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„Der schmeckt verdammt gut“: Weinbergführung und Verkostung bei Hobby-Winzer aus der Rhön

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Von: Rainer Ickler

Blick auf den Weinberg des Winzerhofs Heckenmühle zwischen Simmershausen und Dippach. Im Vordergrund die vor einem Jahr gepflanzten Rebstöcke.
Blick auf den Weinberg des Winzerhofs Heckenmühle zwischen Simmershausen und Dippach. Im Vordergrund die vor einem Jahr gepflanzten Rebstöcke. © Rainer Ickler

Wein aus der Rhön? Der soll schmecken? Hobby-Winzer Stefan Müller aus dem Hilderser Ortsteil Simmershausen beweist, dass dies möglich ist. Auf dem Winzerhof Heckenmühle bei Simmershausen bewirtschaftet er 1,1 Hektar mit den Rebsorten Solaris, Souvignier Gris, Helios, Muscaris und Silvaner.

Hilders - Bei Weinbergführungen mit anschließender Verkostung, die Müller zusammen mit der Marktgemeinde Hilders anbietet, sind sich Teilnehmer einig: Ja, Weinanbau in der Rhön ist möglich. „Wir sind total überrascht, dass der Wein so gut schmeckt“, sind sich Gerd Röder aus Pilgerzell und Thomas Schultheis aus Petersberg einig. Dazu kommt noch die herrliche Lage in einem Tal zwischen Simmershausen und Dippach, fügen sie hinzu.

Rhön: Hobby-Winzer baut Wein an - Verkoster von Ergebnis positiv überrascht

Die ersten 50 Reben pflanzte der 44-jährige Müller 2015 an einem Hang direkt hinter der Heckenmühle. Weitere 100 kamen kurz danach hinzu. Angetan von den guten Ergebnissen des ersten selbst gemachten Weins setzte er im Mai vergangenen Jahres zusammen mit einem Dutzend Helfern weitere 3200 Rebstöcke.

Nach gut einem Jahr zieht er eine positive Bilanz: Sie sind fast alle gut angegangen. Lediglich neun Stöcke musste er herausreißen. Dafür werden neue gepflanzt.

Hobby-Winzer Stefan Müller aus dem Hilderser Ortsteil Simmershausen bewirtschaftet auf dem Winzerhof Heckenmühle bei Simmershausen 1,1 Hektar mit Weinreben.
Stephan Müller arbeitet ökologisch. © Rainer Ickler

Der Hobby-Winzer, der Weinanbau im Nebenerwerb betreibt, ist sehr naturverbunden, weshalb er ökologisch und nachhaltig arbeitet. Bei der Anlage der Rebfläche ist er von der Ökomodellregion Fulda beraten worden. Der Weinberg ist in die Gegebenheiten der Heckenmühle eingefügt. Müller lässt den Rasen zwischen den Rebzeilen hochwachsen, denn dies dient der Biodiversität, weil sich dort viele Insekten aufhalten können. Zudem hat er Steinwälle für andere Tierarten, Blühstreifen und Streuobstbäume angelegt. (Lesen Sie auch: Neues Produkt aus dem Biosphärenreservat: Rhöner Bio-Schinken)

Für das Bepflanzen ist nicht, wie üblich, der gesamte Hang umgeackert worden, sondern es sind 3200 Löcher gebohrt worden, um die Rebstöcke zu setzen. Damit wird der Boden geschont und viele Kleinstlebewesen bleiben erhalten, erläutert er. Und bei der Bewirtschaftung arbeitet der 44-jährige Familienvater umweltschonend und legt selbst Hand mit an. Die 3200 Rebstöcke hat er im Alleingang aufgehackt. Dieser Vorgang wird in wenigen Wochen wiederholt.

Im Sinne der Biodiversität: Hobby-Winzer aus der Rhön arbeitet ökologisch und nachhaltig

Müllers Projekt Weinbau in der Rhön ist auch für die Hochschule Geisenheim und die Landesanstalt für Wein und Gartenbau in Veitshöchheim spannend. Sie begleiten den Weinbau des 44-Jährigen wissenschaftlich. Zudem bildet sich der Hobby-Winzer in Veitshöchsheim regelmäßig weiter und hat schon eine Menge gelernt. „Ich bin selbst immer gespannt, ob es so klappt, wie ich es mir vorstelle.“

Die Sorten

Stefan Müller hat pilzresistente Rebsorten gepflanzt, die weniger bekannt sind. Sie seien aber für die Witterungsbedingungen in der Rhön prädestiniert, sagt der Hobby-Winzer. Es sind die Sorten Solaris, Souvignier Gris, Helios, Muscaris und Calardis Musque. Aber auch 350 Stöcke Silvaner sind gepflanzt worden. Dies sei ein Wunsch der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim gewesen. Sie wollen sehen, wie die typische fränkische Rebsorte in höheren Lagen, wie in Simmershausen, gedeiht.
Die Weinberge von Stefan Müller reichen von 450 bis knapp 500 Metern Meereshöhe.

Das trifft auch auf das Weinmachen, das sogenannte Vinifizieren, zu. Das erledigt er selbst in einem stillgelegten Stall. Und er experimentiert. Davon konnten sich die Teilnehmer an einem langen Tisch mitten im Weinberg bei selbst gemachtem Brot, Ploatz und Dipps überzeugen: Er schenkte drei Weine aus dem Jahr 2021 aus. Die hat er allerdings aus Trauben gekeltert, die er schon vor mehreren Jahren angebaut hat.

Alle waren sich einig: Die Weine schmecken gut. Zuerst gab es den Hecko, einen Wein aus der Traubensorte Solaris mit Reinzuchthefe vergoren. Danach kam derselbe Wein, aber spontan vergoren, auf den Tisch. Schließlich schenkte er noch den „Rhö Wie“ aus, der ebenfalls von Weinstöcken in Simmershausen stammt.

Auf dem Winzerhof Heckenmühle bei Simmershausen bietet Müller Führungen und Verkostungen an

Das Ganze hat bislang einen großen Nachteil: Die Menge Rhöner Wein aus der Heckenmühle, die Hobby-Winzer Müller anbietet, ist aufgrund der noch wenigen Reben begrenzt. Im vergangenen Jahr hat er 500 Liter abgefüllt. Das reicht für Gästeführungen und kleine Mitbringsel. Für mehr leider vorerst nicht.

Erst wenn die neu angelegten Rebstöcke Trauben liefern – vermutlich in zwei Jahren – kann er eine größere Nachfrage nach Rhöner Wein made in der Heckenmühle bei Simmershausen befriedigen.

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