„Ja“, sagt Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ausnahmen sind Kunden, die noch laufende Verträge mit Preisgarantie haben. „Alle anderen müssen sich auf steigende Strom- und Gaspreise einstellen, und zwar heftig.“
Was raten Verbraucherschützer den Haushalten, die eine Erhöhungsmitteilung bekommen?
„Gucken und vergleichen, wie schrecklich es ist“, sagt Sieverding. „Ist es noch einigermaßen verkraftbar oder sind es Mondpreise?“ Gegebenenfalls sollten Verbraucher den Anbieter wechseln.
Wie haben sich die Preise für Haushalte in den vergangenen Monaten entwickelt?
Bei Strom verzeichnete das Vergleichsportal Check24 zuletzt eine durchschnittliche Steigerung um 36 Prozent: Ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden muss für einen im Februar abgeschlossenen Vertrag im Schnitt 2053 Euro jährlich zahlen. Ein Jahr zuvor waren es noch 1509 Euro.
Bei Gas war der Preisanstieg nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox sogar noch höher. Wer aktuell einen neuen Vertrag abschließt, zahlt bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Schnitt knapp 2600 Euro im Jahr. Im September 2021 lag dieser Wert noch bei rund 1300 Euro. Es gibt allerdings auch Stromversorger, die die Preise gesenkt haben. (Lesen Sie auch: Lebensmittel werden durch den Ukraine-Krieg teurer)
Die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der RhönEnergie Fulda-Gruppe betont, dass die Energie-Versorgung derzeit nicht gefährdet sei:
„Die geopolitische Lage ist nach dem Angriff auf die Ukraine derzeit weiterhin besorgniserregend. Sie hat Einfluss auf die Erzeugungssituation und wirkt stark preistreibend. Die wichtigste Information: Die Versorgungszuverlässigkeit ist aktuell unkritisch. Wir sind sicher, dass die beschafften Mengen derzeit ausreichen, um unsere Bestandskunden mit Strom, Gas und Fernwärme zu versorgen.
Entlastend wirkt sich der insgesamt hohe Anteil der Erneuerbaren Energien im Januar und Februar dieses Jahres sowie der milde Winter aus. Auch die Kraftstoffversorgung unserer Busse im Nahverkehr ist derzeit nicht gefährdet. Der Fokus liegt auch seitens der Bundesregierung auf der Sicherstellung der nationalen Energieversorgung, zu der sie sich intensiv mit allen Verbänden und den Kraftwerksbetreibern abstimmt.
Auch wir stehen mit allen energiewirtschaftlich relevanten Gremien und Verbänden sowie der Trianel GmbH und der Thüga AG in engem Austausch, um die Lage regelmäßig zu analysieren und Folgen abzuschätzen. Sollte die Versorgung mit Rohstoffen sich weiter verschärfen, sind wir hier gut aufgestellt, um schnell entscheiden und handeln zu können.“
Warum erhöhen die einen Stadtwerke mehr, die anderen weniger?
Weil sie die Energie unterschiedlich einkaufen. „Je nachdem, zu welchen Zeitpunkt man am Markt eingekauft hat, fällt auch der Endkundenpreis höher oder niedriger aus“, heißt es beim Stadtwerke-Verband VKU. Mit einer nachhaltigen Einkaufspolitik habe man über Jahre starke Preisschübe verhindern können, „weil Lieferverträge gestaffelt und mit unterschiedlichen Laufzeiten abgeschlossen wurden und werden“. Aber auch die Stadtwerke seien abhängig von den Energiemärkten.
Was unternimmt die Politik, um die Verbraucher zu entlasten?
Die Ampel-Koalition hat im Februar ein Entlastungspaket geschnürt. Zentraler Baustein ist die auf Juli vorgezogene Abschaffung der EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom. Die Koalition erwartet, dass die Energieversorger die Entlastung in vollem Umfang an die Haushalte weitergeben. Laut Verivox würde dies für einen Haushalt mit einem Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden in diesem Jahr für rund 89 Euro Entlastung sorgen.
Beschlossen wurde auch ein einmaliger Heizkostenzuschuss für Geringverdiener. Er soll im Sommer ausgezahlt werden. Ein Single-Haushalt soll im Sommer einen Zuschuss von 135 Euro bekommen, Familien entsprechend mehr. Viel zu wenig, sagen Verbraucherschützer. Der Heizkostenzuschuss müsse auf deutlich über 500 Euro angehoben werden. (dpa)