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Sichere Stadt trotz einiger „Angst-Orte“ - Wo sich die Fuldaer unwohl fühlen

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Von: Andreas Ungermann

Der Bahnhofsvorplatz ist laut Polizei und Stadt dank Videoüberwachung schon sicherer geworden. Einen „Angst-Ort“ stellt er jedoch immer noch dar.
Der Bahnhofsvorplatz ist laut Polizei und Stadt dank Videoüberwachung schon sicherer geworden. Einen „Angst-Ort“ stellt er jedoch immer noch dar. © Andreas Ungermann

Fulda ist sicher, das spiegelt sich laut Stadtverwaltung und Polizeipräsidium Osthessen nach einer Umfrage im Empfinden der Bürger wider. Dennoch gibt es „Angst-Orte“ und Handlungsbedarf – und der muss auf den ersten Blick nicht einmal direkt etwas mit Sicherheit zu tun haben.

Fulda - Sinkende Fallzahlen, steigende Aufklärungsquote – das ist die Quintessenz aus der Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Osthessen. Für Kompass (Kommual-Programm Sicherheitssiegel) reicht dies jedoch nicht aus. Um das Sicherheitssiegel für die Stadt zu erhalten, braucht es eine Erhebung über das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürger. Das wurde nun in einer Befragung ermittelt.

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Wenngleich sich die Ergebnisse daraus laut Polizeipräsident Günther Voß nicht als Blaupause über die Kriminalstatistik legen lassen: Die Erfahrungen der Beamten in der Stadt Fulda decken sich weitgehend mit den Aussagen aus der Bürgerbefragung.

Die zeichne ein gutes Bild, stellten Kriminalbeamtin Alexandra Bachmann und die Kompass-Beauftragte in der Stadtverwaltung, Ramona Gärtner, fest. Mit einer Durchschnittsnote von 2,5 bewerteten die Umfrage-Teilnehmer die Lebensqualität, die beim Sicherheitsgefühl nicht alleine mit Straftaten zu tun hat.

Denn ganz oben auf der kritischen Liste steht zunächst einmal der Straßenverkehr und hier im Besonderen das „undiszipliniertes Fahren“ als dringlichstes Problem. Als Schwerpunkte wurden das Ost- und Nordend sowie Horas und Kohlhaus identifiziert.

Was das Thema Kriminalität betrifft so, richteten Bachmann und Gärtner den Blick auf „Angst-Orte“, die im Wesentlichen am Aschenberg und in der Innenstadt, etwa am Bahnhofs-, Universitäts- und Jerusalemplatz sowie im Schlossgarten lägen. Mit Konzeptstreifen, wie sie auch bei Veranstaltungen – etwa am Weihnachtsmarkt oder Weinfest – eingesetzt werden, wollen Stadt und Polizei das Sicherheitsgefühl steigern.

Aschenberg, Bahnhofsplatz, Schlosspark: Hier fühlen sich Fuldaer unwohl

„Eigentlich wollten wir die Ergebnisse der Befragung schon vor zwei Jahren vorstellen. Dann aber kam Corona dazwischen“, erläuterte Gärtner und fügte an: „Die Zeit haben wir genutzt, um konkrete Maßnahmen umzusetzen. Als Beispiel nannte sie den Ausbau von Videoüberwachung in Qualität, Anzahl der Kameras und Flächenabdeckung. Am Bahnhof, so rechnete Polizeipräsident Voß, seien die Fallzahlen von 250 jährlich auf einen zweistelligen Bereich gefallen.

Infos zur Befragung

Die Umfrage im Sicherheitskonzept Kompass (Kommual-Programm Sicherheitssiegel) wurde von der Justus-Liebig-Universität Gießen begleitet. 96 Fragen umfasste der Katalog, der nach dem Zufallsprinzip Anfang 2020 an 3820 Personen in den 24 Fuldaer Stadtteilen geschickt wurde – verteilt jeweils im Verhältnis der Einwohnerzahl.

736 der Angeschriebenen meldeten sich zurück. Der jüngste Teilnehmer war 14 Jahre, der älteste 90 Jahre alt. Die Rücklaufquote entsprach damit einem Prozentsatz von 19,8 Prozent. Laut Ramona Gärtner von der Stadtverwaltung stellt dies einen guten Wert dar. Im Schnitt nähmen andernorts rund 10 Prozent an der Befragung teil.

Wenn die Stadt nun Projekte zu Verbesserung der Sicherheit vornimmt – für Fulda müssten es drei sein – und dies im Innenministerium positiv beschieden wird, erhält die Kompass-Kommune das angestrebte Sicherheitssiegel.

Auch die Stadtwache als Anlaufpunkt gehöre zu den konkreten Projekten, ergänzte Bachmann. „Die Stadtwache nehmen die Bürger neben der Videoüberwachung am meisten wahr“, berichtete die Kriminalbeamtin. Infrastrukturen wie die Straßenbeleuchtung, Radwegebau rechneten die beiden zu sicherheitsrelevanten Faktoren. Hier wolle die Stadt weiter tätig werden.

Überraschend mag zudem ein Baustein sein, der auf den ersten Blick nicht mit dem Thema Sicherheit in Verbindung gebracht wird. Auch der Recup-Pfandbecher trage durch die Müllvermeidung zum Sicherheitsempfinden bei. Denn das schwinde, wenn sich Anzeichen einer Verwahrlosung im Stadtbild zeigten, begründete Bachmann. Dem wirkten laut Gärtner auch die Umweltranger entgegen.

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