Laut Landkreis sind bislang 150 Wohnungen dem Kontaktbüro gemeldet worden. Ebenso hätten rund 30 Helfer signalisiert, sich engagieren zu wollen – etwa indem sie mit und für Ukraine-Flüchtende Behördengänge erledigen oder sie im Alltag unterstützen. Zudem wollten Büro und Kreis prüfen, „inwieweit größere Unterkunftsstrukturen vorhanden sind oder bei Bedarf geschaffen werden können“. (Lesen Sie auch: Ukraine-Krieg hat massive Einflüsse auf die Lebensmittelpreise)
Aktuell sei jedoch davon auszugehen, dass nahezu alle Geflüchteten aus der Ukraine im Landkreis privat oder auf private Initiative untergekommen sind, hieß es gestern von der Landkreis-Verwaltung. Aktuell – Stand: Dienstag, 16.30 Uhr – hätten sich 420 Flüchtlinge beim Landkreis registrieren lassen.
Zwei Geflüchtete sind seit dieser Woche bei Peter Arnold und Frau Celia De Jesus Teixeira aus Mittelkalbach untergebracht: Sie waren einer Bitte eines langjährigen Freundes aus Rommerz – dessen Freundin stammt aus der Ukraine – gefolgt und hatten am Montag eine aus Kiew geflüchtete Mutter und deren Tochter aufgenommen. „Wenn wir helfen können, tun wir das. Das ist doch selbstverständlich“, sagt der 54-Jährige, der unter anderem ehrenamtlich als Betreuer arbeitet. Weil er ohnehin gerade daheim sei, könne er sich um die beiden kümmern. Und da die erwachsene Tochter demnächst ausziehe, gebe es zudem genügend Platz.
Dass alle in der Region ankommenden Ukraine-Flüchtlinge hier Platz finden, davon ist Neuhofs Bürgermeister Heiko Stolz (CDU) überzeugt: „Wir werden genügend Unterkünfte finden und die Menschen ordentlich versorgen“, urteilte er am Dienstag. Es gebe eine große Solidarität und Bereitschaft, Menschen im Landkreis aufzunehmen. Alle Bürgermeister hätten signalisiert, den Landkreis bei dem Thema „uneingeschränkt zu unterstützen“. (Lesen Sie hier: Ukraine-Flüchtlinge im Kreis Fulda - Die Hälfte sind Kinder unter 15 Jahren)
Stolz, der zugleich Sprecher aller Bürgermeister im Kreis ist, appellierte an die Bürger, freie Wohnungen und Unterkünfte anzubieten. „Wir brauchen jeden, der hilft“, sagte Stolz, „um ein größtmögliches Angebot zu schaffen“. In vielen Orten gebe es zudem Aktionen und Projekte, in denen Privatleute und Unternehmer Spenden sammelten, Hilfstransporte organisierten und Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufnähmen.
Nicht nur Gemeinden, auch Organisationen bereiten sich auf Flüchtlingsströme aus der Ukraine vor. Steffen Ackermann, Vorsitzender des Fuldaer Kreisverbandes des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), berichtete etwa, dass sein Verband Mitglieder aufgerufen habe, freie Betten und Unterkünfte zu melden; diese Listen würden an die Kreise übergeben, die die Belegung koordinierten.
Im Landkreis Fulda beteiligen sich laut Ackermann bislang mehr als ein Dutzend Hoteliers und Wirte, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtete Menschen beherbergen wollen. Zum Teil hätten Gastronomen auch private Initiativen gestartet. „Die Hilfsbereitschaft ist sehr groß“, urteilte der Dehoga-Chef und lobte die Menschlichkeit und Solidarität seiner Kollegen.
Diese sei umso bemerkenswerter, weil die Branche wegen der Coronavirus-Pandemie in den vergangenen zwei Jahren vor „großen Herausforderungen“ gestanden habe.
Auch christliche Organisationen haben sich des Themas angenommen. Nach Auskunft von Ann-Katrin Jehn, zuständig für die Kommunikation beim Caritasverband für die Diözese Fulda, gebe es „verschiedene Überlegungen“, und man stehe in Kontakt mit dem Landkreis um mögliche Caritas-Liegenschaften für die Nutzung als Unterkunft zu prüfen. „Wir bemühen uns um schnelle und unkomplizierte Lösungen, um den Menschen in Not zu helfen“, ließ sich Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch zitieren.
Thomas Peffermann, Diözesangeschäftsführer der Fuldaer Malteser, berichtete, dass auch in seiner Organisation die Vorbereitungen für die Aufnahme von Flüchtlingen angelaufen seien. „Wir sondieren, ob und welche Gebäude wir nutzen können.“ Es habe sich ein Planungsstab aus Caritas, Maltesern und Bistum gebildet, um die Ukraine-Hilfe vor Ort zu koordinieren.
Weiter berichtete er von Ehrenamtlichen, die von sich aus Wohnungen oder Zimmer angeboten hätten oder helfen wollen. „Die Anteilnahme ist groß. Das habe ich in der Form noch nicht erlebt“, lobte Pfeffermann. Die Ereignisse in Osteuropa rüttele die Menschen auf.
Mit wie vielen Flüchtlingen der Kreis und die Kommunen an Fulda, Haune, Ulster, Lüder und Fliede rechnen müssen, ist völlig offen: „Das Migrationsgeschehen wird permanent beobachtet und analysiert. Eine valide Prognose ist aufgrund des globalen Migrationsgeschehens nicht möglich“, hieß es gestern auf Anfrage des Hessischen Sozialministeriums.
Ähnlich äußerte sich Bürgermeister-Sprecher Heiko Stolz: Es hänge vom Kriegsgeschehen ab, wie viele Flüchtlinge tatsächlich in die Region kommen. „Es steht in den Sternen.“