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Streit um Erbsensuppen-Stand: Fleischerei Schneider wünscht sich andere Auswahl-Kriterien

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Von: Sabrina Mehler

Fulda: Weihnachtsmarkt offiziell eröffnet
Dass die Fuldaer Fleischerei Schneider diesmal nicht am Weihnachtsmarkt vertreten ist, hat für viel Aufruhr gesorgt – nicht nur bei den Kunden und Kundinnen, sondern insbesondere auch in der Stadtpolitik. © Memento36

Dass die Fuldaer Fleischerei Schneider diesmal nicht am Weihnachtsmarkt vertreten ist, hat für viel Aufruhr gesorgt – nicht nur bei den Kunden und Kundinnen, sondern insbesondere auch in der Stadtpolitik.

Fulda - Der Weihnachtsmarkt muss erstmals seit Jahrzehnten ohne Schneiders Erbsensuppe auskommen. Die CWE reagierte deshalb mit scharfen Worten und forderte ein Umdenken – und stellte schließlich sogar die Koalition mit CDU, FDP in der Stadtverordnetenversammlung infrage. Sollte das Bündnis scheitern, dann verschöbe sich die Mehrheit zugunsten der Opposition.

Fulda: Streit um Erbsensuppen-Stand auf dem Weihnachtsmarkt 

Dass es dazu kommt, glaubt Jonathan Wulff, Vorsitzender der SPD-Fraktion, nicht: „Die werden sich sicher zusammenraufen.“ Und selbst wenn die Koalition passé sein sollte, dann sei es unwahrscheinlich, dass die SPD neuer Koalitionspartner wird: „Wir haben seinerzeit entsprechende Gespräche geführt und Forderungen gestellt. Es sah nicht so aus, als würde die CDU darauf eingehen wollen.“

Zum Weihnachtsmarkt-Streit sagt er: „Am Auswahlgremium, das über die Standvergabe entscheidet, sind nicht nur Vertreter der Stadt beteiligt, sondern auch andere Akteure wie Industrie- und Handelskammer und City Marketing.“ Dass die CWE den Anspruch habe, ebenfalls gefragt werden zu wollen, sei „interessant“.

Silvia Brünnel, Vorsitzende der Grünen, sagt: „Strittige Themen einer Koalition sollten dort besprochen werden, wo sie hingehören – in die Koalitionsrunde.“ Interessant sei jedoch die unterschiedliche Wahrnehmung der Fraktionsvorsitzenden von CDU, FDP und CWE, was die Qualität der Zusammenarbeit in den vergangenen eineinhalb Jahren anbelangt. Ob der „Zoff“ zur Auflösung der Koalition führt, bleibe abzuwarten. „Als Oppositionsfraktion zum jetzigen Zeitpunkt eine Debatte über ,was wäre wenn‘ zu führen, halte ich für unangebracht. Mit Blick auf den Abschluss der Haushaltsberatungen bleibt es jedoch für alle spannend.“

Viele ihrer Kunden reagieren mit Bedauern, berichtet derweil Kerstin Schneider, die mit ihrem Mann Christoph die Fleischerei Schneider am Abtstor führt. Auch wenn sie selbst zunächst „erschüttert“ gewesen sei, will sie nun „nicht jammern“: „aber vielleicht dazu beitragen, dass die Regeln für den Weihnachtsmarkt geändert werden.“

Schneider ist der Meinung, dass einheimische Firmen mehr unterstützt werden sollten: „Denn sie sind es, die in Fulda Gewerbesteuer zahlen.“ Sie findet außerdem, dass die Stadt ein persönliches Gespräch mit jenen Betreibern hätte führen sollen, die regelmäßig am Weihnachtsmarkt vertreten sind. Die Jury-Mitglieder hätten dann schon im Jahr zuvor erklären können, welchen Verbesserungsbedarf sie sehen.

Die städtische Pressestelle erläutert, dass die Fleischerei schon im vergangenen Jahr entsprechende Hinweise bekommen habe. Davon weiß die Firma jedoch nichts: „Wir haben lediglich allgemeine Infos und die Weihnachtsmarkt-Satzung erhalten“, erklärt Schneider. Wie die Stadt ebenfalls berichtet, würden alle abgelehnten Bewerber in jedem Jahr Schreiben erhalten mit den Gründen, die zur Absage geführt haben sowie Informationen und Hinweise, was am Stand verbessert werden kann. Die schönsten Hütten auf dem Fuldaer Weihnachtsmarkt sind in dieser Woche prämiert worden.

„Diese Anmerkungen dienen als konstruktive Kritik und können den Bewerben in Folgejahren dazu dienen, die eigene Standgestaltung und Warenpräsentation zu optimieren und damit die Attraktivität des Weihnachtsmarktstandes und dessen Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.“

Diese Hinweise erfolgen allerdings erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Tatsächlich hatte die Fleischerei für das aktuelle Jahr bereits eine „Generalüberholung“ des Standes geplant, berichtet Schneider. „Aber da war die Absage der Stadt schon da.“

„Ich hoffe daher, dass sich künftig etwas ändert – nicht für uns, sondern vor allem für andere Standbetreiber“, erklärt die Unternehmerin. Ob die Fleischerei Schneider sich für den Weihnachtsmarkt im kommenden Jahr bewirbt, ist fraglich. Aber Schneider verrät: Eine freie Mitarbeiterin, die in den vergangenen Jahren am Stand der Schneiders verkauft hatte, überlegt gerade, ob sie eine Bewerbung für 2023 einreicht. Dann gibt es vielleicht doch wieder Erbsensuppe à la Schneider am Weihnachtsmarkt.

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