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Corona-Pandemie in Deutschland spitzt sich zu: Immunologe warnt vor „unkontrolliertem Wachstum“

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Von: Sophia Lother

Die Corona-Lage in Deutschland ist ernst. Ein Immunologe fordert schärfere Maßnahmen. In seinen Schulen schlägt Baden-Württemberg einen strengeren Kurs ein.

Update von Freitag, 16.10.2020, 15.50 Uhr: Die gesamte Behördenspitze des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) ist mit dem Coronavirus infiziert. Das hat ein Sprecher der Behörde bestätigt. Neben Präsident Thomas Haldenwang wurden demnach auch die beiden Vizechefs sowie einige Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet.

Corona in Deutschland: Behördenspitze des Bundesamts für Verfassungsschutz mit Virus infiziert

„Die Arbeitsfähigkeit des BfV ist vollumfänglich sichergestellt“, gab die Behörde an. Schon zu Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland habe die Behörde einen Krisenstab eingerichtet. „Die Amtsleitung führt die Dienstgeschäfte aus dem Homeoffice weiter“, hieß es weiter. Zu Wochenbeginn wurde bereits das positive Corona-Testergebnis von Haldenwang öffentlich.

04.02.2014, Nordrhein-Westfalen, Köln: Das Bundesamt für Verfassungsschutz.
Die gesamte Führungsriege des Bundesamtes (BfV) für Verfassungsschutz ist mit dem Coronavirus infiziert. © picture alliance/Oliver Berg/dpa

Corona-Krise in Deutschland: Neuinfektionen bei über 7000 innerhalb von 24 Stunden

Erstmeldung von Freitag, 16.10.2020: Frankfurt - Die Corona-Neuinfektionen in Deutschland steigen und steigen. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete auch am Freitag (16.10.2020) wieder einen neuen Rekordwert. 7334 Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland* innerhalb von nur 24 Stunden. Der Immunologe Michael Meyer-Hermann warnte eindringlich, dass auch die deutsche Bevölkerung ihren Teil beitragen müsse im Kampf gegen die Pandemie.

15.10.2020, Nordrhein-Westfalen, Wuppertal: Ein Hinweisschild erinnert an einem Geschäft die Passanten ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
Die Corona-Zahlen in Deutschland steigen rasant. Ein Immunologe spricht von „unkontrolliertem Wachstum“. © picture alliance/Roberto Pfeil/dpa

Corona in Deutschland: Immunologe fordert strengere Regeln und warnt vor unkontrolliertem Wachstum

In der Sendung Tagesthemen in der ARD trat der Infektionsforscher am Helmholtz-Zentrum in Braunschweig für wesentlich strengere Corona-Maßnahmen in Deutschland ein. Was die konkreten Maßnahmen angehe, seien die Ergebnisse des Bund-Länder-Treffens, an dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahm, „vielleicht etwas hinter den Erwartungen“ zurückgeblieben. Es reiche nicht, ein paar Verbesserungen zu machen, sagte der Immunologe weiter in der ARD*.

Stattdessen müsse es deutliche Maßnahmen geben, wenn man das Ruder noch herumreißen wollte, „denn wir befinden uns gerade in einem unkontrollierten Wachstum, das man ansonsten nicht mehr ausbremsen kann“, so Immunologe Meyer-Hermann in der ARD. Es bräuchte starke Signale an die Bevölkerung in Deutschland, und zwar mit klaren Maßnahmen. Dahingehend sei es auch „wahrscheinlich nicht sinnvoll“, dass die Corona-Maßnahmen in den deutschen Bundesländern so unterschiedlich seien. Als Beispiel nannte er den Streit um das Beherbergungsverbot. Er sieht, angesichts der Streitigkeiten um die Maßnahmen, die Bevölkerung in der Pflicht „dass man hier wirklich aufpasst, und auf die Weise mehr tun als das, was in den Beschlüssen eigentlich drinsteht.“

Corona-Krise in Deutschland spitzt sich weiter zu: Es sei nicht fünf vor zwölf, sondern zwölf

Als konkretes Beispiel, was die Bevölkerung in Deutschland angesichts der Corona-Krise tun könnte, nannte der Immunologe in den Tagesthemen die Maskenpflicht. „Wir könnten uns überlegen, ob es nicht möglich wäre, dass wir einfach aus dem Haus gehen und die Masken aufsetzen und damit unsere Umwelt schützen und uns selbst schützen. Dass es einfach eine Normalität, eine neue Kultur wird, mit der wir erstmal leben, damit wir dieses Virus aus unserer Gesellschaft so weit entfernen, dass wir wieder normal leben können“, betonte der Infektionsforscher. Es sei nicht fünf vor zwölf, warnt Meyer-Hermann eindringlich, sondern bereits zwölf. „Ich glaube, dass man da deutlicher vorgehen müsste, damit man da eine Chance hat, das wirklich einzudämmen, was jetzt gerade passiert“, unterstrich er in der ARD.

Das Bundesland Baden-Württemberg hat jetzt einen weiteren Schritt in Richtung verschärfter Regeln gegen eine Verbreitung des Coronavirus* getan. Ab Montag (19.10.2020) müssen Lehrkräfte und Schüler ab der fünften Klasse auch im Unterricht eine Maske tragen. Dies sei die Konsequenz aus den steigenden Infektionszahlen. Noch sei die Corona-Warnstufe drei mit einer 7-Tage-Inzidenz von 35 noch nicht erreicht, aber die Landesregierung von Baden-Württemberg gehe davon aus, dass dies bald der Fall sein wird. (Von Sophia Lother) *fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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