Dr. Wolfgang Lauber, der seit 1983 Tierarzt in Fulda ist, ergänzt, dass auch die Medikamente teurer geworden seien. „Die letzte Gebührenordnung ist schon lange her. Es ist gerechtfertigt, dass man jetzt eine Anpassung macht.“
Vorausgegangen war diesem Schritt eine Studie zur Wirtschaftlichkeit von Tierarztpraxen. Dieses Gutachten, welches das Bundeslandwirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hat, ergab, dass die Tierarztgebühren nicht ausreichen. (Lesen Sie hier: „Energie ist mittlerweile die Hauptzutat“: Bäckereien kämpfen mit steigenden Kosten)
Der Deutsche Bauernverband befürchtet, dass sich einige Landwirte die tierärztliche Versorgung kaum mehr leisten können. „Die erneute, deutliche Anhebung der Gebühren ist nicht akzeptabel“, betont der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Udo Hemmerling. In vielen Betrieben sei die wirtschaftliche Situation wegen des Preisauftriebs bei Futter, Energie und Diesel sehr angespannt.
Grundlage für die Neufassung der Gebührenordnung war eine wissenschaftliche Analyse der Kosten für die Veterinärmedizin, die das Bundeslandwirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hatte. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), dessen Haus die Gebührenordnung daraufhin überarbeitet hat, steht nun in der Kritik. Was können Betroffene tun? Für Bauern wird es wegen der Preiserhöhungen attraktiver, mit einem Tierarzt Verträge über die ärztliche Betreuung ihres gesamten Bestandes zu schließen, die von den Preisvorgaben abweichen. Schutz vor einem Kostenschock kann bei Haustieren eine Tierschutzversicherung bieten.
Die monatlichen Kosten richten sich nach den Leistungen. Als Faustregel gilt, dass beispielsweise eine OP-Versicherung für Hunde ohne Selbstbeteiligung um die 20 Euro monatlich kostet, der Vollschutz um die 40 Euro. Jede Tierarztleistung ist analog zur Gebührenordnung der Ärzte mit einem festen Beitrag definiert. Dieser Beitrag kann nach einem einfachen, zweifachen, dreifachen oder vierfachen Satz abgerechnet werden. Über Details der neuen Gebührenordnung berichtet auch echo24.de
Dass Viehhalter wegen der gestiegenen Kosten den Tierarzt nicht mehr rufen, davon geht Sebastian Schramm, Geschäftsführer beim Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld, nicht aus: „Die Landwirte werden sich die Tierarztkosten weiter leisten, weil sie auf den Tierarzt nicht verzichten können. Sie brauchen eine gesunde Herde.“
Die Gesamtsituation sowie die Anpassung der Gebührenordnung in Tierarztpraxen führten mitunter zu Verdruss: „Landwirte sind zum Teil sehr sauer.“ Rein statistisch betrachtet kämen auf jeden tierhaltenden Betrieb zusätzliche Kosten von jährlich gut 290 Euro zu, erklärt Schramm.