Bau am Waldschlösschen startet - Anwohner kritisieren: „Mit uns hat niemand gesprochen“

Als Boutique-Hotel mit zwei angrenzenden Wohngebäuden und Gastronomie will der Fuldaer Investor Christopher Burg das Waldschlösschen im Fuldaer Nordend wiederbeleben. Die ersten Bagger sind bereits angerollt.
Fulda - Das Waldschlösschen soll ein attraktives Ausflugslokal mit Biergarten werden. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bauwesen, Klimaschutz und Stadtplanung beschlossen die Mitglieder einstimmig, den Stadtverordneten die Planung des Projekts zu empfehlen.
Fulda: Großes Bauprojekt am Waldschlösschen startet - Anwohner sauer
„Das Quartier wird durch das Projekt deutlich aufgewertet“, sagte der Ausschussvorsitzende Michael Ruppel (CDU). Neben der Gastronomie sollen im Nordend zwei Wohngebäude mit 32 Wohnungen entstehen. Sechs davon sollen als Sozialwohnungen genutzt werden. Die Wohnungen mit Terrassen und Balkonen werden in Richtung der neugestalteten Freianlage gebaut, die durch das historische Gebäude eingerahmt werden sollen, heißt es vonseiten der Stadt. Zur Energiegewinnung sollen Luftwärmepumpen samt Wärmerückgewinnung und Photovoltaik genutzt werden. Die Kosten für das Projekt belaufen sich laut ISEK (Januar 2021) auf etwa 2,8 Millionen Euro.
Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) hob die Einbindung des Kulturdenkmals in das Konzept des Waldschlösschens hervor: Zwei Tunnel sollen als historische Keller in die Gastronomie mit eingebunden werden. „Das Denkmal wird genutzt, das macht das Waldschlösschen noch attraktiver“, sagte Schreiner.
Für den Bau der Wohnungen mussten auf dem 0,55 Hektar großen Areal 15 Bäume gefällt werden. Mit Blick auf den Artenschutz sei die Fällung laut Gutachten unbedenklich gewesen, erklärte Schreiner weiter. Investor Burg erklärte, weshalb man sich für das Projekt entschieden hat: „Uns lag schon immer was am Waldschlösschen“.
Waldschlösschen-Anwohner sauer: „Plötzlich standen die Bagger auf dem Grundstück“
Unbehagen gegen das Projekt gibt es bei Anwohnern der benachbarten Wohnhäuser. Sie fühlten sich übergangen. Die Anwohner in der Sebastianstraße und rund um das Waldschlösschen fürchten, dass sie aus ihren Fenstern bald gegen Mauern starren müssen. Anwohnerin Claudia Wegener bemängelt die Planung der Stadt Fulda und des zuständigen Architekturbüros: „Die Abstände zu den vorhandenen Wohnhäusern sind in den Planungen viel zu gering – gerade für Menschen, die im Erdgeschoss leben, gehbehindert sind und ohnehin selten rauskommen, ist das keine schöne Aussicht.“
In einem Schreiben hatte Wegener mit benachbarten Mietern Einspruch gegen das Bauvorhaben eingelegt. Ihre Begründung: Durch die Wohnraumverdichtung werde das soziale Miteinander im Nordend verengt. Außerdem kritisierten die Bürger das Bauvorhaben mit Hinblick auf den Denkmalschutz des Waldschlösschens und forderten statt der Fällung der Bäume eine Wiederaufforstung an der Stelle. Wegener bemängelt die fehlende Einbindung der Anwohner. „Mit uns hat niemand gesprochen“, sagt sie. „Uns wurde per Post mitgeteilt, dass wir auf dem Laufenden gehalten werden. Plötzlich standen die Bagger auf dem Grundstück.“
Die Sorge der Anwohner griff Thomas Bobke (SPD) im Bauausschuss auf: „Ich kann die Bedenken der Leute nachvollziehen“, sagte er, fügte aber an: „Es gibt allerdings kein Recht auf eine freie, schöne Aussicht.“ Der Sozialdemokrat hob die Sozialwohnungen hervor, die am Waldschlösschen durch das Bauprojekt entstehen. „Das begrüßen wir sehr.“
Investor Burg antwortet auf die Kritik der Anwohner damit, dass bei den Planungen die Mindestabstände zu den benachbarten Häusern eingehalten würden. Und weiter: „Mit dem alten Bebauungsplan hätte ein achtstöckiges Wohnhaus entstehen können, wir bauen ein vierstöckiges.“ Der Beschlussentwurf wird nun den Stadtverordneten vorgelegt. (von Christopher Hess)