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Zwölf Stunden bis nach Sylt: Arzt aus Schlitz fährt mit 9-Euro-Ticket in den Norden

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Von: Daniela Petersen

Julian Dern ist mit dem 9-Euro-Ticket von Schlitz nach Sylt in zwölf Stunden gefahren.
Julian Dern ist am Ziel angekommen: Nach zwölf Stunden Bahnfahrt gönnt er sich erstmal eine Eiswaffel. © Julian Dern

Am Schalter in Fulda ist der Begriff 9-Euro-Ticket ständig zu hören. Gefühlt will hier jeder mit dem Bummelzug irgendwohin fahren. Manch einer hat sich am Montag (1. Juni) – dem ersten Tag, an dem das Ticket gilt – schon sehr früh auf die Socken gemacht: Der Schlitzer Julian Dern etwa fährt nach Sylt.

Fulda - Es ist viertel nach 5, als der 36-jährige Julian Dern in den Bus von Schlitz nach Fulda steigt. Zwölf Stunden öffentlicher Nahverkehr liegen vor ihm. Fünf Mal Umsteigen, immer nur knapp 15 bis 20 Minuten Zeit. Fulda, Bebra, Göttingen, Uelzen, Hamburg, Elmshorn und schließlich Westerland – das werden die Stationen sein. Plus die vielen Haltestellen, an denen der Regionalexpress anhält und die Dern aus dem Bahnfenster verfolgt. So ein Bummelzug hält nun mal an jeder Milchkanne. Mit dem ICE dauert die Fahrt von Fulda nach Sylt nur zwischen sechs und sieben Stunden.

9-Euro-Ticket: In zwölf Stunden mit dem Zug nach Sylt - so war die Fahrt

Doch das lange Bahn fahren macht Dern nichts aus: „Ich fahre generell gerne Zug, nur meistens fehlt mir die Zeit dazu“, sagt der 36-Jährige, der als Arzt am Eichhof-Krankenhaus in Lauterbach arbeitet. Jetzt um den ersten Juni herum habe er zwei Tage frei. „Da passt das ganz gut.“ Ein ICE-Ticket, das für eine Strecke etwa 120 Euro ohne Bahncard kosten würde, hätte er sich für diesen kurzen Aufenthalt nicht gekauft. (Lesen Sie hier: 9-Euro-Ticket geht an den Start: So wollen Toursimus-Regionen in Hessen davon profitieren)

Die Zeit im Zug habe er bisher gut nutzen können. „Ich konnte Büroarbeit erledigen, Musik hören und ein Buch lesen. Mir ging es darum, etwas Zeit für mich zu haben und was Schönes zu unternehmen“, sagt er. Sylt kennt er schon von früheren Aufenthalten mit der Familie. Seine Frau Maria und die beiden Kinder Clara (5) und Jonathan (2) sind dieses Mal aber zuhause geblieben. „Sie wären gern mitgekommen, vor allem meine Tochter. Aber zwölf Stunden Fahrt sind schon sehr lang für ein Kind in dem Alter.“

In Westerland angekommen ist, stand ein Besuch im Restaurant „Gosch“ auf dem Plan. „Nach dem Abendessen gehe ich auf ein klassisches Konzert, das hatte ich mir eben noch rausgesucht. Später vielleicht noch in eine Bar. Und dann werde ich wohl ein, zwei Stündchen im Strandkorb sitzen, bevor es um 4 Uhr morgens wieder zurück geht“, erzählte Dern am Montag. Dann sitzt er wieder zwölf Stunden im Zug.

Video: Nicht nur einfach nach Sylt - Die besten Routen mit dem 9-Euro-Ticket

„Die ersten drei kann ich aber schlafen, auf dem Teilstück von Westerland nach Hamburg muss ich nicht umsteigen.“ Die Hinfahrt sei insgesamt problemlos verlaufen. „Ich hatte mit Verspätungen gerechnet, aber letztlich habe ich alle Anschlusszüge bekommen. Auch vom Andrang her war es in Ordnung, sodass ich immer einen Platz gefunden habe.“

Die nächste Fahrt mit dem 9-Euro-Ticket, das noch den gesamten Juni gilt, ist schon geplant. Dann kommt auch seine Familie mit. „Wir wollen nach Frankfurt in den Zoo.“

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