Beim Handelsverband Hessen sieht man derweil trotz des Krieges keine Lieferengpässe bei Lebensmitteln. An die Verbraucher appellierte der Verband, nur in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen und Vernunft walten zu lassen. „In der aktuellen Situation ist es wichtig, dass Kundinnen und Kunden nicht in Panik verfallen und keine sogenannten Hamstereinkäufe wie in der Corona-Pandemie tätigen“, erklärte eine Verbandssprecherin auf Anfrage.
Sowohl die Produktion als auch die Logistik entlang der Lebensmittelkette seien auf solche haushaltsüblichen Mengen eingerichtet. Deshalb sei es richtig, dass Händler an Stellen, wo es vermehrt zu Hamstereinkäufen komme, den Verkauf knapper Produkte auf solche Mengen reduzieren.
Da die Ukraine zu den weltweit wichtigsten Exporteuren von Sonnenblumenöl zählt, seien durch den Krieg aktuell auch im hessischen Lebensmittelhandel geringere Angebote bei Speiseölen vorzufinden. In einzelnen Regionen könne es auch zu einem geringeren Angebot von anderen Waren wie Nudeln oder Mehl kommen. „Welche Produkte im Einzelnen wie stark betroffen sind, können wir ebenso wenig beurteilen wie zukünftige Entwicklungen“, so die Sprecherin.
Die Verbraucher seien aufgerufen, gegebenenfalls auf andere Produkte auszuweichen. Insgesamt seien in Deutschland genügend Lebensmittel vorhanden, so dass niemand Hunger leiden müsse. Der allgemeine Anstieg der Nahrungsmittelpreise dürfte nach Einschätzung von Ökonomen erst einmal bestehen bleiben, erklärte die Sprecherin. „Aufgrund der dynamischen Entwicklungen der Märkte können derzeit keine längerfristigen Prognosen gemacht werden.“
Eine rasche oder umfassende Abhilfe seitens der Erzeuger ist nach Einschätzung des Hessischen Bauernverbandes kaum möglich. Zwar wolle man der Verantwortung nachkommen und dazu beitragen, die Menschen auch weltweit mit Nahrungsmitteln zu versorgen, sagte ein Verbandssprecher. Die Aussaat dieses Frühjahrs sei aber bereits weit fortgeschritten, und die Sommer-Getreidesorten gälten als weniger ertragreich als etwa Wintergerste oder -weizen. Außerdem sei kaum noch Saatgut verfügbar. (Lesen Sie hier: Lebensmittel werden knapp: Bei Landwirten in Fulda schrillen „alle Alarmglocken“)
Sonnenblumen würden zwar seit einiger Zeit stellenweise auch in Deutschland angebaut, so der Verbandssprecher. Allerdings reifen diese erst im November, was ein hohes Ernterisiko bedeute. Von den gestiegenen Weltmarktpreisen können nach seinen Worten zwar auch hessische Bauern in gewissem Umfang profitieren. Doch werde dies von den Kostensteigerungen bei Strom und Diesel, Dünge- und Futtermitteln größtenteils wieder aufgezehrt. (dpa)