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Historische Hülle, modernes Inneres: Architekten stellen Pläne für das Zuse-Gebäude vor

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Hinter der rotbraunen Fassade des ehemaligen Zuse-Gebäudes soll sich viel Neues verbergen.
Hinter der rotbraunen Fassade des ehemaligen Zuse-Gebäudes soll sich viel Neues verbergen. © Stadt Hersfeld

Der neue Eigentümer des ehemaligen Zuse-Gebäudes in Bad Hersfeld will das Objekt sanieren. Das Vorhaben wurde jetzt durch die Gesellschafter der Mittelhessischen Bauhütte, Björn Trieschmann und Lars Wilhelm, im Hersfelder Rathaus vorgestellt.

Bad Hersfeld - Haupttätigkeitsbereich der beiden Gießener Unternehmer ist die Entwicklung, neue Strukturierung und Revitalisierung von überwiegend denkmalgeschützter Altsubstanz. Hierzu zählen die Zehntscheune in Bad Nauheim, die Reehmühle in Biebertal und die Alte Molkerei in Alsfeld.

Auf den ersten Blick wird das historische Gebäude unverändert aussehen. Was die rotbraune Fassade aus Holz und Backstein an Neuem verbirgt, zeigt sich im Inneren des Gebäudes.

Bad Hersfeld: So soll das Zuse-Gebäude nach der Sanierung aussehen

Architekt Björn Trieschmann erläutert: „Unser Konzept sieht 13 kleine maßgeschneiderte Module in Holzbauweise als ,Haus im Haus‘ vor. Dies ist ressourcen- und materialschonend in der Herstellung und reduziert somit die Umweltbelastung. Altbausubstanz, welche vorhanden ist, muss man nicht neu bauen.“ (Lesen Sie auch: Konrad Zuses Z 3: Der Urvater aller Computer ist 80 geworden)

Die innere Hülle, von der alten Substanz gelöst, erfülle baubiologisch als auch bauphysikalisch alle Anforderungen an moderne Wohnräume und schaffe ein gesundes Wohnklima. Durch die doppelten Wände blieben Schadstoffe und Lärm draußen und die Energie drinnen. Die Beheizung ist als moderne Wärmepumpe oder alternativ als Brennstoffzelle geplant, welche auch Strom erzeugen soll.

Beide Baukörper behielten ihre Identität und seien dennoch räumlich miteinander verzahnt. Dies gelinge durch die geschickte Anordnung der Kuben auf dem bestehenden Grundriss des Bestandes. Im Inneren entstehen verglaste Innenhöfe, welche den Hubs als Loggien dienen und dem Nutzer auch von dort den Blick auf die historische Gebäudehülle freigibt.

Zuse-Gebäude in Bad Hersfeld wird saniert - Fokus auf Nachhaltigkeit

Um die Nachhaltigkeit des gesamten Projekts zu unterstreichen, wird aufgrund der Innenstadtlage das Haus komplett „autofrei“ geplant. Anstelle von Pkw-Parkplätzen, die die Grünfläche versiegeln würden, wird eine Fahrradgarage inklusive Gründach mit Ladestationen vorgesehen. Zwei Anlieferungs- und Besucherparkplätze vor dem Haus stehen zur Verfügung.

Die Gebäuderückwand, die Abbruchkante zum damals größeren Gebäudekomplex ist, wird als moderne Abschlusswand in Richtung der bestehenden Wohnbebauung gestaltet. Sie soll als glatte Schnittfläche zum Ausdruck bringen, dass der Bau früher wesentlich größer war.

Bürgermeister Thomas Fehling: „Die ersten Ideen, Überlegungen und Skizzen des Investors sind vielversprechend. Vor allem lässt das Konzept buchstäblich genug Raum, um auch im Gebäude an die historische Bedeutung als frühem Computer-Produktionsstandort zu erinnern. Sollte so für einen verdienten Einwohner unserer Stadt – Konrad Zuse, einem Pionier mit Weltruhm – doch noch ein angemessenes Andenken entstehen, freut mich das sehr. Dies könnte gut in die touristischen oder kulturellen Aktivitäten der Stadt eingebunden werden.“

Das ehemalige Zuse-Gebäude hatte über viele Monate in den Schlagzeilen gestanden. Der ehemalige Eigentümer lehnte die im Vertrag mit der Stadt zugesicherte Sanierung ab und hatte damit vor Gericht Recht bekommen. Dagegen hatte aber das Hessische Landesamt für Denkmalpflege Berufung angekündigt. Um einem weiteren, jahrelangen Rechtsstreit zu entgehen, kam es zu einem überraschenden Verkauf – eben an Trieschmann und Wilhelm, die nun in einem Jahr fertig sein wollen.

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