„Für reine Catering-Betriebe ist der Personalmangel eine mittlere Katastrophe“, macht Glas deutlich. Er führe zum Glück noch ein Restaurant und einen Grillshop und biete Grillkurse an. Neue Mitarbeiter werden trotzdem dringend gebraucht. „Wir müssen signalisieren, dass die Gastronomie eine tolle Branche ist“, betont Glas. Gastgeber sein, im Mittelpunkt stehen, umringt sein von netten Menschen, gute Löhne und Flexibilität: All das seien eigentlich gute Gründe, sich für einen Job in der Gastronomie zu entscheiden.
Vom Personalmangel betroffen ist auch der Eichenzeller Catering-Service von Sven und Marie-Christine Nelles. Noch habe man zwar genug Mitarbeiter, um bereits angenommene Aufträge nicht absagen zu müssen. „Wir könnten personell aber definitiv besser aufgestellt sein“, sagt Marie-Christine Nelles. Vor der Corona-Pandemie hatte das Ehepaar 50 bis 60 Angestellte, die sich um Catering-Aufträge gekümmert haben. Inzwischen sind es nur noch 25 bis 30.
Der Verlust des Personals sei in zwei Wellen gekommen. Die erste während der Lockdowns: „Viele der Angestellten waren darauf angewiesen, weiter Geld zu verdienen. Sie haben sich einen neuen Job gesucht.“ Die zweite Welle kam bedingt durch den rasanten Wiedereinstieg ins Geschäft. „Während Corona haben sich die Mitarbeiter daran gewöhnt, die Wochenenden frei zu haben. Vielen ist die Arbeit jetzt zu stressig geworden, und sie wünschen sich einen Job mit mehr Freizeit“, erläutert Nelles.
Auch beim Catering-Service von Zuspann à la carte in Hünfeld sind die kommenden Wochenenden längst ausgebucht, berichtet Geschäftsführer Marc Zuspann. Gäste müssen sich, anders als früher, weit im Voraus um einen Termin bemühen. Mittlerweile fehlen dem Unternehmen vorrangig Aushilfen und Auszubildende. „Früher hast du mittwochs die Leute gefragt, ob sie samstags einspringen, und das hat geklappt.“ Viele junge Menschen hätten sich als Aushilfen etwas dazuverdient oder ihre Ausbildung im Betrieb absolviert, sagt Zuspann. Besonders für Studenten sei die Arbeit in der Gastronomie ein willkommener Ausgleich zum Lernen gewesen. „Das hat sich jetzt total verändert.“
Die Gastronomie habe stark unter der Pandemie gelitten. „Aber der Personalmangel hat sich auch schon davor abgezeichnet“, sagt Zuspann. Corona habe das Problem nur verstärkt. Die größte Herausforderung sieht er nun darin, junge Menschen zu gewinnen, die sich für einen Job in der Gastronomie entscheiden. Doch die Branche gelte als nicht krisensicher.
Trotzdem ist Zuspann optimistisch und zieht ein Fazit: „Wir konnten die Coronakrise gut meistern. Unsere Mitarbeiter stehen hinter uns, sonst hätten wir es nicht geschafft.“ Aus der Pandemiezeit habe er gelernt, auch einmal „Nein“ zu sagen, um die Mitarbeiter nicht zu überbeanspruchen.
Für den Geschäftsinhaber der Großenlüderer Fleischerei Gies, Hans-Georg Gies, ist ebenfalls klar: „Es ist grundsätzlich schwierig geworden, Personal zu finden, das bereit ist, auch am Wochenende zu arbeiten.“ Die Fleischerei hat ungefähr 80 Angestellte, davon arbeiten 60 in Vollzeit. Vor der Pandemie haben sich zwei Personen nur um den Partyservice gekümmert. Jetzt sei es nur noch eine. Daher muss auch Gies das Angebot schweren Herzens zurückfahren.
Um seine Mitarbeiter nicht zu sehr zu strapazieren, müssen sie nur noch in seltenen Ausnahmen sonntags arbeiten. Eine Sieben-Tage-Woche sei auf Dauer nicht mehr zu stemmen gewesen, erklärt er. An Samstagen und auch unter der Woche sei ein Catering weiterhin möglich. „Wenn wir gebucht werden, kommen wir gerne. Wir haben auch noch einige Leute, auf die wir im Notfall zurückgreifen können“, erklärt Gies. „Aber bis zu den Sommerferien und dann danach bis zum Oktober sind wir schon völlig ausgebucht.“ (Jasmin Herzberg)