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Das große Filialsterben beginnt: VR-Bank NordRhön plant zahlreiche Schließungen

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Von: Harry Wagner

Die VR-Bank-Filiale in Hofaschenbach gehört zu denen, die geschlossen werden.
Die VR-Bank-Filiale in Hofaschenbach gehört zu denen, die geschlossen werden. © Harry Wagner

Die strategische Ausrichtung der VR-Bank NordRhön eG beinhaltet in den kommenden Jahren auch, dass bis zum Jahr 2025 insgesamt neun Filialen geschlossen werden. Die Bank bemüht sich, gerade für Senioren alternative Angebote zu machen.

Hünfeld - Mit dieser Nachricht wusste Werner Eichler, Vorstandssprecher der VR-Bank NordRhön, zu überraschen: Den sichtlich verdutzten Mitgliedern wurde bei der Vertreterversammlung in der Stadthalle Kolpinghaus in Hünfeld zur Kenntnis gegeben, dass die Bank bis zum Jahr 2025 insgesamt neun Geschäftsstellen beziehungsweise SB-Standorte schließen wird.

Hünfeld: VR-Bank NordRhön schließt zahlreiche Filialen

Folgende Standorte sind betroffen:

– SB-Standort Steinbach (zum 30. September 2022).

– SB-Standort Hünfeld-Ströherstraße (zum 30. September 2023).

– Filialen Hofaschenbach, Schwarzbach, Sünna und Stadtlengsfeld (zum 30. März 2023).

– Filialen Langenschwarz, Unterhaun, Sorga (zum 31. Dezember 2024).

– Die Geschäftsstellen in Hünfeld, Mackenzeller Straße, (zum 1. April 2023) sowie Burghaun und Neukirchen (jeweils zum 1. Januar 2025) werden zu Servicepoints umgewidmet, allerdings ohne Personal.

– In den so genannten Kompetenzzentren in Hünfeld, Asbach, Dermbach, Eiterfeld, Geisa und Tann soll es auch künftig möglich sein, persönlich bedient und beraten zu werden.

„Diese Maßnahmen basieren auf einer umfassenden Analyse von Kundenströmen“, betonte Eichler. Mit anderen Worten: Die Filialen wurden nach Ansicht der Bank nicht mehr gut genug frequentiert, um sie aufrecht zu erhalten. Die Besucherzahlen seien das allererste Kriterium für die Entscheidung gewesen, so der Banksprecher.

Selbst die Nutzung von Geldautomaten habe markant nachgelassen, immer häufiger werde die Möglichkeit der bargeldlosen Zahlung in Anspruch genommen. Zudem sei auch nach 2025 gewährleistet, dass innerhalb des Geschäftsgebiets jeder Kunde innerhalb eines Radius von zehn Kilometern eine Niederlassung erreiche. (Lesen Sie auch: VR Bank Fulda will in der Fläche bleiben - aktuell keine Filial-Schließungen geplant)

„Lachnummer“, „sehr enttäuscht“: VR-Bank NordRhön erntet Kritik

Für Senioren, die künftig keine Filiale in ihrer Nähe vorfinden, seien dann Serviceleistungen wie Überweisungen auf telefonischem Weg erhältlich. „Ein Anruf genügt, und sie werden dann auch Geld von ihrem Konto abheben können, das wir dann zu ihnen nach Hause bringen“, versprach Eichler. Die Kunden erreichten die Bank entweder persönlich, telefonisch, per Video oder via Onlinebanking, von dem Geldinstitut wird dies als Omnikanalstrategie bezeichnet. (Lesen Sie auch: Raiffeisenbank schließt kleine Filialen in der Region Fulda - aus Sorge vor Automatensprengern)

Aus den Reihen der Versammlung kam Kritik an den Filialschließungen. Ältere Menschen würden bei diesen Maßnahmen nicht mitgenommen, hieß es. Die Streichungen wurden von einem Redner gar als „Lachnummer“ bezeichnet. Andere wiederum zeigten sich „sehr enttäuscht“, dass auch Niederlassungen geschlossen würden, „die sehr gut laufen.“

Den Vorwurf, die Bank würde Personal einsparen wollen, konterte Eichler. Man wolle keine Beschäftigten entlassen, sondern sie im Falle der Schließung einer Filiale an einem anderen Standort weiter beschäftigen. Denn auch die VR-Bank NordRhön habe Probleme damit, Stellen nachzubesetzen, wenn beispielsweise ein Mitarbeiter in Ruhestand geht. (Lesen Sie auch: Lösung mit anderem Bankinstitut? Bürgermeister über leerstehende Filiale in Ehrenberg)

Archiv-Video: Demo in Fulda gegen Schließung von VR-Bank-Filialen

„Haben wir als Mitglieder eigentlich die Möglichkeit, diese Schließungen zu verhindern?“, lautete die Frage aus der Versammlung. Der Vorstandssprecher verneinte. Entscheidungsinstanz sei neben dem Vorstand der Aufsichtsrat.

Die Mehrzahl der Immobilien, in denen sich die betroffenen Filialen befinden, sind im Besitz des Geldinstituts. Wie Eichler betonte, wolle man Gespräche mit den Kommunen führen, welche Nutzung der Räumlichkeiten nach dem Auszug der Filialen möglich sein könnte, damit die Ortsgemeinschaft profitieren kann. Offen ist, ob es durch Kooperationen mit anderen Geldinstituten – wie sie bereits im Bereich der Geldautomaten funktionieren – gelingen könnte, die eine oder andere Filiale vielleicht doch zu erhalten. Eichler gab sich diesbezüglich zurückhaltend, sagte aber: „Wir sind in Gesprächen“.

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