

Von: Sabrina Mehler

Radweg Fulda-Aue
Seit vielen Jahren entstehen in Fulda neue Radwege, wie hier in der Aue. © Nils Otterbein

Zu schmale Radwege, auf denen häufig auch noch Autos parken, und eine schlechte Verkehrsführung entlang von Baustellen: Fulda und Künzell haben in Sachen Fahrradfreundlichkeit laut neuester Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Nachholbedarf.

Fulda - Fulda schneidet beim ADFC-Fahrrad-Klimatest traditionell nicht gut ab: Auch landet die Barockstadt bei den Kommunen mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern mit der Note 4,19 im bundesweiten Vergleich auf Platz 74 von 113 – hessenweit auf Platz 5 von 7. Noch schlechter schneidet Künzell ab: Für die Stadtrand-Gemeinde gibt es nur eine Note von 4,4. Allerdings: Auch der Bundesdurchschnitt ist mit 3,96 miserabel. Offenbar fühlen sich viele Radfahrer und Radfahrerinnen in ganz Deutschland nicht sicher genug.

Stadt Fulda sieht Ergebnisse des Fahrradklimatests als Ansporn

Aus Sicht der Stadt müsse die Bewertung der Ergebnisse differenziert vorgenommen werden, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung. So sei die Umfrage nicht repräsentativ: „Nur 251 Menschen haben die Situation in Fulda bewertet.“ Tendenziell würden eher Radfahrer teilnehmen, die unzufrieden sind. Das gelte allerdings bundesweit, sodass der Vergleich mit Städten ähnlicher Größenordnung dennoch Erkenntnisse bringe.

Im Vergleich zum jüngsten Test aus dem Jahr 2020 ist 2022 eine „leichte Verbesserung“ spürbar, heißt es vonseiten der Stadt: Innerhalb der Ortsgrößenklasse sei Fulda von Rang 86 auf Rang 74 geklettert. Der Durchschnittswert verbesserte sich von 4,25 auf 4,19.

„In den meisten Kategorien ist das Ergebnis für Fulda stabil. Spürbare Verbesserungen gab es aus Sicht der an der Umfrage teilnehmenden Radfahrerinnen und Radfahrer bei der Akzeptanz durch andere Verkehrsteilnehmer, bei der Werbung für das Radfahren, bei der Reinigung der Radwege sowie bei der Frage, ob das Radfahren in Fulda Spaß oder Stress bedeute. Einziger Punkt mit einer Verschlechterung gegenüber 2020 ist das Thema Fahrraddiebstähle“, erklärt Magistratspressesprecher Johannes Heller.

In manchen Werten spiegelten sich die Anstrengungen der vergangenen Jahre wider, die Attraktivität des Radverkehrs zu steigern: „Zum Beispiel wurden allein in den vergangenen drei Jahren rund fünf Kilometer Radwege im Stadtgebiet neu gebaut und ausgebaut – auch in den Stadtteilen.“ Betrachte man den Zeitraum seit 2015, sei die Kilometerzahl sogar gut dreimal so hoch. Außerdem seien die Abstellanlagen an vielen Stellen im Stadtgebiet kontinuierlich ausgebaut worden – allein im vergangenen Jahr an 15 verschiedenen Standorten.

Auch die Investitionen in die Radwegebeschilderung und die vermehrte Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr in Gegenrichtung zeigten sich weiter in den positiven Antwortwerten. „An anderer Stelle, wie bei der bemängelnden Radwegbreite, sind wir oft durch die historische Bausubstanz in der Innenstadt oder die Topografie der Stadt in unseren Möglichkeiten eingeschränkt“, erklärt die Pressestelle.

Video: Radeln in Deutschland: Viel Stress statt Fahrspaß

„Die Stadt versteht das Fahrradklimatest-Ergebnis als weiteren sportlichen Ansporn, die begonnen Schritte weiter zu gehen.“ Auch Kritikpunkte wie die nach Ansicht vieler Radfahrenden mangelnde Kontrolle von Falschparkern sollen stärker in den Blick genommen werden.

Nach Veröffentlichung der Umfrage hatte sich umgehend der Kreisverband der Grünen zu Wort gemeldet. Die Partei spricht von einer „schallenden Ohrfeige“ für Fulda und Künzell. „Da kann sich die Verwaltung noch so sehr für ihre Investitionen in die Rad-Infrastruktur preisen – wer in Fulda mit dem Rad unterwegs ist, sieht das ganz anders“, sagt Knut Heiland und ergänzt: „Was helfen uns wunderschön ausgebaute Freizeit-Radwege draußen im Grünen, wenn die Infrastruktur in der Stadt weiter ein Flickenteppich bleibt?“

Hierzulande werde Radfahren weiter vor allem als Freizeitbeschäftigung verstanden, nicht als Mittel der Fortbewegung. „Die Verantwortlichen sind weit davon entfernt, endlich alle Verkehrsmittel gleichzustellen oder die Fuldaer Bürgerinnen und Bürger bei der Radwegeplanung mit einzubeziehen.“

Auch der SPD-Stadtverband äußerte sich zum Ergebnis, das er als „absolut desaströs“ bezeichnete. „Es werden Radwegekonzepte erstellt und, wie bei allen Verkehrskonzepten der Stadt, nur schleppend oder gar nicht umgesetzt“, kritisiert die SPD in einer Pressemitteilung. Co-Vorsitzender Hans-Joachim Tritschler fordert, dass „in der Verkehrspolitik endlich ein Umdenken bei der Stadt einsetzt“.

Auch interessant