Großer Hype um Secret Raves: Veranstalter wollen Techno-Partys in Fulda etablieren

Manuel Barth und Cedric Malke aus Schmalnau locken mit ihren Secret Raves regelmäßig eine Schar an Techno-Fans an. 2023 haben sie ein Ziel vor Augen: Sie wollen ihre Partys in Fulda etablieren.
Fulda - Zugegeben: Techno-Musik ist nichts für jeden. Für die einen ist die Beat-orientierte Musik nichts als sinnloser Lärm. Andere lassen sich von den rhythmischen Klängen durch eine Nacht voller Tanz und Euphorie tragen und nehmen dafür auch gerne weite Wege in Kauf. Denn während Fans des musikalischen „Mainstreams“ zumindest regelmäßig entsprechende Tanz-Veranstaltung in Fulda finden, bleiben Techno-Begeisterte in der Barockstadt häufig auf der Strecke.
Fulda: Hype um Secret Raves - Techno-Partys sollen Club-Szene aufmischen
„Als Fuldaer musst du nach Frankfurt, Würzburg oder Kassel fahren, wenn du zu Techno feiern willst“, bedauert Manuel Barth. Damit gab sich der 30-Jährige aus Schmalnau allerdings nicht zufrieden und beschloss, selbst für Feier-Gelegenheiten zu sorgen. Im Juni 2021 veranstalte er den ersten legalen Secret Rave auf einer Waldlichtung. Die Infos zur Veranstaltung - etwa Ort und Zeit - kommunizierte er lediglich über eine WhatsApp-Gruppe.
„Das lief richtig gut. Während des Raves kamen immer mehr Leute, weil es sich immer weiter herumsprach“, berichtet Barth. Auch nach der Veranstaltung hielt die positive Resonanz an und der Wunsch nach weiteren Veranstaltungen wurde laut. Daraufhin wandte er sich an seinen Freund Cedric Malke (27), der ebenfalls aus Schmalnau kommt und der nun sein Geschäftspartner ist.
Beim nächsten Rave im Oktober 2021 - eine Open-Air-Veranstaltung in einem Steinbruch - kamen 170 Menschen. „Da haben wir das erste Mal richtig Geld reingesteckt“, erinnert sich Manuel. Den beiden Veranstaltern gehe es bei der ganzen Sache nicht um Profit: „Wir machen das, weil wir Spaß daran haben.“
Secret Raves
Ein „Secret Rave“ oder einfach „Rave“ ist eine Tanzveranstaltung zu elektronischer Musik - meist Techno -, die in einer speziell dafür präparierten Location stattfindet. Diese Location ist in der Regel einmalig und wird nicht mehrfach verwendet. Die Locations können sowohl Innenräume als auch Außenflächen sein. Für die Musik sorgen DJs. Üblicherweise werden Zeit und Ort bei einem „Secret Rave“ erst kurz vor der Veranstaltung bekanntgegeben - über Messenger etwa oder Social Media.
Und damit sind sie nicht alleine: Mit jeder Veranstaltung wuchs auch das Interesse an den Secret Raves. Bei einer Veranstaltung im Mai 2022 in Mittelkalbach kam es bereits nach zwei Stunden zu einem Einlass-Stopp. Aus WhatsApp-Gruppen sind mittlerweile aufwendige Social-Media-Auftritte geworden, und es gibt sogar einen Ticketshop. Auch Ort und Zeit der Veranstaltungen sind nicht mehr geheim. „Die Gäste wissen allerdings nie, was sie beim nächsten Secret Rave erwartet“, sagt Manuel Barth.
Und wie erklären sich die beiden das große Interesse an ihren Events, den wachsenden Hype? „Die Leute kommen, weil sie das hören wollen. Es ist etwas Neues und Besonderes, das sie in den Fuldaer Clubs vermissen“, vermuten die Schmalnauer und kritisieren damit die Eintönigkeit der kleiner werdenden Club-Landschaft in Fulda. „Das letzte Mal, dass ich einen Fuldaer Club zum Feiern besucht habe, ist zehn Jahre her“, verrät Barth.
„So etwas hat Fulda in diesen Maßstäben noch nicht gehabt“, sind sich die Veranstalter der Secret Raves deshalb sicher. Umso mehr verwundere sie die „Verschlossenheit“ der Stadt Fulda und der Gemeinden im Landkreis. „Wir fragen immer wieder Locations in Fulda an und werden ständig abgewiesen“, berichtet Barth. Mehr als 20 Absagen habe es gegeben. Die Gründe seien dabei aus ihrer Sicht oft unbefriedigend.
Das letzte Mal, dass ich einen Fuldaer Club zum Feiern besucht habe, ist zehn Jahre her.
Nur selten seien dabei andere, bereits feststehende Veranstaltungen das Problem gewesen. „Die Räume bleiben leer, statt dass die Gemeinde damit Geld verdient,“ bedauert der 30-Jährige. Von der Stadt Fulda gab es eine Absage für das Messe-Gelände. „Begründet wurde das damit, dass die Stadt ihren Bürgern nicht mehr als drei Veranstaltungen im Jahr zumuten wolle.“ Die Veranstalter hatten sogar angeboten, die Veranstaltung am frühen Abend zu veranstalten.
Auf Nachfrage äußerte sich die Stadt Fulda zu der Absage: „Diese Anfrage wurde abgelehnt, weil das Messegelände an ein Wohngebiet angrenzt.“ Das Messegelände Fulda Galerie sei in erster Linie für Messeveranstaltungen gedacht. In der Regel müsse auf dem Messegelände ab 23 Uhr Ruhe herrschen.
Immer wieder Absagen: Veranstalter wünschen sich mehr Offenheit
Konzerte, die beispielsweise nur circa zwei Stunden dauern oder Veranstaltungen in Zelten seien für die Anwohner kein großes Problem. „Hier ging es aber um eine längere Veranstaltung mit Techno-Musik – zumal Open Air, also ohne jeden Schallschutz. Das ist den Anwohnern dort nicht zuzumuten“, teilte Monika Kowoll-Ferger, Pressesprecherin der Stadt Fulda, mit.
„Wir wünschen uns einfach, dass die Stadt Fulda und die umliegenden Gemeinden offener uns gegenüber sind“, betonen die beiden Schmalnauer. „Meistens wird schon im ersten Telefonat abgeblockt. Uns wird überhaupt nicht die Möglichkeit gegeben, unser Konzept an die Auflagen anzupassen.“ Dass das Interesse an solchen Veranstaltungen da sei, hätten die vergangenen Secret Raves gezeigt. Die fanden allerdings meist außerhalb statt, was logistische Schwierigkeiten zur Folge hatte.

Für ihre Veranstaltung im Wartenberg-Oval am 17. Dezember hatten die Veranstalter einen Shuttle-Service organisiert. Zwei Busse mit jeweils 55 Plätzen brachten die Gäste nach Fulda zurück. So sollte auch eine eventuelle Lärmbelästigung für Anwohner minimiert werden, erklären die beiden. „In der Stadt wäre das alles natürlich viel einfacher - logistisch und wirtschaftlich“, ist sich Manuel Barth sicher.
Trotzdem sei die Party ein voller Erfolg gewesen. Laut Veranstalter waren etwa 700 bis 750 Gäste da. „Die Resonanz war richtig gut“, berichtet der 30-Jährige. Das hätten nicht nur die Anfragen von verschiedenen Clubs - unter anderem aus Frankfurt - gezeigt, die nach der Veranstaltung bei den beiden eintrudelten. „Von den Fuldaer Clubs regte sich allerdings wieder keiner.“
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Davon lassen sich Manuel Barth und Cedric Malke aber nicht entmutigen und planen munter weiter ihre Partys. Die nächste soll voraussichtlich im Mai stattfinden. Diesmal in der Rhönmarkthalle in Gersfeld. Ihre Ziele für die Zukunft stehen auch schon fest: In diesem Jahr wollen sie sich in Fulda noch besser etablieren. Im nächsten Jahr soll es dann über den Rand von Fulda hinaus gehen.
Auch auf die Landesgartenschau 2023 in Fulda haben die Veranstalter ein Auge geworfen. Aktuell gebe es Gespräche mit Verantwortlichen in Bezug auf eine Musikveranstaltung im Badegarten. Da sei allerdings noch nichts spruchreif, betont Manuel Barth.
Trotz allem hoffen die beiden, dass Stadt und Gemeinden etwas mehr Bereitschaft zeigen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. „Denn an Locations mangelt es im Kreis Fulda nicht“, betont Barth „An Veranstaltungs-Vielfalt aber irgendwie schon.“