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Immer mehr Vegetarier oder Veganer: Doch wie gesund sind Ersatzprodukte?

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Fleischersatz
Immer mehr Menschen ernähren sich vegan. Die Ersatzprodukte sind aber nicht zwangsläufig gesund. © Andreas Arnold/dpa

Dem Fleischkonsum und der Massentierhaltung wird immer mehr Kritik entgegengebracht. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen – und vor allem die jüngeren Generationen – seltener zu Bratwurst, Aufschnitt und Schnitzel greifen.

Fulda - Tierwohl, Umweltschutz oder Gesundheit – die Gründe, warum viele Menschen mittlerweile eine eher fleischarme Ernährung bevorzugen – sind vielfältig. So wird in der Haltung etwa das Wohl der Tiere häufig nicht berücksichtigt. Und auch die Schlachtung selbst wird nicht immer ethisch gerecht durchgeführt.

Unbestritten wird auch die Umwelt durch die Fleischproduktion erheblich belastet. Denn zur Verarbeitung muss viel Wasser, Energie und Nahrung aufgewendet werden. Dazu kommt eine erhebliche Überproduktion. Fleisch wird zu viel produziert und dadurch sterben auch Tiere, ohne, dass deren Fleisch jemals verzehrt wird. (Lesen Sie hier: Ernährungs-Experte aus Fulda fordert kritischen Blick auf Lebensmittelverschwendung)

Immer mehr Menschen leben vegan - Doch wie gesund sind Ersatzprodukte?

Eine wichtige Rolle für viele spielt auch die Gesundheit. Ein hoher Fleischkonsum kann zahlreiche Krankheiten begünstigen. Problematisch sind in der Tierzucht zum Beispiel verwandte Antibiotika, die mit der Nahrung aufgenommen werden und zu Resistenzen führen können. Leider ist die Schwelle zum Verzehr von Fleischprodukten sehr niedrig, da Fleisch stark subventioniert wird und billig ist; häufig günstiger als Obst, Getreide oder Gemüse. Die Folge: Durch die niedrigen Preise sinkt auch die Wertschätzung für das Lebensmittel.

Willkommene Alternativen für viele sind daher vegetarische und vegane Lebensmittel. Oder eben Fleischersatzprodukte. Doch wie steht es um Tofu-Würstchen, Soja-Schnitzel und Co.? Hier gilt: Wer sich gesund ernähren will, sollte bei sogenannten Fleischalternativen genauer hinsehen. Imitate von Wurst oder Fleisch auf pflanzlicher Basis finden sich in den Supermarktregalen immer häufiger. „Der Markt für spezielle vegetarische und vegane Produkte boomt“, schreibt zum Beispiel die Verbraucherzentrale Bundesverband online. Doch vegan oder vegetarisch bedeutet nicht automatisch gesund. Unter den Ersatzprodukten seien einige „hochverarbeitete Fertigprodukte mit teils hohem Zucker-, Salz- und Fettgehalt sowie gesundheitlich kritischen Zusatzstoffen“, erklärt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Der Autor

Professor Dr. Daniel Jaspersen aus Fulda ist Spezialist für Innere Medizin, Gastroenterologie, Proktologie, Diabetologie, Infektiologie und Ernährungsmedizin.

Prinzipiell müssen die Ausweichprodukte aber nicht schlechter sein als die fleischigen Originale: „Es kommt auf das einzelne Produkt an. Fleischersatzprodukte können die bessere Alternative sein, müssen es aber nicht. Allgemein ist das schwer zu beurteilen“, so die Ernährungswissenschaftlerin.

Video: Was können Fleischersatzprodukte?

Die Meinung des Hamburger Ernährungsmediziners Matthias Riedl dazu ist eindeutig: „Man sollte nicht glauben, dass man damit ein gesundes Nahrungsmittel zu sich nimmt, denn es ist ein Nicht-Fleisch, das keine Vitamine in nennenswerter Form enthält – und auch keine sekundären Pflanzenstoffe, die gesundes Gemüse ja ausmachen.“ Und das, so Riedl, bekomme den Menschen auf Dauer und in großer Menge nicht. Es gebe aber gute und schlechte Produkte und auch Hersteller, die mit weniger Zusatzstoffen auskommen. Die Devise lautet also: die Zutatenliste von Fleischersatzprodukten genau studieren.

Fleischersatzprodukte im Selbsttest

Fleischersatzprodukte sind nicht nur bei Veganern und Vegetariern beliebt. Doch wie sieht es mit dem Geschmack aus? Drei Produkte im Kurztest von Lisa Krause.

Rostbratwürstchen aus Erbsen von Like Meat: Gleich einmal vorweg: Das schmeckt nicht nach Bratwürstchen! Und nach Erbse – das ist nämlich drin – auch nicht. Die Konsistenz ist zwar in Ordnung. Der Geschmack lässt allerdings zu wünschen übrig. Irgendwie undefinierbar. Leicht nussig, ziemlich salzig. Nicht schlecht, aber auch nicht gut. Fazit: Mit viel Senf geht es.

Vegetarische Frikadellen von Garden Gourmet aus Soja und Weizenprotein: Das schmeckt schon eher nach Frikadelle. Leicht süßlich und nicht zu intensiv gewürzt. Jedoch ist es schade, dass man keinerlei Gewürze herausschmecken kann. Die Konsistenz ist gut. Und als zusätzliche Beilage auf jeden Fall genießbar. Punkten können die Frikadellen zudem mit ihrem hohen Eiweißanteil von 22 Gramm auf 100 Gramm.

Veganer Schinkenspicker von der Rügenwalder Mühle: Öffnet man die Verpackung, steigt dem Verbraucher ein angenehmer Geruch in die Nase. Auch vom Aussehen her überzeugen die Scheiben. Im Geschmack versagt die Wurstalternative allerdings total. Auf einer Scheibe Brot mit Butter geht der Schinkenspicker total unter. Man hätte ihn daher auch weglassen können. Einzig die Konsistenz ist wieder passabel.

Für Ernährungsmediziner Riedl jedenfalls könnte die Antwort auf übermäßigen Fleischkonsum nicht in rekombinierten Nahrungsmitteln als Fleischimitate liegen. „Die Antwort ist, dass wir mehr natürliche Nahrungsmittel essen sollten.“

Bevorzugt werden sollte daher eine ausgewogene Ernährung, in der auch einmal in der Woche Fleisch gegessen werden darf. (Von Daniel Jaspersen)

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