Gangsta-Rap vor dem Dom: 5000 Fans bejubeln Sido in Fulda

Er hat die Geschichte des Deutschraps geprägt - am Samstag teilte Musiker Sido seine Kunst mit 5000 Fans in Fulda und brachte den Domplatz zum Beben.
Fulda - Die einen verbinden ihn mit provokanten Gangsta-Rap-Hymnen wie „Mein Block“ und „Schlechtes Vorbild“, die anderen mit tiefgründigen Features mit Pop-Stars wie Adel Tawil und Andreas Bourani. Sido hat viele Gesichter, unter anderem eine silberne Totenkopf-Maske, die den Beginn seiner Karriere prägte.
Fulda: Gangsta-Rap vor dem Dom - Tausende Fans bejubeln Sido
Denn „Maske“ hieß das Debütalbum des Musikers, der ab 2003 bei seinen Konzerten eine selbige in Metall trug und erst ab 2005 sein Gesicht zeigte. 2008 erschien die Platte „Ich und meine Maske“. Und die aktuellste Einspielung aus dem September 2019, als noch niemand die Corona-Pandemie erahnen konnte, trug den Titel „Ich und keine Maske“.
Eben dieses Album ist Anlass der „Ich und keine Maske“-Tournee, die den Rapper unter anderem am Samstag, 23. Juli, nach Fulda auf den Domplatz führte. 5000 Fans bejubelten den 41-Jährigen und sangen seine alten und neuen Songs Wort für Wort mit. (Lesen Sie hier: Sind 5 Euro für eine Bratwurst zu viel? Diskussion um Preise bei Domplatz-Konzerten)
Sidos bisheriger Lebenslauf liefert Stoff für Filme: Vom Außenseiter zum Millionär. Vom Straßenjungen zum gefeierten Rapstar. Vom Jungen ohne richtigen Schulabschluss zum Jungen mit der dicksten Kette im Block. Vom Typen, der seine Lehre abgebrochen hat, zum Mann, der alles tun und alles sagen darf. Irgendwann ging das alles auch ohne Maske. Dabei nimmt Sido eine spezielle Rolle ein: Er ist eine Art Brücke zwischen Alt und Neu und kommt aus einer Zeit, in der Rap noch der Sound der Außenseiter war.
Video: Sido verkündet in Livestream sein TV-Aus
Zugleich steht Sido sicher auf dem Parkett der „Popwerdung“ (so der Veranstalter Provinztour). Soll heißen: Er hat die Ausdrucksform Rap in den vergangenen Jahren so sehr nach seinem Gusto geformt, dass sich die Fragen nach der Grenze zum Pop oder dem Erwachsenwerden gar nicht mehr stellen.
Auch wusste er in der Vergangenheit zu provozieren: Paul Hartmut „Siggi“ Würdig, wie der Berliner bürgerlich heißt, geriet mit zwei Songs ins Visier der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien.
2019 war er dann Coach in der neunten Staffel „The Voice Of Germany“. Während der Corona-Pandemie gab Sido Auto-Konzerte und war in erfolgreichen Livestreams zu erleben. Nebenbei schauspielert der mehrfach für seine Musik ausgezeichnete Künstler auch („Blutzbrüdaz“). (ah, az)