In der Tafel im Bergwinkel zum Beispiel fehlt es an sogenannten Kleinspenden von Privatpersonen. „Viele Bürgerinnen und Bürger spenden nun direkt an Hilfsorganisationen in der Ukraine und nicht mehr an die Tafel“, sagt Jutta Mieke, Vorstandsmitglied der Tafel im Bergwinkel. Noch reiche die Zahl der Spenden aus, um alle Menschen zu versorgen, allerdings gebe es kurz vor Ostern jedes Jahr mehr Spenden von Supermärkten.
Auch im Bergwinkel gab es einen Anstieg der Bedürftigen um 20 Prozent. „Wenn sich der Trend der Neuanmeldungen auch nach den Feiertagen fortsetzen sollte, dann muss eine Lösung gefunden werden“, erklärt Mieke. Ob die Familien dann weniger Lebensmittel bekommen oder es gar zu einem Aufnahmestopp kommen müsse, sei noch unklar.
Auch bei der Tafel Lauterbach ist die Belastung höher als sonst. Die Versorgung stünde zwar noch nicht auf der Kippe, da die lokalen Einrichtungen, Stiftungen und Lebensmittelläden weiterhin bereit sind zu spenden. Trotzdem sei nicht abzusehen, wie lange dies zu bewerkstelligen sei, so Ursula Dietrich, die 2. Vorsitzende der Tafel Lauterbach.
„Drastisch gestiegen“ ist die Nachfrage in Hünfeld: „Wir sind fast am Limit“, sagt Rudolf Köhl, Koordinator der Hünfelder Tafel. Dazu komme, dass manche Familien bis zu neun Kinder hätten, die natürlich auch versorgt werden müssten. „Sollten die Zahlen weiter steigen, müsse eventuell die Abgabemenge pro Familie reduziert werden, damit alle Bedürftigen Nahrungsmittel erhalten können“, sagt Köhl. Er wolle schließlich niemanden mit leeren Händen nach Hause schicken oder gar Bestandskunden die Ausgabe verweigern.
Die Hauptquelle der Tafeln sind Supermärkte, Bäckereien oder Stiftungen. Jedoch auch Privatpersonen oder Vereine können spenden. Entweder indem sie Lebensmittel direkt spenden - das geht zum Beispiel in einigen Supermärkten oder man kommt direkt zur Tafel.
Oder man spendet einen Geldbetrag. Dieses Geld darf allerdings nicht für den Zukauf von Lebensmitteln genutzt werden, sondern fließt in die Organisation, Abholung und Verteilung der gespendeten Nahrungsmittel.
Probleme mit rückläufigen Spenden habe er keine. Die Hünfelder Tafel verfüge über ein Portfolio an Lieferanten, von denen weiterhin ausreichende Mengen an Lebensmitteln geliefert werden. Die Hünfelder Tafel sei darüber hinaus auch Treffpunkt - vor allem für Russen: „Manche kommen schon zwei Stunden vor der Ausgabe, um sich zu treffen und Karten zu spielen“, erklärt Köhl.
Um Konflikte zwischen Russen und Ukrainern zu verhindern, gibt die Tafel - je nach Nationalität - bestimmte Zeitfenster vor. Einen Vorfall habe es nicht gegeben, wie Köhl betont, aber es gebe durchaus russische Kunden, die Anhänger von Wladimir Putin seien. (von Sophia Auth)