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Wertvolle Bitterstoffe durch Wermut - Mehr als nur das Absinth-Kraut

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Von: Anne Baun

Das Heilkraut Wermut versorgt Leber und Galle mit Bitterstoffen. Die Pflanze steckt in Gin, Absinth und Pernod.
Das Heilkraut Wermut versorgt Leber und Galle mit Bitterstoffen. © Madeleine Steinbach/stockadobe.com

Hippokrates verschrieb Wermut (Artemisia absinthium) bei schlechtem Gedächtnis, Hildegard von Bingen verabreichte das Kraut gegen Magenschwäche und Zahnschmerzen. Heutzutage kennt man Wermut vor allem als für Absinth. Redakteurin Anne Baun zeigt, wie Sie selbst einen Wermut-Schnaps herstellen.

Fulda - Wermut schmeckt bitter. Das ist einfach so. Doch heutzutage sind wir bitteren Geschmack kaum noch gewohnt, da beispielsweise aus ursprünglich sehr bitteren Gemüsesorten wie Chicoree oder Endivien die Stoffe herausgezüchtet wurden, die für den herben Geschmack verantwortlich sind.

Doch gerade diese Stoffe sind es, die unsere Entgiftungsorgane Leber und Galle unterstützen. Was im Umkehrschluss bedeutet: Wir führen unserem Verdauungssystem nicht mehr das zu, was es dringend benötigt.

Kürzlich saß Dr. Anne Fleck, eine der „Ernährungs-Docs“ bei der Talkshow „3 nach 9“ und erklärte, wie wichtig Bitterstoffe für die Leber sind. Auch erklärte sie Moderator Hubertus Meyer-Burckhardt, worum es sich bei der „Organuhr“ handele. „Wer in meine Praxis kommt und mir erzählt, dass er nachts zwischen zwei und drei Uhr aufwacht, dem untersuche ich die Leber“, sagte Dr. Fleck. Denn nach der Organuhr, die der Traditionellen Chinesischen Medizin entstammt, haben unsere Innereien Ruhephasen und aktive Phasen.

Das Geheimnis von Gin und Absinth: Wermut gibt Schnaps das gewisse Etwas

Der Leber-Meridian hat seine Zeit beispielsweise zwischen ein und drei Uhr nachts, zwischen 13 und 15 Uhr wird er hingegen mit minimaler Energie versorgt. Und wenn es der Leber nicht so gut geht, meldet sie sich in ihrer aktiven Phase – also nachts.

Bitterstoffe sind bei der Leber immer gern gesehen. Ob Wermut oder Mariendistel, Löwenzahn oder Artischocke – es sind viele Kräuter und Gemüsesorten für eine entlastete Leber gewachsen. Und nein, mit Gin sollte niemand seine Leberprobleme kurieren.

Das komplette Anwendungsfeld der Naturheilkunde erstreckt sich auf Magen-Darm-Beschwerden einschließlich Appetitlosigkeit, Verdauungsproblemen und Gallebeschwerden. Doch Wermut kann auch äußerlich angewendet werden – Umschläge helfen bei Blutergüssen und Hautausschlägen. Die Wirkstoffe der Pflanze sitzen direkt in Blättern und Stängel. Die getrocknete Variante als Tee ist die vermutlich gängigste Verwendungsmöglichkeit. Und ja, der Geschmack ist gewöhnungsbedürftig, aber es hilft. Doch auch als Kapsel, zum Beispiel mit Heilerde vermengt, können Bitterstoffe eingenommen werden.

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Wer Wermut im eigenen Garten anbauen möchte, der hat es in unseren Breiten relativ leicht, denn die Pflanze mag kalkhaltige Böden. Zwischen April und Juni können die Samen direkt im Freien ausgebracht werden – ob Blumenbeet oder ein Topf auf dem Balkon ist egal. Wermut mag es sonnig. Das war es auch schon.

Zutaten Wermut-Schnaps

1 Flasche Korn
1 Zweig Wermut
1 Zweig Rosmarin
1 Zweig Salbei
1 Zwei Oregano
3 Zweiglein Thymian
250 g Vollrohrzucker
1 Stückchen Bio-Zitronenschale

So wird der Wermut-Schnaps zubereitet: Den Zucker in ein großes Schraubglas füllen. Die Kräuter abbrausen, trocken schütteln und im Glas vorsichtig übereinander schichten. Die Zitronenschale zugeben und alles mit dem Korn auffüllen.

Das Glas verschließen und das Ganze 14 Tage ziehen lassen. Dann abseihen und in eine sterile Flasche umfüllen. Zwei weitere Wochen ziehen lassen. 

Wer im Herbst Lust auf eine echte Leckerei hat, der ist mit einem versunkenen Apfelkuchen bestens beraten. Das passende Rezept für den Kuchen liefert ebenfalls Anne Baun.

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