1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Donnerstag ist Warntag: Auch in Osthessen sollen Handys brummen und Sirenen heulen

Erstellt:

Von: Leon Schmitt, Andreas Ungermann

Wie gut im Ernstfall amtliche Warnungen über Radio, Fernsehen, Apps oder Sirenen funktionieren würden, testen Bund, Länder und Kommunen am Donnerstag (8. Dezember) beim bundesweiten Warntag. Dabei soll auch zum ersten Mal das neue Warnsystem „Cell Broadcast“ zum Einsatz kommen.

Update vom 7. Dezember, 12.17 Uhr: Ab 11 Uhr am Donnerstag werden zentral von Berlin aus verschiedene Warnmechanismen in Bewegung gesetzt (siehe Erstmeldung vom 6. Dezember). Ob es wie beim vergangenen Warntag vielerorts stumm bleibt, das ist nicht vorab zu sagen.

„Der Warntag wird zeigen, ob und wo es Nachbesserungsbedarf gibt“, sagt Lisa Laibach, Pressesprecherin des Landkreises Fulda. Prinzipiell jedoch ist die Infrastruktur gegeben. „Innerhalb des Landkreises Fulda werden 79 Prozent der Gesamtfläche mit Sirenen beschallt. In bebauten Bereichen werden etwa 98 Prozent beschallt“, berichtet Laibach.

„Kein Grund zur Besorgnis“: Polizei Osthessen will Notruf-Überlastung vermeiden

Im Vogelsbergkreis liegt zur prozentualen Abdeckung keine Erhebung vor. Aber Pressesprecherin Sabine Galle-Schäfer betont: „Wir haben flächendeckend Sirenen im Vogelsbergkreis, die in jedem Ort auch zur Alarmierung der Feuerwehr eingesetzt werden. Somit ist der Abdeckungsgrad sehr hoch.“

Die Polizei ist bei dieser Alarmierung nicht direkt eingebunden. „Wir sensibilisieren über unsere Kanäle die Bevölkerung aber dennoch“, sagt Sandra Hanke, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Osthessen. Und sie nennt den Grund: „Wir wollen vermeiden, dass an diesem Tag der Notruf überlastet wird, weil Menschen sich Sorgen machen könnten.“ Auf Twitter schreiben die Beamten deshalb: „Es besteht kein Grund zur Besorgnis!“

Erstmeldung vom 6. Dezember, 11.28 Uhr:

Fulda - Bei Katastrophen und Großschadenslagen ist es wichtig, die Bevölkerung schnellstmöglich warnen und informieren zu können. Dafür findet am Donnerstag (8. Dezember) um 11 Uhr der zweite bundesweite Warntag statt. Am 10. September 2020 hatte die Aktion erstmals stattgefunden.

Warntag: Handys bimmeln und Sirenen heulen - auch in Osthessen

Ziel des Warntags ist es, die Menschen in Deutschland über die Warnung der Bevölkerung zu informieren und sensibilisieren. Außerdem können Bund, Länder, Kreise, kreisfreien Städte und Gemeinden dadurch in einer gemeinsamen Übung ihre Warnmittel erproben und auf Funktion sowie mögliche Schwachstellen prüfen.

„Cell Broadcast“

Beim zweiten bundesweiten Warntag am Donnerstag (8. Dezember) soll auch zum ersten Mal das neue Warnsystem „Cell Broadcast“ eingesetzt werden. Bei diesem System werden Nachrichten wie Rundfunksignale an alle kompatiblen Geräte geschickt, die in einer Zelle eingebucht sind. Im Gegensatz zu anderen Warnsystemen wie „Nina“ oder „Katwarn“ muss man keine App installiert haben, um alarmiert zu werden.

Über das Modulare Warnsystem des Bundes wird um 11 Uhr ein Warntext an alle angeschlossenen Warnmittel - wie Radio, TV oder auch Smartphones - gesendet. Landkreise und Kommunen können auf Ebene der Länder zeitgleich ihre verfügbaren kommunalen Warnmittel auslösen. (Lesen Sie auch: Bei Gefahren und Katastrophen: Sicherheits-App Hessenwarn erreicht rund 300.000 Menschen)

Warntag in Osthessen: Nicht überall lösen die Sirenen automatisch aus

Auch in Osthessen wird der Warntag zu hören sein. Im Vogelsbergkreis etwa sollen alle Sirenen ertönen. „Aufgrund der großen Anzahl von über 200 Sirenen werden diese aber technisch bedingt nicht zeitgleich um 11 Uhr ausgelöst“, wird Kreisbrandinspektor Dr. Sven Holland in einer Mitteilung des Landkreises zitiert. „Bis alle Sirenen angesteuert sein werden, kann es voraussichtlich etwa 30 Minuten dauern.“

In manchen Kommunen im Vogelsberg sind die Sirenen bereits so umgestellt, dass eine Bevölkerungswarnung ausgelöst werden kann. In anderen kann nur das bekannte Signal „Feueralarm“ ausgesendet werden. © Grafik: Vogelsbergkreis

Auch in Bezug auf den Warnton gibt es laut Holland etwas zu beachten: „Da der Großteil der Sirenen noch nicht auf digitale Steuertechnik umgerüstet ist, kann anstelle des Signals ‚Warnung der Bevölkerung‘ (auf- und abschwellender Heulton) vielerorts nur das bekannte Signal ‚Feueralarm‘ (einminütiger Heulton mit zwei Unterbrechungen) ausgesendet werden.“

Gegen 11 Uhr werden auch in den Kommunen des Main-Kinzig-Kreises die Sirenen die „Warnung der Bevölkerung“ auslösen. „Der auf- und abschwellende schrille Ton dauert etwa eine Minute“, erläutert Kreisbrandinspektor Markus Busanni. Funktioniert das nicht, wird der klassische Feueralarm abgesetzt, ein 20 Sekunden langer Dauerton, der mit kurzer Unterbrechung dreimal wiederholt wird. Was ist im Ernstfall bei einem solchen Alarm zu tun? „Gehen Sie in ein Gebäude, schließen Sie die Türen und Fenster und schalten Sie für weitere Informationen das Radio oder Handy ein“, sagt Günther Seitz, Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr beim Main-Kinzig-Kreis

Im Kreis Fulda sollen am 8. Dezember ebenfalls alle Sirenen zu hören sein. Aktiv werden muss der Landkreis dabei offenbar nicht. „Der Bund löst den Mechanismus aus“, heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung aus der Kreispressestelle. Für die anschließende Analyse sei der Kreis allerdings selbst zuständig. „Wir müssen überprüfen, ob alle Sirenen planmäßig ausgelöst haben.“ (Lesen Sie auch: Eine der letzten Anlagen Deutschlands: In Jossa ist der Dorffunk noch immer in Betrieb)

Katastrophenwarnung aufs Handy
Das System „Cell Broadcast“ ermöglicht es Behörden, allen Handynutzern, die sich gerade in einem bestimmten Gebiet aufhalten, eine Warnung zu schicken. © Robert Günther/dpa-tmn

So soll für den Ernstfall geprobt werden. Dieser tritt ein, „wenn eine Naturgefahr wie Hochwasser oder Erdbeben droht. Aber auch, wenn schwere Stürme und Gewitter vorausgesagt werden“, sagt Thorsten Bloß, Leiter des Fachdienstes Gefahrenabwehr beim Kreis Hersfeld-Rotenburg. Die Gründe für eine Warnung können vielfältig sein, müssen Bloß zufolge aber schwer wiegen: „Auch bei schlimmen Szenarien wie Waffengewalt oder Angriffen wird gewarnt.“ (mit dpa-Material)

Auch interessant