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Aufarbeitung der jüdischen Geschichte: Elisabeth Sternberg-Siebert erhält Kulturpreis der Stadt Hünfeld

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Elisabeth Sternberg-Siebert (zweite von rechts) ist mit dem Kulturpreis der Stadt Hünfeld ausgezeichnet worden.
Elisabeth Sternberg-Siebert (zweite von rechts) ist mit dem Kulturpreis der Stadt Hünfeld ausgezeichnet worden. © Stadt Hünfeld

Mit dem Kulturpreis der Stadt Hünfeld ist Elisabeth Sternberg-Siebert (85) aus Burghaun ausgezeichnet worden.

Hünfeld - Bürgermeister Benjamin Tschesnok überreichte ihr den Preis für ihre außergewöhnlichen Verdienste um die Aufarbeitung und Forschung zur jüdischen Geschichte im Hünfelder Land. „Dank Ihnen gerät die Geschichte nicht in Vergessenheit“, wird der Bürgermeister in einer Pressemitteilung der Stadt Hünfeld zitiert.

Elisabeth Sternberg-Siebert erhält Kulturpreis der Stadt Hünfeld

Seit 1988, 50 Jahre nach der Reichspogromnacht, engagiert sich Elisabeth Sternberg-Siebert in der Aufarbeitung der Geschichte der jüdischen Vergangenheit, insbesondere von Burghaun, aber auch vom gesamten Hünfelder Land. „Dieses Thema hat dich nie wieder losgelassen“, sagte Kulturstadträtin Martina Sauerbier in ihrer Laudatio. Die gelernte Tontechnikerin und Grundschullehrerin befragte Zeitzeugen, unternahm Archivreisen, sammelte Fotos und Dokumente und studierte Literatur zu diesem Thema.

Es entstanden die Bücher „Auf den Spuren jüdischen Lebens im Hünfelder Land – Juden in Burghaun“ und „Jüdisches Leben im Hünfelder Land – Die Familie Joseph Strauss in Hünfeld“. Elisabeth Sternberg-Siebert organisiert seit vielen Jahrzehnten Ausstellungen und richtete im Konrad-Zuse-Museum mit Stadt- und Kreisgeschichte eine Abteilung über Juden im Hünfelder Land an.

Dank Ihnen gerät die Geschichte nicht in Vergessenheit.

Bürgermeister Benjamin Tschesnok gegenüber Elisabeth Sternberg-Siebert

Sie bietet Führungen an, begleitet Nachkommen und Verwandte von ehemaligen jüdischen Bürgern beim Besuch im Hünfelder Land und wirkte maßgeblich an der Verlegung der Stolpersteine in Burghaun und Hünfeld mit, damit die ehemaligen Wohnorte der ermordeten jüdischen Mitbürger markiert und sichtbar bleiben. Zudem hat sie Internetseiten, Audiotouren und virtuelle Rundgänge erstellt.

„Es hat mich stets begeistert, wie kenntnisreich und akribisch Elisabeth Sternberg-Siebert das jüdische Leben, die Geschichten und Familiengeschichten dieser Bewohner aus unserer Stadt und dem Hünfelder Land erforscht hat“, verdeutlichte Martina Sauerbier. Sie habe einen großen Schatz hinterlassen, weil diese Menschen und ihr Leben nicht in Vergessenheit gerieten. „Ihre Geschichte behält Gesichter“, hob die Stadträtin hervor.

Die Kulturpreisträger der Stadt Hünfeld

Margit Vogt (1997)
Hanni Klenner (1999)
Karl Möller, Heinrich Kasper (2000)
Ria Noll (2001)
Klaus Hartwig-Stoll (2003)
Edelgard Wehner (2005)
Elmar Hegmann (2007)
Stephan Mollenhauer (2009)
Christian Aschenbrenner (2011)
Stefan Meyer (2014)
Dietmar Weidenbörner (2017)

Stadtverordnetenvorsteher Berthold Quell erklärte, dass mit dem Kulturpreis das jahrzehntelange Engagement von Elisabeth Sternberg-Siebert nachdrücklich gewürdigt werde. Das Stück tragischer Regionalgeschichte sei durch ihre intensiven Recherchen für nachfolgende Generationen gesichert. „Mit ihrer Arbeit hat Elisabeth Sternberg-Siebert auch dokumentiert, wie wichtig es ist, sich für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzusetzen“, sagte Quell.

Die Preisträgerin bedankte sich für die Auszeichnung und blickte auf Stationen ihrer Forschung zurück. Auch weiterhin gibt sie Vorträge und Führungen, zum Beispiel am jüdischen Friedhof in Burghaun. Aktiv an der jüdischen Geschichte weiterforschen wird sie allerdings nicht. Für die musikalische Gestaltung des Abends sorgte der Hünfelder Nachwuchspianist Duy Huynh. (ah)

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