Aron Pauls organisiert die Unterbringung der Menschen vor Ort. Der Vorsitzende der Christlichen Gemeinde Rhön steht in engem Kontakt zu den Freiwilligen, die die Flüchtlinge an der deutschen Grenze abholen. Diese stünden dort mittlerweile in Schlangen. „Wir haben jetzt einen Aufnahmestopp beschlossen. Sonst kommen wir mit der Betreuung und Seelsorge nicht hinterher“, sagt er. Seine gesamte Gemeinde sei eingebunden, und auch von den Bürgern erhalte man viel Unterstützung. Es seien bereits ausreichend Sachspenden eingetroffen.
Olga Mircoshnykova ist mit ihrem fünfjährigen Sohn gekommen. Ihr Mann durfte das Land nicht verlassen. Er sei derzeit als Arzt auf der Kinderstation im Kiewer Krankenhaus im Dauereinsatz. „Wir telefonieren jeden Tag. Er erzählt von Explosionen. Außerdem mangelt es an Essen und Medizin, viele Apotheken sind geschlossen. Er versucht, freiwillige Helfer und Medizin für die Kinder aufzutreiben“, schildert die Ukrainerin.
Die Caritas im Bistum Fulda pflegt seit vielen Jahren eine enge Partnerschaft mit der Caritas Iwano-Frankiwsk in der Westukraine. Im Herbst 2021 war zuletzt eine Fuldaer Gruppe dort. „Durch den engen Kontakt ist unser Verband mit all seinen Mitarbeitenden besonders schockiert vom Krieg in der Ukraine“, sagt Sprecherin Ann-Katrin Jehn.
Die Caritas Iwano-Frankiwsk versorgt derzeit viele Binnenflüchtlinge, die aus den vom Krieg betroffenen Gebieten in Richtung polnischer Grenze unterwegs sind. Da die Lebensmittel knapp geworden sind und viele weitere Versorgungsgüter fehlen, stehe die Caritas vor Ort vor einer großen Herausforderung. „Wir lassen unsere Freunde in Iwano-Frankiwsk jetzt icht allein. Wir unterstützen sie, so gut es geht. Unsere Hilfe kommt direkt in Iwano-Frankiwsk an, das ist uns besonders wichtig“, sagt Jehn.
Die Fuldaer Caritas hat eine erste Soforthilfe an die Caritas Iwano-Frankiwsk überwiesen und plant derzeit verschiedene Aktionen, um weitere Spenden für den Schwesterverband zu sammeln. „Neben Geldspenden planen wir gerade mit den Maltesern Fulda einen Transport von Sachspenden zu unserem Partnerverband. Dafür werden wir möglichst bald Sachspenden sammeln. Dazu gibt es in den kommenden Tagen weitere Informationen“, erklärt die Sprecherin.
Spenden für Iwano-Frankiwsk sind online unter www.caritas-fulda.de möglich (Hinweis auf der Startseite oben rechts) oder unter dem Stichwort „Caritas-Arbeit Ukraine“ auf das Spendenkonto des Caritasverbands für die Diözese Fulda bei der Sparkasse Fulda, IBAN: DE64 5305 0180 0000 0002 20, BIC: HELADEF1FDS. (vn)
Auch Tatiyana Yuzva berichtet von Explosionen, vor allem im Norden von Kiew, aber auch im Zentrum und an Bahnhöfen. Dennoch würden einige Leute in der Stadt bleiben. „Sie unterschätzen die Situation und hoffen, dass sich bald alles wieder beruhigt. Sie wollen ihr Leben dort nicht zurücklassen“, erklärt sie. „Wir wissen nicht, wie es ausgehen wird. Wir beten zu Gott, und wir glauben an die Ukraine und unsere Armee. Wir beten, dass Kiew die Hauptstadt der Ukraine bleibt.“
Ihre Freundin Olga ergänzt: „Wir sind von der Hilfe der anderen Länder abhängig. Hoffentlich endet der Krieg bald, und wir können nach Hause.“ Beide hätten nie gedacht, dass sie jemals aus ihrer Heimat fliehen müssten. „Wir hatten alles – ein Haus, ein Auto, Arbeit“. (Lesen Sie auch: 17-Jähriger flüchtet aus der Ukraine nach Schlüchtern - „Im Zug haben wir die Explosionen gehört“)
Ihren Kindern erzählen sie fast nichts vom Krieg, um sie zu schützen. „Die Kinder haben Angst vor Waffen. Wir sagen ihnen, dass wir dahin gehen, wo niemand schießt“, sagt Olga Mircoshnykova. Tatiyana Yuzva ergänzt: „Wir tun so, als ob wir verreisen. Die Kinder freuen sich, in Polen und Deutschland zu sein. Wir versuchen, uns nichts anmerken zu lassen.“ Dies gelingt allerdings nicht immer – ihr zehnjähriger Sohn stelle immer wieder Fragen.
„Wir haben einiges geplant, um vor allem die Kinder von der Situation abzulenken“, erzählt Aron Pauls. So hielten sie altersgerechte Kinderstunden ab. Für die älteren Kinder und Erwachsenen würden zusätzlich deutsche Sprachkurse angeboten, um sich zu beschäftigen und auf andere Gedanken zu kommen. Auch seien regelmäßige Gottesdienste und gemeinsames Beten angedacht.
„Den Leuten hier geht es gut. Sie sind nicht sonderlich traumatisiert, da sie früh genug geflohen sind. Manche waren teilweise 24 Stunden lang ohne Nahrung unterwegs, aber hier wurden sie gut versorgt“, sagt Lydia Unger. Für viele sei die Unterkunft nur als Zwischenstopp gedacht, da sie weiter zu Freunden oder Verwandten wollten.