Für Unternehmen kann es ein Balanceakt sein, einerseits ehrlich helfen zu wollen und Bedarf nach Arbeitskräften zu haben und andererseits nicht in die Kritik zu geraten, das Leid der Kriegsflüchtlinge auszunutzen.
Der Softwarekonzern SAP verkündete Anfang April die Einführung eines Programms mitsamt eigener Website, dessen Ziel es sei, „Flüchtlinge aus der Ukraine mit offenen Stellen in den weltweiten SAP-Niederlassungen zusammenzubringen“. (Lesen Sie auch: Wohnraum, Job und Freizeit: Bürgerstiftung antonius gibt Ukraine-Flüchtlingen eine Perspektive)
SAP ist unter den großen Konzernen kein Einzelfall. Der Sportartikelhersteller Adidas teilte auf Anfrage mit, die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt seit 2015 beispielsweise durch Praktika und Ausbildungsangebote zu unterstützen. „Diese Programme stehen natürlich auch Geflüchteten aus der Ukraine offen, und es gibt erste Bewerbungen“, teilte ein Sprecher mit. Darüber hinaus gebe es zahlreiche Möglichkeiten für einen direkten Einstieg, etwa für Expertinnen und Experten im Digitalen.
Mercedes-Benz „möchte geflüchtete Menschen aus der Ukraine dabei unterstützen, neue Jobmöglichkeiten zu finden“, wie eine Sprecherin sagte. Wichtig sei für den Stuttgarter Autobauer eine schnelle Erteilung der nötigen Aufenthalts- und Arbeitstitel. Auch brauche man Klarheit über rechtliche Voraussetzungen, beispielsweise „ob und in welchen Fällen auf bestimmte Dokumente und Bescheinigungen verzichtet werden kann, die derzeit nicht zu beschaffen sind“. Etwa Studien- und Ausbildungsbescheinigungen von Geflüchteten.
Allein die Deutsche Bahn hat nach Angaben von Personalvorstand Martin Seiler „permanent 3000 bis 4000 Stellen offen“. Erste ukrainische Geflüchtete habe das Unternehmen bereits eingestellt, etwa als Bauingenieure, an der Telefon-Hotline oder im IT-Bereich. Und auch Siemens plant Programme zur Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt, zum Beispiel Schülerpraktika, Berufspraktika oder Ausbildungs-Vorbereitungsklassen mit Maßnahmen zum Spracherwerb.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) teilte mit, kurzfristig gehe es um humanitäre Hilfe und nicht in erster Linie um Fachkräftegewinnung. Chancen für eine Arbeitsmarktintegration im Handwerk böten aber vor allem die vorhandenen Qualifikationen.