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Frieren gegen Putin: Kirchen sollen Heizung herunterschalten

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Von: Volker Nies

Seit Jahren stecken Versorger und Politik viel Kraft ins Energiesparen – um das Klima zu schützen. Das Sparen von Erdgas bekommt jetzt eine neue Dringlichkeit – wegen Putins Angriff auf die Ukraine. Die konsequentesten Ideen kommen von den Kirchen. 

Fulda - Im Bistum Fulda hat Generalvikar Christof Steinert die Gemeinden aufgerufen, als Zeichen der Solidarität alle Kirchenheizungen sofort deutlich zu drosseln oder abzustellen. In der Kirche St. Jakobus in Hünfeld wird dies bereits umgesetzt. Im Bistum werden 119 Kirchen mit Gas geheizt. Das Bistum engagiert sich generell für die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien.

Die Kirchen des Bistums Fulda haben das Heizen stark eingestellt.
Die Kirchen des Bistums Fulda haben das Heizen stark eingestellt. (Symbolfoto) © encierro/stockadobe.com

Bei der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck werden 160 von 1100 Kirchen mit Erdgas beheizt. In den meisten Gemeinden endet die Heizperiode ohnehin nach Ostern. Auch während der Corona-Pandemie wurden viele Kirchen aus Gründen des Infektionsschutzes nicht geheizt.

Die Gemeindeglieder sind daran gewöhnt, sich warm anzuziehen. Generell setzt die Kirche bereits verstärkt auf regenerative Energien. (Lesen Sie auch: Gas-Knappheit durch Ukraine-Krieg - Werden Endverbraucher abgeschaltet?)

Ukraine-Krieg: Frieren gegen Putin - Nicht überall lässt sich Gas abdrehen

Mit ihren 1200 Mitarbeitern zählt die Kreisverwaltung mit zu den größten Arbeitgebern der Region Fulda. Die Heizung einfach herunterregeln sei nicht möglich, sagt Sprecherin Leoni Rehnert. Unter anderem die Arbeitsstättenverordnung, die Mindesttemperaturen für einen Arbeitsplatz vorschreibt, steht dem entgegen.

In Eichenzell und Neuhof werden Rathäuser mit Gas beheizt, die Temperatur in den Büros regeln die Mitarbeiter selbst. Die Bürgermeister haben ihre Teams gebeten, die Büros so kühl wie vertretbar zu lassen. (Lesen Sie auch: Hohe Energiepreise: Mit diesen Tipps können Sie sparen - Experte klärt auf)

 Auch wenn Eichenzells Bürgermeister Johannes Rothmund am liebsten den Erdgashahn abschalten würde: Alternative Wärmequellen für die Feuerwehr und die Kulturscheune sind nicht schnell zur Hand.
Auch wenn Eichenzells Bürgermeister Johannes Rothmund am liebsten den Erdgashahn abschalten würde: Alternative Wärmequellen für die Feuerwehr und die Kulturscheune sind nicht schnell zur Hand. ©  Volker Nies

Die Gemeinde Künzell hat sich in einigen Neubauten von Erdgas verabschiedet. In den Bürgerhäusern von Dietershausen, Engelhelms und Pilgerzell arbeiten die Heizungen mit Holzpellets. Die Stadt Hünfeld arbeitet an einem Programm für mehr Energieeffizienz.

Richtlinien und Vorgaben: Schulen müssen Mindesttemperaturen einhalten

Die Stadt Fulda beheizt 68 Prozent ihrer Immobilien mit Gas, 29 Prozent durch Fernwärme. Heizungen mit Hackschnitzel oder Pellets betreibt die Stadt nicht. Die Stadt setzt verstärkt auf Fotovoltaik und Systeme, die eine verbesserte Energiesteuerung ermöglichen und die mit wenig Aufwand den Verbrauch reduzieren können. Ein erstes Pilotprojekt sind „intelligente Thermostatköpfe“ an der Adolf-von-Dalberg-Schule.

Der Landkreis Fulda beheizt 32 Schulen und vier Verwaltungsgebäude mit Erdgas. „Die Heizzeiten werden den Nutzungszeiten angepasst“, sagt Sprecherin Leoni Rehnert. Nachts fahren die Temperaturen herunter.

Man könne aber nicht einfach die Temperatur senken: Schulbaurichtlinien und Vorgaben der gesetzlichen Unfallversicherungsträger legten zwingend Mindesttemperaturen fest. Zudem werde in den Schulen wegen Corona regelmäßig gelüftet. „Somit steigt witterungsbedingt der Wärmebedarf und damit der Gasverbrauch.“

Ukraine-Krieg: Schwimmbäder im Kreis Fulda versuchen, Gas zu sparen

Das Freibad Rosenau und das Sportbad Ziehers werden mit Gas beheizt. Die RhönEnergie prüft wegen des Kriegs, ob sie noch mehr Gas sparen kann. Derzeit wird der Kessel durch eine Gasthermenkaskade ersetzt. Nach dieser Freibad-Saison erhält ein Becken eine Abdeckung.

Die Wassertemperatur in den Becken um ein bis zwei Grad zu senken, ist möglich. Doch manche Besucher, gerade Kinder und ältere Stammgäste, reagierten auf kühleres Wasser „durchaus mit sehr gemischten Gefühlen“, sagt die RhönEnergie. Im Freibad und im Hallenbad in Hünfeld investieren die Stadtwerke bereits in energiesparende Technik. Die Wassertemperatur war noch kein Thema. 

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