1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

„Die Ukraine im Herzen“ - Künstlerin Sofiya Reznichenko stellt in Fulda aus

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Alina Komorek

Die Bilder der Künstlerin Sofiya Reznichenko werden in Fulda ausgestellt.
Die Bilder der Künstlerin Sofiya Reznichenko werden in Fulda ausgestellt. © Alina Komorek

Die 39-jährige Sofiya Reznichenko floh im März von Kiew aus nach Fulda. Und obwohl sie findet, dass im Krieg kaum Zeit für Kunst ist, tut das Malen ihrer Seele gut. Im „Wohnzimmer“ in Fulda werden ihre Bilder nun ausgestellt.

Fulda - Weil der Krieg kam, ist Sofiya Reznichenko mit ihren drei Kindern und ihrer Mutter geflohen. Von Kiew nach Fulda. Am 7. März kam die Familie bei Freunden unter. Dann floh sie weiter Richtung Westen, nach Lwiw. Von dort aus passierten die fünf die Grenze. Seitdem lebt die Familie in Fulda. Reznichenkos Mann arbeitet in der Ukraine. Aber er war vor Kurzem zwei Wochen in Deutschland, um seine Familie zu sehen.

Ukraine: Künstlerin Sofiya Reznichenko aus Kiew stellt in Fulda aus

Wegen des Krieges, das erzählt die 39-jährige Ukrainerin, habe sie eine Zeit lang auf das Malen verzichtet. Dann aber habe sie gemerkt, dass ihr das Malen fehlt, dass ihre Seele – wie sie es sagt – die Kunst braucht. Reznichenko, die Jura studiert und als Anwältin gearbeitet hat, bis das erste ihrer drei Kinder kam, kaufte sich hier in Fulda Leinwände. Sie fing wieder an zu malen.

Weil sie vor der Flucht oft Porträts gemalt hat, griff sie die Motive wieder auf – verarbeitete darin aber den Krieg. „Unser Land leidet“, sagt sie auf Englisch. „Vielleicht ist gerade keine gute Zeit für Kunst, aber ich möchte, dass sich die Menschen durch die Bilder besser fühlen können.“

Ihre Bilder sind aus diesem Grund auch politischer als noch vor dem Krieg. Vor allem sind sie düsterer. Öl, Aquarell, Acryl, Kohle – Reznichenko hat sich alle Techniken selbst beigebracht. Und die Bilder, die einst sehr farbenfroh waren, sind nun bedrückender. (Lesen Sie hier: „Bittersüßes Geburtserlebnis“: 29-Jährige floh hochschwanger aus Charkiw nach Schlüchtern)

„Ich möchte, dass sich die Menschen durch die Bilder besser fühlen können“

Sogar das Porträt einer ukrainischen Frau in traditioneller Kleidung, der Vyshyvanka, wirkt traurig. Aus dem Bild leuchten die Farben, getragen vom Gelb der Weizenfelder und dem Blau des Himmels, der ukrainischen Flagge, doch der Blick der Frau geht ins Leere, während sie abwesend über die gelb-blauen Bänder in ihrem Haar streicht.

Beunruhigend, verstörend fast wirkt das Bild einer Frau ohne Gesicht, die sich von einer dunklen Wolke, ebenfalls in die bestickte ukrainische Kleidung gehüllt, wegdreht. Zwei Friedenstauben steigen zum Himmel hinauf: „Nach den Bomben. Nichts als Leere“, erklärt die Künstlerin. „Alles explodiert – es sterben so viele Menschen“, sagt sie. Für all jene, die bereits gestorben sind, stünde der gesichtslose Mensch und auch die gen Himmel fliegenden Friedenstauben.

Zur Ausstellung, die am Donnerstag eröffnet wurde, sagt sie: „Ich möchte die Menschen einladen, unsere Kultur kennenzulernen.“ Reznichenko erklärt, dass es wichtig sei, über das zu sprechen, was in der Ukraine passiert. Ihre Kunst biete die Möglichkeit, die Schönheit der Menschen, der Natur und der Ukraine zu entdecken – diese Schönheit inspiriere sie. Und das war schon immer so, seit ihr Traum in Erfüllung gegangen ist und sie sich auf die Kunst konzentrieren kann, wie sie sagt.

Video: Unterwegs mit dem Hilfskonvoi an die polnisch-ukrainische Grenze

Während der Ausstellung im Fuldaer „Wohnzimmer“ werden Bilder, die lange vor dem Krieg entstanden sind, zu sehen sein. Darunter Blumen, ein eng umschlungenes Paar, und ein mit Blattgold angereichertes Porträt der Olga von Kiew, einer Fürstin, die von 920 bis 969 gelebt und in der orthodoxen Kirche als apostelgleiche Heilige verehrt wird. Die Bilder wurden von Reznichenkos Mann nach Fulda geschickt – und haben eine lange, anstrengende Reise hinter sich.

Die Ausstellung „Die Ukraine im Herzen“ im „Wohnzimmer“ in der Robert-Kircher-Straße 25 in Fulda eröffnete am 7. Juli und ist einen Monat lang zu sehen (Montags bis Freitags ab 17 Uhr).

Auch interessant