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Behörden ziehen positive Bilanz des Warntags - doch Probealarm erreicht nicht alle Handys

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Plötzlich piepst das Handy im Büro oder auf der Straße: Beim zweiten bundesweiten Warntag sollte alles besser laufen als vor zwei Jahren. Die offizielle Bilanz ist positiv – doch zahlreiche Bürger wurden offenbar erneut nicht erreicht.

Fulda/Berlin - Ein Probealarm hat am Donnerstag um 11 Uhr viele Sirenen heulen und Handys schrillen lassen. Die Behörden wollten damit herausfinden, wie viele Menschen im Ernstfall eine Warnung vor Gefahren erhalten würden. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zog am Nachmittag eine erste positive Bilanz. Zahlreiche Nutzer beklagten allerdings, keine Warnung auf ihrem Mobiltelefon erhalten zu haben. Vor allem Telekom-Kunden sollen betroffen gewesen sein. Schon beim ersten Warntag am 10. September 2020 war einiges schiefgelaufen.

Warntag: Behörden ziehen positive Bilanz - doch Probealarm erreicht nicht alle

Nur teilweise haben die Warn-Apps auch im Landkreis Fulda funktioniert. Wie es in einer ersten Bilanz des Landkreises heißt, gab es auch größere Probleme bei Cell Broadcast: Viele Smartphones in Osthessen hätten keinen Alarm ausgelöst. Gleichwohl hätten die Gemeinden der Gefahrenabwehr des Landkreises Fulda zurückgemeldet, dass sowohl die analogen als auch die digitalen Sirenen größtenteils ausgelöst worden seien. Lediglich einzelne defekte Sirenen hätten keinen Ton abgegeben.

Im Main-Kinzig-Kreis fiel die Bilanz zum Warntag „insgesamt positiv aus“. Das wichtige Thema habe in der Öffentlichkeit hohe Beachtung gefunden und damit auch das Bewusstsein für die Eigenverantwortung gestärkt, sagte Landrat Thorsten Stolz (SPD). Zudem hätten in diesem Jahr die Sirenen in der erforderlichen Weise funktioniert und die digitalen Warnungen seien zum großen Teil angekommen.

Warntag 2022
Der Probealarm hat beim bundesweiten Warntag nicht alle Handys erreicht. © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

In Hessen haben die Warnmöglichkeiten am zweiten bundesweiten Warntag insgesamt gut funktioniert - dieses erste Fazit hat das Innenministerium am Donnerstag gezogen. Die bis zum frühen Nachmittag eingegangenen Kurzmeldungen der 21 hessischen Landkreise und fünf kreisfreien Städte hätten bestätigt, dass bis auf wenige Ausnahmen die Alarmierung der Warn-Apps und der Sirenen durch die Zentralen Leitstellen des Landes Hessen flächendeckend funktioniert habe, teilte die Innenbehörde am Donnerstag mit.

In Hessen startete den Angaben des Ministeriums zufolge die Leitfunkstelle Kassel den Sirenenalarm als zentrale Warnstelle für das gesamte Landesgebiet. „Digitalfunk-Sirenen, die noch nicht den neuesten Softwarestand hatten, und ältere Analogfunk-Sirenen wurden danach von den Zentralen Leitstellen der Landkreise beziehungsweise kreisfreien Städte alarmiert.“ Dieser Prozess habe zu einer kleinen zeitlichen Verzögerung in der Alarmierung geführt und habe verdeutlicht, wie wichtig die flächendeckende Umrüstung auf Digitalfunktechnik in Hessen sei.

Warntag mit Fehlern: Probealarm erreicht nicht alle Handys

In Gemeinden, in denen Sirenen installiert sind, hörten die Anwohner einen lauten Heulton. Verbreitet wurde der Probealarm auch über Radio- und TV-Sender. Wer Warn-Apps wie Nina oder Katwarn auf seinem Smartphone installiert hat, bekam auch auf diesem Weg einen Hinweis. Darüber hinaus sollten zahlreiche Menschen erstmals über das sogenannte Cell Broadcast System erreicht werden. Bei diesem Verfahren geht eine automatische Benachrichtigung an jedes Handy, das zu diesem Zeitpunkt eingeschaltet ist, Empfang hat und mit einer aktuellen Software läuft. Allerdings funktioniert dies bei einigen älteren Modellen nicht.

BBK-Präsident Ralph Tiesler, erklärte, das System habe gut funktioniert. Zugleich räumte er jedoch ein, dass es womöglich „an der einen oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf“ geben könne. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte: „Cell Broadcast in den Mix aus Warnmitteln aufzunehmen und damit auch den positiven Erfahrungen in zahlreichen Ländern zu folgen, war eine richtige und wichtige Entscheidung.“ In Notfällen und bei Katastrophen könnten Warnungen so einfach, schnell und zielgenau an eine große Anzahl von Menschen versandt werden.

Doch im Internet beklagten zahlreiche Handynutzer, dass sie keine Warnung erhalten hätten. Auch die CSU-Politikerin Andrea Lindholz (CSU) äußerte deutliche Kritik: „Eine flächendeckende Warnung der Bevölkerung sieht anders aus. Trotz des neuen Warnmittels Cell Broadcast wurden erhebliche Teile der Bevölkerung wieder nicht erreicht.“

Die Deutsche Telekom räumte allenfalls indirekt Probleme ein. Der Konkurrent Vodafone sprach dagegen von einem „vollen Erfolg“. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) nannte den Warntag „einen wichtigen Schritt für weitere Verbesserungen im Bevölkerungsschutz“. (mit dpa-Material)

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