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Burg-Herzberg-Festival beginnt am Donnerstag: Wie aus einer Koppel „Freak City“ wird

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Von: Daniela Petersen

Am Herzberg wird schon kräftig gewerkelt. Organisator Hans Cath freut sich schon, dass es am Donnerstag los geht.
Am Herzberg wird schon kräftig gewerkelt. Organisator Hans Cath freut sich schon, dass es am Donnerstag los geht. © Jonas Wenzel

In wenigen Tagen beginnt bei Breitenbach (Hessen) das Burg-Herzberg-Festival. Die Vorbereitungen für dieses Hippiefest sind im Gange. Zwei Jahre Corona-Zwangspause bedeuten aber auch Herausforderungen, höhere Kosten und modrige Container. 

Breitenbach - Am Boden des Türrahmens liegt ein grobkörniges Gemisch, hell, durchzogen von Fasern, die am Metall kleben. Ein Irgendwas, bei dem man sich fragt, was das denn bitte ist. „Ameisen, das ist von den Ameisen“, erklärt Hans Cath.

Mit Hut, Jeans und schwarzem Herzberg-Shirt steht er vor dem Türrahmen, der zu einem Container auf dem Festivalgelände bei Breitenbach in Hessen gehört. Hier werden sich in wenigen Tagen Bands wie New Model Army, Bukahara oder Blues Pills anmelden. Doch bis es soweit ist, soll der Container noch ein bisschen auslüften, damit der modrige Geruch verschwindet.

Burg-Herzberg-Festival: Aufbau läuft - wie aus einer Koppel „Freak City“ wird

Zwei Jahre lang stand das Teil herum. „Als wir ihn das erste Mal wieder aufgemacht haben, war er voll mit Mäusen. Da hat es überall geraschelt“, sagt der 70-Jährige. Cath ist Geschäftsführer der Herzberg Festival GmbH. Er ist ein groß gewachsener Mann mit sympathischem Akzent, der verrät, dass seine Wurzeln in den Niederlanden liegen. 1976 kam er nach Fulda. Seit 2004 arbeitet er beim Herzberg-Festival. „In den Anfängen hatten wir vielleicht 3000 bis 3500 Leute, mittlerweile sind es 10.000.“ (Lesen Sie auch: Nach zwei Jahren Corona-Pause: Festival „Rock am Hinkelhof“ ist zurück)

So viele Karten sind bislang auch für dieses Jahr verkauft worden. „Weitere 1000 an der Abendkasse wären schön“, sagt Cath. Doch mehr als 12.000 Besucher insgesamt sollten es nicht werden. Denn auch wenn die Wiese am Fuße der Burg Herzberg groß aussieht, der Platz ist begrenzt. Vier Bühnen wird es geben, Raum für Camping und Parken, „Freak City“ und ein Areal, das „Neue Heimat“ heißt und wo es eher ruhiger zugehen soll. 50 bis 60 Stände werden aufgebaut. Die Händler kommen aus ganz Deutschland, alles keine großen Ketten, wie Cath betont.

Normalerweise wird die Wiese von Pferden genutzt. Das Gras ist ganz vertrocknet. Einige Zäune stehen schon, und auch die Firma CC Bäuml aus Schlitz im Vogelsbergkreis ist bei der Arbeit: „Wir verlegen Bodenplatten aus Metall und Kunststoff“, erklärt Reinhold Schäfer. Um halb 5 morgens haben er und seine Kollegen begonnen. Heute ist einer der heißesten Tage der Woche, jetzt am Nachmittag läuft nicht mehr viel. „Wir machen gleich Feierabend“, sagt er. Die Steaks liegen schon auf dem Grill, im Schatten stehen ein paar Bierbänke. Morgen geht es weiter. Dann müssen die Kunststoffplatten, die beim Händlereingang verlegt worden sind, nochmal neu justiert werden, weil sie sich durch die Hitze nach oben gewellt haben.

Das Burg-Herzberg-Festival 2022

Wann findet das Herzberg-Festival statt?

Das Festival beginnt am Donnerstag, 28. Juli, und endet am Sonntag, 31. Juli.

Wo gibt es Tickets?

Tickets bekommt man unter anderem in den Geschäftsstellen unserer Zeitung oder direkt über das Büro der Festival–Betreiber in der Königstraße 52-54 in Fulda.

Wie viel kostet ein Ticket?

Der Preis für ein Festivalticket beträgt 187 Euro. Es gibt jedoch auch Tageskarten für Sonntag. Diese sind für 78 Euro zu bekommen. An der Abendkasse werden die Tickets dann für 200 Euro angeboten. Die Tickets aus den Jahren 2020 und 2021 behalten ihre Gültigkeit für das Festival in diesem Jahr.

Dass einige Wege überhaupt mit Platten ausgelegt werden, hat einen Grund, wie Cath erklärt: „2017 war so starker Regen, dass sich mehrere Fahrzeuge festgefahren hatten.“ An dieses Jahr kann er sich noch gut erinnern. „Es war eine Katastrophe. Wir haben schon befürchtet, dass wir abbrechen müssen.“ Wenn das Festival aufgrund des Wetters abgesagt werden müsste, dafür hätte die GmbH eine Ausfallversicherung – die gilt allerdings nicht bei Kriegsgefahr, einem Cyber-Angriff oder Corona, wie der 70-Jährige erzählt.

Herzberg-Festival: Veranstalter rechnet mit 30.000 Euro Diesel-Kosten für Aggregate

Wegen Corona fand das Festival 2020 und 2021 nicht statt. In diesem Jahr soll wieder so gefeiert werden wie vor der Pandemie. „Wir machen den Besuchern keine Vorgaben, ob sie Maske tragen oder nicht. Aber wir werden die Dixie-Klos zweimal am Tag reinigen lassen“, erklärt Cath. Auflagen gebe es keine. „Wenn wir das Festival nur mit 2G oder 3G betreiben dürften, müssten wir es absagen, wir könnten das gar nicht kontrollieren. Und ich glaube auch, dass einige Besucher damit ein Problem hätten.“

Rund die Hälfte der verkauften Karten sind Tickets, die eigentlich für 2020 oder 2021 gedacht waren – Karten, die damals für rund 140 Euro verkauft worden sind. Mittlerweile liegt der Eintritt bei 187 Euro. „Unsere Kosten sind enorm gestiegen. Wir müssen vieles mit Aggregaten betreiben. Der Diesel hat immer 15.000 bis 16.000 Euro gekostet, jetzt sind es fast 30.000.“

Auch Strom und Wasser sind jedes Jahr eine Herausforderung, diesmal kommt noch Corona dazu: „Viele melden sich krank. Personal zu finden, war generell schwierig, weil einige sich in der Pandemie was Neues gesucht haben.“ Nur mit Hilfe von Überbrückungsgeld, Kurzarbeit und einigen Rücklagen aus den Vorjahren sei man über die Runden gekommen.

Dass es jetzt am Donnerstag, dem 28. Juli, endlich losgeht, darauf freut sich der 70-Jährige. Doch bis dahin, ist noch viel zu tun. Bühnen müssen aufgebaut, Schilder aufgestellt werden. Dann kommt noch die Abnahme. Immer wieder klingelt Caths Telefon. Eine Melodie von Led Zeppelin. Aus der Ruhe lässt er sich aber nicht bringen. „Wir liegen gut in der Zeit.“

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