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HÜN kommt wieder - Landratsamt plant Comeback des alten Kfz-Kennzeichens

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Von: Sabrina Mehler

Bürgermeister Benjamin Tschesnok mit neuem alten HÜN-Kennzeichen.
Da strahlt der Hünfelder: Bürgermeister Benjamin Tschesnok mit neuem alten HÜN-Kennzeichen. © Karl-Heinz Burkhardt

Wer hätte das gedacht? Offenbar wird gerade im Fuldaer Landratsamt eine Kehrtwende vollführt, mit der kaum noch jemand gerechnet hat: Informationen unserer Zeitung zufolge soll das alte HÜN-Nummernschild ein Comeback erleben. Da zeigt sich mal wieder, dass sich Hünfelder Hartnäckigkeit auszahlt.

Fulda/Hünfeld - Da dürften die Nostalgiker und Lokalpatrioten Freudensprünge vollführen, die KfZ-Zulassungsstellen wappnen sich für den Ansturm derjenigen, die sich ihre Heimatliebe ans Auto schrauben wollen. Es geschieht, was kaum zu glauben ist: Nach jahrzehntelangem Widerstand gibt sich das Landratsamt endlich geschlagen und will die Wieder-Einführung der HÜN-Kennzeichen erlauben. Die waren nach der Gebietsreform und dem Untergang des Altkreises Hünfeld vor 50 Jahren aus dem Verkehr gezogen worden.

April, April

Haben Sie unseren Aprilscherz erkannt? Wir lösen an dieser Stelle auf und müssen Ihnen mitteilen, dass das HÜN-Kennzeichen nicht wieder kommen wird.

Landratsamt Fulda plant Comeback des alten Kfz-Kennzeichens HÜN

Die Älteren unter uns erinnern sich an den handfesten Streit zwischen der Spitze des Hünfelder Rathauses und den Herren im Fuldaer Landratsamt, als der Bund 2012 die Wiedereinführung abgeschaffter Kennzeichen zuließ. Damals kämpfte der frühere Hünfelder Bürgermeister Dr. Eberhard Fennel wie ein Löwe. Landrat Bernd Woide und der damalige Erste Kreisbeigeordnete Dr. Heiko Wingenfeld war das Ganze jedoch nicht geheuer; sie warnten vor einem „Rückschritt“. Man sei doch nach so langer Zeit im Kreis Fulda zu einer Einheit geworden.

Jetzt also die Kehrtwende. Rathauschef Benjamin Tschesnok ist in Hochstimmung: „Ich freue mich sehr, dass der Landrat und der Erste Kreisbeigeordnete über ihren Schatten gesprungen sind und jetzt das zulassen, was fast überall in Deutschland schon möglich ist.“ Er selbst habe natürlich die Gelegenheit genutzt, auch an seinem Dienstfahrzeug das HÜN-Kennzeichen anzubringen.

Wunsch-Kombi reservieren

Die Kfz-Zulassungsstelle rechnet mit einem Ansturm von Fahrzeughaltern, die ihr gegenwärtiges Kennzeichen austauschen wollen. Bei einem Vorort-Termin am heutigen Samstag um 11 Uhr in der Zweigstelle des Landratsamts in Hünfeld können sich Interessierte ein Wunschkennzeichen reservieren lassen. Zwei Nummernschilder sind allerdings bereits vergeben: Hünfelds Bürgermeister Benjamin Tschesnok hat sich fürs Dienstfahrzeug HÜN-BM 100 geschnappt und für sein privates, extra-schnelles 40-km/h E-Bike HÜN-BT 1000.

Er erklärt weiter: „Es schadet Fulda nicht, ist aber für manche Menschen im Hünfelder Land sehr wichtig aus alter Verbundenheit. Leider werden die Fahrzeuge mit dem Altkennzeichen immer weniger. Es sind nur noch ein paar Veteranen-Traktoren, die damit unterwegs sind, nachdem der alte Fiat eines Hünfelders im Stadtbild leider nicht mehr zu sehen ist. In Zukunft können und werden es wieder mehr Fahrzeuge sein.“

Das Landratsamt geht aber möglicherweise noch einen Schritt weiter. Dem Vernehmen nach wurde während einer Dringlichkeitssitzung die Idee angestoßen, völlig neue Kennzeichen einzuführen, beispielsweise RHÖ für die Rhön-Gemeinden – wobei man sich offenbar auch vorstellen kann, noch kleinteiliger zu werden. Mit dem knackigen Kennzeichen „POP“ für die Gemeinde Poppenhausen etwa könne die gesamte Region überregional Aufmerksamkeit auf sich ziehen, was gut für den Tourismus wäre.

Ich freue mich sehr, dass der Landrat und der Erste Kreisbeigeordnete jetzt über ihren Schatten gesprungen sind. 

Benjamin Tschesnok, Bürgermeister in Hünfeld

Möglicherweise hat die Landratsamts-Spitze auf andere Kommunen geschielt, wo es die alten Kennzeichen längst wieder gibt, und sie überaus beliebt sind: in Schlüchtern (SLÜ) oder Bad Brückenau (BRK) etwa. Aber woher kommt eigentlich diese Ortskürzel-Popularität? Es ist wohl Nostalgie, Sehnsucht nach der alten Zeit, eine Früher-war-alles-besser-Stimmung: Der Altkreis lebt in den Herzen vieler Hünfelder weiter, damals lief noch Dalli-Dalli im Fernsehen, und der Hamburger SV spielte in der Ersten Liga. Und in unserer schnelllebigen Zeit, in der sich viele als Weltbürger sehen, leben bei manchen die Heimatgefühle umso mehr wieder auf.

Warum auch nicht – ist der frühere Altkreis doch ein besonderes und erfolgreiches Fleckchen Erde. Die wunderbare Kegelspiel-Landschaft sucht ihresgleichen. Hünfeld hat so viele Arbeitsplätze wie Fuldas Stadtrandgemeinden Eichenzell, Künzell und Petersberg zusammen. Und nach einem Hünfelder Erfinder ist ein ganzes Welt-Zeitalter benannt: das Computer-Zeitalter.

Eine Blitzumfrage bestätigt die Begeisterung: Leonard Laufer (82) aus Oberaschenbach freut sich: „Da hab ich lange drauf gewartet.“ Auch Erna Fuhrmann (73) aus Hechelmannskirchen will sich die neue Buchstaben-Kombi ans Auto montieren und sagt: „,Herr übe Nachsicht‘ ist viel besser als ,Fahrer döst‘“.

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