Demo-Marsch in Fulda: Bahngewerkschaft EVG fordert mehr Lohn

Die Bahngewerkschaft EVG fordert mindestens 650 Euro mehr Lohn. Um darauf aufmerksam zu machen, fand am Dienstag ein Demo-Marsch in Fulda statt.
Fulda - Mit einer Forderung nach mindestens 650 Euro mehr Lohn zieht die Gewerkschaft EVG in die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn und Dutzenden weiteren Bahnbetrieben. Die Tarifkommissionen der Gewerkschaft beschloss am Dienstag in Fulda den Mindestbetrag, um die unteren Gehälter überproportional anzuheben. Bei den höheren Entgelten soll nach Informationen aus Gewerkschaftskreisen eine Steigerung um zwölf Prozent durchgesetzt werden. Für die Nachwuchskräfte werden 325 Euro gefordert.
Fulda: Demo für mehr Lohn - Bahngewerkschaft EVG übertrifft Verdi-Forderung
Am frühen Nachmittag fand ein kurzer Demo-Marsch statt. Eine Gruppe bestehend aus 350 Männern und Frauen, ausgestattet mit Tröten, Ratschen und Bannern, zog vom Bahnhofsvorplatz zum Universitätsplatz. Dort stellten sie - der Lohnforderung folgend - die Zahl 650 nach und wurden von einer Drohne fotografiert.
Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay argumentierte mit den Verbraucherpreisen. „Angesichts enorm gestiegener Energie- und Lebenshaltungskosten muss die Lohnerhöhung deutlich ausfallen. Das haben unsere Mitglieder immer wieder sehr eindrücklich erklärt“, teilte sie nach den Sitzungen der Kommissionen aus rund 50 Bahnbetrieben mit.
Höhere Löhne seien auch entscheidend, um neues Personal zu gewinnen und den Betrieb aufrechtzuerhalten. „Die Fluktuation ist erschreckend. Das hat auch etwas mit der Bezahlung zu tun“, sagte Tarifvorstand Kristian Loroch. „Wenn es nicht gelingt, schnellstmöglich eine Vielzahl an neuen Beschäftigten zu gewinnen, werden in Zukunft noch mehr Züge ausfallen.“

Die EVG fordert von den Unternehmen bereits für die erste Runde ein Angebot. Andernfalls könne es früh Warnstreikaktionen geben. „Eine Verhandlungsrunde dauert ja relativ lange“, betonte Ingenschay. „Deshalb haben wir definitiv keine Zeit für Tariffolklore und wollen direkt zu Beginn, bei den Auftakttarifverhandlungen, ein Angebot sehen.“
Die Deutsche Bahn äußerte sich zurückhaltend; man habe die EVG-Forderungen noch nicht vorliegen, hieß es laut tagesschau.de aus dem Konzern. Allerdings sei klar: „Wir brauchen eine vernünftige Balance. Es geht um die Anerkennung der Leistung unserer Belegschaft, und darum, die Zukunftsfähigkeit der Bahn zu sichern“, erklärte ein Sprecher.
Mit ihren Vorstellungen liegt die EVG oberhalb der Forderung, die Verdi für den öffentlichen Dienst beim Bund und den Kommunen erhebt. Hier stehen 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro auf dem Zettel. Die beiden Gewerkschaften wollen ihre Arbeitskampf-Aktionen abstimmen. EVG-Chef Martin Burkert hat ein „sehr hitziges Frühjahr“ in Aussicht gestellt.
Video: Gewerkschaften entsetzt über schlechten Zustand der Bahn
Die EVG verhandelt von Ende Februar an mit der Deutschen Bahn und 50 weiteren Verkehrsunternehmen über neue Tarifverträge. Zu den Beratungen kamen mehr als 300 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in die Stadt Fulda. Die DGB-Gewerkschaft EVG ist die größere Bahngewerkschaft. Die Lokführergewerkschaft GDL verhandelt für ihre Leute erst im Oktober.
Auch bei der Post herrscht aktuell große Unzufriedenheit: Dort kam es Ende Januar zu einem Warnstreik der Postzusteller. Die Arbeitnehmerseite forderte 15 Prozent mehr Lohn für rund 160.000 Tarifbeschäftigte. (ssa, dpa)