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Vulkanausbruch auf La Palma: Michael Heil hat Haus auf der Lava-Insel - „Situation ist dramatisch“

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Von: Daniela Petersen

Michael Heil besitzt ein Haus auf der Insel La Palma, auf der es aktuell wegen eines Vulkanausbruchs brodelt.
Michael Heil besitzt ein Haus auf der Insel La Palma, auf der es aktuell wegen eines Vulkanausbruchs brodelt. © privat; Saul Santos/dpa

Seit Mitte September brodelt es auf La Palma. Die Folgen des Vulkanausbruchs sind noch nicht abzusehen. Auch viele Deutsche leben dort. Michael Heil aus Hessen zum Beispiel.

La Palma/Hessen - Der Vulkan auf La Palma hält die 85.000 Bewohner der Kanareninsel weiter in Atem. Die mehr als 1000 Grad heiße Lava zerstört immer wieder neue Flächen und es kommt andauernd zu Erdbeben.

Michael Heil verbringt dort seit Jahren die Wintermonate. Im Interview schildert der 56-Jährige, der aus Wetterau (Hessen) kommt und als freier Mitarbeiter für die Kinzigtal Nachrichten schreibt, wie die Lage vor Ort aussieht. (Lesen Sie auch: Afghanistan: Dramatische Heimreise für Familie Khoja aus Hessen)

Vulkanausbruch auf La Palma: Hausbesitzer aus Hessen berichtet

Sie verbringen seit einigen Jahren jeden Winter auf La Palma. Wie geht es Ihnen, wenn Sie von den Ereignissen dort hören?

Die Situation ist dramatisch. Über 1000 Gebäude wurden vernichtet. Ich habe einige Freunde und Bekannte, die in dem betroffenen Gebiet leben. Als ich es hörte, habe ich sofort angerufen.

Was erzählen Ihre Bekannten, die vor Ort sind?

Einige mussten ihre kompletten Lebensträume begraben. Seit Jahren haben sich viele auf der Insel ein Heim mit Garten geschaffen. Das wurde alles von dieser riesigen 10, 15 Meter hohen Lavawand überrollt. Ich kenne viele, die leben in Todoque, einer Ortschaft, die es besonders hart getroffen hat. Binnen Sekunden wurde der Kirchturm von der Lava zerstört.

Ist Ihr Haus denn auch betroffen?

Ich lebe im Nordwesten der Insel. Es liegt zwar überall Asche, aber sonst haben wir nicht so viel abbekommen. Direkt betroffen ist das Gebiet um die Cumbre Vieja. Der Lavastrom ist teilweise 1,2 Kilometer breit und teilt die Insel quasi in zwei Teile. Der Süden ist abgeschnitten.

Vulkanausbruch auf La Palma: „Einige mussten ihren Lebenstraum begraben“

Der Lavastrom fließt ins Meer. Dort entsteht dann ja eigentlich neues Land.

Ja, da wächst eine neue Halbinsel. Es sind fast 40 Hektar in wenigen Wochen entstanden. Die Insel muss jetzt neu vermessen werden. Aber genutzt werden kann das Land erst in einigen Jahren oder Jahrzehnten. Man kann dort nicht einfach drauf bauen, weil das Gestein sehr weich ist.

Zunächst wird Grund und Boden auf der Insel erst einmal weniger. 6000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht, es wird schwer für sie, eine Unterkunft zu finden. Ich habe eine Bekannte, die ist jetzt nach Teneriffa gegangen. Das Haus ihres Vaters wurde zerstört und ihr eigenes befindet sich nur 300 Meter vom Lavastrom entfernt.

Was bedeutet der Ausbruch für die Wirtschaft?

Das ist das nächste Problem. La Palma ist eine sehr arme Insel, die vom Tourismus und dem Anbau von Bananen und Avocados lebt. Im Aridanetal steht ein Großteil der Bananenpflanzen, die nun zerstört sind. Und der Vulkanausbruch ist nicht die einzige Katastrophe, mit der die Insel in der letzten Zeit zu kämpfen hatte.

Welche gab es denn noch?

Vor einiger Zeit brach ein große Waldbrand aus, dann kam Corona, jetzt der Vulkanausbruch, der viel heftiger ist als die letzten Ausbrüche von 1949 und 1971.

Video: La Palma - Neuer Lavastrom richtet weitere Zerstörungen an

Spenden

Wer für die Menschen auf La Palma spenden möchte, der kann das tun auf das Spendenkonto der Inselregierung: ES4721009169012200179456, Swift-Code für Auslandsüberweisungen: CAIXESBBXXX. Verwendungszweck: Donación volcán.

Wann planen Sie wieder auf die Insel zu fliegen?

Ich werde ab dem 20. Oktober wieder dort sein und schauen, wie ich helfen kann.

Haben Sie keine Angst, dass es ein größeres Erdbeben gibt und Ihnen etwas passiert?

Der Ausbruch ist lokal begrenzt. Gefährlich ist es dort in der Nähe, wo die Lavabomben ausgeworfen werden, die Lava ins Meer stürzt und giftige Dämpfe entstehen. Aber natürlich spürt man den Ausbruch auf der gesamten Insel. Es gibt ständig Erdbeben und man hört das permanente Grollen. Immer wieder knallt es, weil der Vulkan Lavabomben herausschleudert. Aus der Distanz ist das für mich noch nicht so greifbar. Aber Angst habe ich nicht.

Was hoffen Sie für die Insel?

Dass der Vulkan möglichst bald Ruhe gibt und die spanische Regierung ihr Versprechen wahr macht und die Menschen, die vor dem Nichts stehen, adäquat unterstützt. Und auch dass die Touristen wieder zurückkommen. La Palma ist keine liebliche Insel, aber für mich die schönste der Welt, die Erde in klein mit ihren vielfältigen Vegetationsstufen. Die Spanier nennen sie nicht umsonst Isla Bonita und Isla Verde. Ich hoffe, in ein paar Jahren für immer dort leben zu dürfen.

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