Natürlich gibt es bei Menschen die Diskrepanz in der Wahrnehmung der Institution Kirche und der konkreten Botschaft der Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit, stellt auch Vonderau fest. „Das ist die Herausforderung, der wir begegnen müssen“, meint der Neuhofer, sieht jedoch Grund zur Hoffnung: „In der aktuellen Situation sehen wir, dass sich Leute von Aufrufen zu Solidarität und Mitmenschlichkeit ergreifen lassen. Wenn zum Beispiel in Hauswurz der Pfarrer um Hilfe für Geflüchtete bittet, dann folgen ihm nicht nur Katholiken oder Kirchenmitglieder, sondern viele andere zeigen ebenfalls die Bereitschaft zu helfen. Die Menschen lassen sich noch ansprechen“, berichtet Vonderau und verweist darauf, dass die Bibel oft von Flucht erzählt.
Sowohl er als auch die Tanner Pfarrerin können ganz konkrete Beispiele benennen: „In der Gemeinde in Tann betreuen wir Frauen und Kinder aus der Ukraine. Dabei unterstützt uns die Arbeiterwohlfahrt ganz stark“, sagt Dietrich. Vonderau indes weiß von einem Benefizkonzert der Kantorei oder einer Neuhofer Familie zu berichten, die zwölf Menschen aufgenommen hat. „Und auch in Rommerz und Hauswurz sind Gemeindemitglieder ganz aktiv in der Begleitung von Geflüchteten“, zählt Vonderau auf.
Gerade zum Osterfest hegen die beiden einen Wunsch: dass es die Kirchen schaffen, die Botschaft der Hoffnung und Mitmenschlichkeit so deutlich zu formulieren, dass diese gehört wird. Dietrich bringt dies noch auf einer weiteren Ebene zum Ausdruck: „Für mich ist das Thema Wahrheit zu Ostern ein ganz großes. In der Passionsgeschichte fragt Pilatus als Vertreter der damaligen römischen Weltmacht Jesus abwiegelnd und abschätzig: ,Was ist Wahrheit?‘ Gerade in der Kriegssituation ist es wichtig, dass die Wahrheit eine Stimme erhält.“