Das Landratsamt geht aber möglicherweise noch einen Schritt weiter. Dem Vernehmen nach wurde während einer Dringlichkeitssitzung die Idee angestoßen, völlig neue Kennzeichen einzuführen, beispielsweise RHÖ für die Rhön-Gemeinden – wobei man sich offenbar auch vorstellen kann, noch kleinteiliger zu werden. Mit dem knackigen Kennzeichen „POP“ für die Gemeinde Poppenhausen etwa könne die gesamte Region überregional Aufmerksamkeit auf sich ziehen, was gut für den Tourismus wäre.
Ich freue mich sehr, dass der Landrat und der Erste Kreisbeigeordnete jetzt über ihren Schatten gesprungen sind.
Möglicherweise hat die Landratsamts-Spitze auf andere Kommunen geschielt, wo es die alten Kennzeichen längst wieder gibt, und sie überaus beliebt sind: in Schlüchtern (SLÜ) oder Bad Brückenau (BRK) etwa. Aber woher kommt eigentlich diese Ortskürzel-Popularität? Es ist wohl Nostalgie, Sehnsucht nach der alten Zeit, eine Früher-war-alles-besser-Stimmung: Der Altkreis lebt in den Herzen vieler Hünfelder weiter, damals lief noch Dalli-Dalli im Fernsehen, und der Hamburger SV spielte in der Ersten Liga. Und in unserer schnelllebigen Zeit, in der sich viele als Weltbürger sehen, leben bei manchen die Heimatgefühle umso mehr wieder auf.
Warum auch nicht – ist der frühere Altkreis doch ein besonderes und erfolgreiches Fleckchen Erde. Die wunderbare Kegelspiel-Landschaft sucht ihresgleichen. Hünfeld hat so viele Arbeitsplätze wie Fuldas Stadtrandgemeinden Eichenzell, Künzell und Petersberg zusammen. Und nach einem Hünfelder Erfinder ist ein ganzes Welt-Zeitalter benannt: das Computer-Zeitalter.
Eine Blitzumfrage bestätigt die Begeisterung: Leonard Laufer (82) aus Oberaschenbach freut sich: „Da hab ich lange drauf gewartet.“ Auch Erna Fuhrmann (73) aus Hechelmannskirchen will sich die neue Buchstaben-Kombi ans Auto montieren und sagt: „,Herr übe Nachsicht‘ ist viel besser als ,Fahrer döst‘“.