Nach gut einem Jahr zieht er eine positive Bilanz: Sie sind fast alle gut angegangen. Lediglich neun Stöcke musste er herausreißen. Dafür werden neue gepflanzt.
Der Hobby-Winzer, der Weinanbau im Nebenerwerb betreibt, ist sehr naturverbunden, weshalb er ökologisch und nachhaltig arbeitet. Bei der Anlage der Rebfläche ist er von der Ökomodellregion Fulda beraten worden. Der Weinberg ist in die Gegebenheiten der Heckenmühle eingefügt. Müller lässt den Rasen zwischen den Rebzeilen hochwachsen, denn dies dient der Biodiversität, weil sich dort viele Insekten aufhalten können. Zudem hat er Steinwälle für andere Tierarten, Blühstreifen und Streuobstbäume angelegt. (Lesen Sie auch: Neues Produkt aus dem Biosphärenreservat: Rhöner Bio-Schinken)
Für das Bepflanzen ist nicht, wie üblich, der gesamte Hang umgeackert worden, sondern es sind 3200 Löcher gebohrt worden, um die Rebstöcke zu setzen. Damit wird der Boden geschont und viele Kleinstlebewesen bleiben erhalten, erläutert er. Und bei der Bewirtschaftung arbeitet der 44-jährige Familienvater umweltschonend und legt selbst Hand mit an. Die 3200 Rebstöcke hat er im Alleingang aufgehackt. Dieser Vorgang wird in wenigen Wochen wiederholt.
Müllers Projekt Weinbau in der Rhön ist auch für die Hochschule Geisenheim und die Landesanstalt für Wein und Gartenbau in Veitshöchheim spannend. Sie begleiten den Weinbau des 44-Jährigen wissenschaftlich. Zudem bildet sich der Hobby-Winzer in Veitshöchsheim regelmäßig weiter und hat schon eine Menge gelernt. „Ich bin selbst immer gespannt, ob es so klappt, wie ich es mir vorstelle.“
Stefan Müller hat pilzresistente Rebsorten gepflanzt, die weniger bekannt sind. Sie seien aber für die Witterungsbedingungen in der Rhön prädestiniert, sagt der Hobby-Winzer. Es sind die Sorten Solaris, Souvignier Gris, Helios, Muscaris und Calardis Musque. Aber auch 350 Stöcke Silvaner sind gepflanzt worden. Dies sei ein Wunsch der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim gewesen. Sie wollen sehen, wie die typische fränkische Rebsorte in höheren Lagen, wie in Simmershausen, gedeiht.
Die Weinberge von Stefan Müller reichen von 450 bis knapp 500 Metern Meereshöhe.
Das trifft auch auf das Weinmachen, das sogenannte Vinifizieren, zu. Das erledigt er selbst in einem stillgelegten Stall. Und er experimentiert. Davon konnten sich die Teilnehmer an einem langen Tisch mitten im Weinberg bei selbst gemachtem Brot, Ploatz und Dipps überzeugen: Er schenkte drei Weine aus dem Jahr 2021 aus. Die hat er allerdings aus Trauben gekeltert, die er schon vor mehreren Jahren angebaut hat.
Alle waren sich einig: Die Weine schmecken gut. Zuerst gab es den Hecko, einen Wein aus der Traubensorte Solaris mit Reinzuchthefe vergoren. Danach kam derselbe Wein, aber spontan vergoren, auf den Tisch. Schließlich schenkte er noch den „Rhö Wie“ aus, der ebenfalls von Weinstöcken in Simmershausen stammt.
Das Ganze hat bislang einen großen Nachteil: Die Menge Rhöner Wein aus der Heckenmühle, die Hobby-Winzer Müller anbietet, ist aufgrund der noch wenigen Reben begrenzt. Im vergangenen Jahr hat er 500 Liter abgefüllt. Das reicht für Gästeführungen und kleine Mitbringsel. Für mehr leider vorerst nicht.
Erst wenn die neu angelegten Rebstöcke Trauben liefern – vermutlich in zwei Jahren – kann er eine größere Nachfrage nach Rhöner Wein made in der Heckenmühle bei Simmershausen befriedigen.