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Große Gefahr durch Wolf in Niedersachsen: Verzweifelte Schäfer schlagen Alarm

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Von: Alina Schröder

Der Wolf bedroht in Niedersachsen zahlreiche Schafhalter und ihre Tiere. Einige fordern nun eine stärkere Regulierung des Bestandes. (Symbolbild)
Der Wolf bedroht in Niedersachsen zahlreiche Schafhalter und ihre Tiere. Einige fordern nun eine stärkere Regulierung des Bestandes. (Symbolbild) © Armin Weigel/dpa

Der Wolf breitet sich in Niedersachsen aus. Einige Schafhalter können ihre Tiere nicht mehr schützen und fordern eine Lösung. Andere geben sogar ihren Job auf.

Göttingen – Die Probleme und Sorgen wegen frei laufender und jagender Wölfe in Niedersachsen häufen sich - besonders Schafhalter sind um ihre Tiere besorgt. Einige von ihnen haben sich nun sogar einen neuen Job gesucht.

Niedersächsische Schäfer versuchen sich mit immer höheren und teils doppelten Zäunen inklusive Herdenschutzhunden gegen den Wolf* zu wehren. Dies funktioniert allerdings oftmals nicht wie gewünscht, wie kreiszeitung.de berichtete. „Herdenschutz ist utopisch. Ich kann nicht ewig den Wölfen davonlaufen, jeder Zaun ist schon überwunden worden“, sagte Wendelin Schmücker, Vorsitzender des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung.

Niedersachsen: Wölfe reißen Nutztiere – Umweltminister fordert Obergrenze

Bereits im Jahr 2018 habe der Wanderschäfer im Landkreis Lüneburg laut eigenen Angaben 28 Tiere verloren. „Ich baue jeden Tag Zäune auf, wenn ich auf Wanderschaft bin“, berichtete der Mann aus Winsen an der Luhe (Landkreis Harburg). Die Kosten für die Stromzäune seien immens gewesen.

Die Standardhöhe liege bei 90 Zentimetern – alleine 50 Meter kosten ihm zufolge schon 60 Euro. In der Regel würden jedoch zwölf bis 24 Abschnitte zum Schutz der Schafe benötigt, wenn er unterwegs ist. Zudem komme er an seine körperlichen Grenzen. „Das ist ein Knochenjob“, erzählte Schmücker.

BezeichnungWolf
Wissenschaftlicher NameCanis lupus
Aussehen70 bis 90 Zentimeter groß (Schulterhöhe), bis zu 140 Zentimeter lang, von gelblichgrauer, über graubraune bis dunkelgraue Fellfarbe
ErnährungRehe, Rothirsche und Wildschweine, aber auch kleinere Tiere
FortpflanzungGeschlechtsreif mit 22 Monaten, Tragezeit von circa neun Wochen, meist mehrere Welpen pro Wurf
GefährdungZerschneidung des wölfischen Lebensraumes, Verkehr, teilweise illegale Abschüsse
Schutzstatus nationalStreng geschützte Art
Schutzstatus internationalStreng geschützte Art
Quelle: Nabu.de

Nicht alle Schäfer leisten so lange Widerstand gegen die Raubtiere im Kreis. Einige gaben ihre Betriebe wegen der Wolfsrisse schon komplett auf. Nichts habe die Tiere von ihren Überfällen auf die Schafe aufhalten können – weder Zäune, noch Kameras oder Esel. Viele von ihnen wünschten sich nun eine strengere Regulierung des Wolfsbestandes. Auch der niedersächsische Umweltminister, Olaf Lies (SPD), ist für eine Obergrenze. Liege die Zahl über einer akzeptierten Grenze, müsse der Bestand reguliert werden. Im Jahr 2020 seien in Niedersachsen insgesamt 1477 Nutztiere gerissen worden.

Video: Schäfer haben Angst um ihre Tiere - Grund ist der Wolf

Wölfe „gehen schon an Rinder und Pferde“ – Schafhalter in Niedersachsen besorgt

Inzwischen leben 38 Rudel im Land – 2017 seien es laut Lies noch zehn gewesen. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) ist allerdings gegen den Abschuss der Räuber. Der Herdenschutz wirke sich langfristig aus. In Regionen, in denen der Wolf seit längerem lebt und aktiv Herdenschutz betrieben werde, gingen die Risszahlen deutlich zurück.

Trotz allem machen sich Hirten weiter Sorgen. „Der Druck in Niedersachsen ist hoch. Früher hatten wir keine Wölfe, jetzt gehen sie schon an Rinder und Pferde“, sagte der 81-jährige Adolf Schmücker, der seine Schafe an den Sohn übergeben hat. Bei einer Nicht-Regulierung des Bestands sei die Schafhaltung dahin.

Die Familie sei sich nicht sicher, wie lange sie ihren Betrieb noch weiterführen können und möchten. Auch in Nordhessen und im Süden von Niedersachsen haben Menschen mit einer Vielzahl von Wölfen* zu kämpfen. Weidetierhalter kritisierten den Plan zur Regulierung der Wölfe in Hessen*. (Alina Schröder) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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