Wie lange bleibt der Strompreis stabil? Das sagen Versorger in der Region

Beim Erdgas gehen die Preise hoch, beim Strom hingegen können die Verbraucher in Osthessen noch durchatmen. Der Preis liegt wegen des Wegfalls der Umlage für Erneuerbare Energie oft sogar etwas niedriger als vor einem Jahr.
Fulda - Ein durchschnittlicher Haushalt, der mit Erdgas der RhönEnergie heizt, zahlt ab Oktober 105 Euro oder 71 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das hat unsere Zeitung am Dienstag exklusiv berichtet.
Energiekrise: Strompreise noch stabil - Versorger sehen hohe Sprünge an Börse
Beim Strom hingegen können die Verbraucher in Osthessen derzeit noch durchatmen - obwohl die Großhandelspreise bereits stark gestiegen sind. Im Juli 2022 betrug der Börsenpreis für Strom in Deutschland 315 Euro pro Megawattstunde. Das ist dreimal so hoch wie ein Jahr zuvor. Nicht nur der Ukraine-Krieg ließ die Preise steigen, sondern auch der trockene Sommer, der Kernkraftwerke in Frankreich und Wasserkraftanlagen in den Alpen stilllegte. Diese Erhöhung ist bei den Verbrauchern in Fulda aber noch nicht angekommen.
Der Grund: Versorger wie die RhönEnergie haben ihren Strom zum Großteil langfristig eingekauft - zu noch günstigen Konditionen. In diesem Frühsommer, zum 1. Juni, stieg der Strompreis um zehn Prozent. Da die Bundesregierung die EEG-Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien ab 1. Juli strich, fiel der Strompreis. Die Folge: Der Strompreis für Privatkunden liegt heute rund fünf Prozent unter dem Niveau von vor einem Jahr.
Heute zahlt ein Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden bei der RhönEnergie 95 Euro im Monat. Vor einem Jahr waren es 100 Euro.
Diese Preisstabilität könnte jedoch schnell dahin sein, warnt die RhönEnergie. „Wir verfolgen die aktuellen Entwicklungen im internationalen Stromgroßhandel aufmerksam und intensiv. Angesichts der gesamtpolitischen Unsicherheit ist es für uns schwer absehbar, wie sich die beispiellosen Preissprünge an den Strombörsen auf unsere Kunden konkret auswirken werden“, sagt das Unternehmen. (Lesen Sie hier: Preise für Brennholz steigen deutlich - Forstleute sorgen gegen Diebstahl vor)
Ein Kunde der Stadtwerke Hünfeld (diese kalkulieren mit einem Jahresverbrauch von 1700 Kilowattstunden) zahlt ab Oktober 47,60 Euro im Monat – wegen der Abschaffung der EEG-Umlage weniger als vor einem Jahr, als 49 Euro zu zahlen waren. Eine Prognose geben auch die Stadtwerke nicht ab: „Wie die künftige Preisgestaltung aussehen wird, ist von der weiteren Entwicklung der Märkte und der politischen Entscheidungen abhängig. Dazu können heute noch keine zuverlässigen Aussagen getroffen werden.“
Video: Christian Lindner zur Energiekrise
Bei der OVAG hingegen wurde der Strom teurer: Ein Kunde zahlte bei 3000 Kilowattstunden Jahresverbrauch vor einem Jahr 75 Euro. Jetzt sind es 83 Euro. Sprecher Andreas Matlé warnt: „Nächstes Jahr wird es deutlich weiter nach oben gehen. Sowohl im Strom als auch im Gas. Hierzu kann ich aber noch keine Angaben machen, da die endgültigen Beschaffungskosten für das kommende Jahr noch nicht feststehen.“
Blick in den Main-Kinzig-Kreis
Noch zu Jahresbeginn senkten die Kreiswerke im Main-Kinzig-Kreis ihre Strompreise. Basis dafür war die Tarifkalkulation vom November 2021. Zum 1. Oktober steht nun aber eine Erhöhung der Strompreise für knapp 16.000 Sondervertragskunden ins Haus.
Der Energieversorger hatte die Erhöhung im August bekanntgegeben. Noch zum 1. Juli gab es eine weitere Entlastung der Kunden durch den Gesetzgeber: Die EEG-Umlage wurde auf „Null“ gesetzt und von den Versorgern an ihre Kunden weitergegeben.
Dieser zuletzt positiven Nachricht stünden inzwischen aber „die stetig anhaltenden Preissteigerungen an den Strommärkten“ gegenüber .„Die Lage ist weiterhin sehr angespannt“, erklärt Kreiswerke-Geschäftsführer Oliver Habekost in einer Pressenotiz. Die Marktsituation führe zu einem Anstieg der Beschaffungskosten, der nicht zu kompensieren sei.
Wie sich die Preise für Gas und Heizöl in Osthessen im Detail entwickeln, lesen Sie in der Mittwochausgabe der Fuldaer Zeitung und im E-Paper.