Strecke ist bald frei für Radler

Bad Brückenau - Der Landkreis Bad Kissingen beteiligt sich mit 258 000 Euro am Radweg auf der Bahntrasse durch das Sinntal. Der Investor hat die Strecke bereits gekauft, der Widerspruch der Staudenbahn ist allerdings noch nicht vom Tisch.
Die Weichen im übertragenden Sinn sind gestellt, die Weichen auf der Strecke haben bald endgültig ausgedient: Der Radweg auf der (bayrischen) Sinntalbahn scheint in greifbarer Nähe, die vier Kommunen entlang des bayerischen Teils der Strecke haben alle einem Vertrag mit der Firma „Meißner Gleisrückbau“ zugestimmt, nun hat der Landkreis Bad Kissingen nachgezogen. Insgesamt 258 000 Euro sagte der Wirtschaftsausschuss der Stadt Bad Brückenau sowie den Gemeinden Zeitlofs, Wildflecken und Riedenberg zu. Der Kreis beteiligt sich damit an den Baukosten, übernimmt naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen und beschildert den künftigen „Rhön-Sinntal-Radweg“.
„Wir haben die Strecke bereits gekauft und bezahlt“, sagt Timo Meißner von Meißner Gleisrückbau auf Anfrage. Die DB Netz als Verkäuferin gibt dagegen keine Stellungnahme über einen möglichen Verkauf ab. Der Plan ist, dass die Firma die Gleise abbaut und verkauft, das Schotterbett aufarbeitet und einen 26 Kilometer langen Radweg anlegt. 20 Kilometer werden vorerst geschottert, sechs Kilometer asphaltiert. Danach übernehmen die vier Kommunen das Grundstück.
Bezahlen müssen die Gemeinden gerade einmal 14 Euro für den laufenden Meter Radweg. „Es ist für uns ein Traum, auf diese Weise an einen 26 Kilometer langen Radweg zu kommen“, kommentierte Jürgen Dobler von der Tiefbau-Abteilung des Kreises. „Das ist ein sehr günstiger Preis“, sagte auch Landrat Thomas Bold (CSU), stellte jedoch auch klar, dass der Ausbaustandard nicht besonders hoch sei. „Es ist vermutlich nicht der Standard, den wir von kreiseigenen Radwegen gewohnt sind“, sagte auch die Bad Brückenauer FDP-Kreisrätin Adelheid Zimmermann.
„Ich gehe davon aus, dass da noch einiges dazukommt“, erklärt auch die Bad Brückenauer Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks auf Nachfrage. Geländer auf Böschungen oder die Anschlüsse auf Brücken müssten vielleicht nachgebessert werden. Möglich sei auch, dass später weitere Teilstrecken asphaltiert werden. Laut Dobler könnten solche Nacharbeiten dann vielleicht bezuschusst werden, während sich das Staatliche Bauamt am jetzigen Radweg nicht beteilige, obwohl er neben der Staatsstraße verläuft. „Der Freistaat würde das so sicherlich nicht bauen“, betonte Bold.
Unklar blieb der Zeitplan: „In der kommenden Woche ist Notartermin mit den Kommunen“, kündigte Dobler an, der Widerspruch mit der Staudenbahn werde bald zurückgezogen. Auch Bold war „überrascht, dass es jetzt so schnell geht“. Das freute viele Kreisräte, war allerdings wohl zu voreilig: „Die Entwidmung ist noch nicht rechtskräftig“, sagte Hubert Teichmann, Geschäftsführer der Staudenbahn, auf Nachfrage.
Es habe zwar Gespräche mit der Familie Meißner gegeben, aber keinen „Deal“. „Solange eine Strecke gewidmet ist, muss sie für den Verkehr vorgehalten werden“, stellte Teichmann klar. Allerdings merke er auch, dass eine Mehrheit in der Region keine Bahnstrecke im Sinntal wolle: „Die Konstellation ist ungünstig, die Region scheint keine Verbesserung der Infrastruktur zu wollen.“ Trotzdem würden die Erfolgsaussichten des Widerspruchs noch geprüft. Teichmann sicherte jedoch eine baldige Entscheidung zu: „Lange werden wir nicht warten, bis Ende Oktober legen wir uns fest.“
„Das Risiko sind wir eingegangen“, kommentiert Timo Meißner den noch offenen Widerspruch, der aus seiner Sicht keine Aussicht auf Erfolg hat. „Ich bin ja kein Bahngegner, wir unterstützen sogar viele andere Strecken mit unseren Schienen, aber die Strecke durch das Sinntal ist einfach kaputt“, fasst er den Zustand der Bahnstrecke von Jossa nach Wildflecken zusammen. Das behindere auch den Bau des Radweges: „Wir können da nicht mit einem Umbauzug drauf, sondern müssen das mit Baggern machen“, blickt Meißner voraus.
Wann es so weit ist, weiß auch er nicht. Der Plan sei, im Winter die Vegetation zurückzuschneiden und mit Vorarbeiten zu beginnen. Auch auf einen Notartermin mit den Kommunen will sich Meißner noch nicht festlegen, das werde in Absprache kurzfristig entschieden. Der Rückbau selbst könne dann schnell gehen: „Das ist für uns Tagesgeschäft, das machen wir ja ständig“, verweist er auf ähnliche, zum Teil sogar preisgekrönte Projekte.