„Was sind das für Mafiosimethoden?“ - Großprojekt Seniorenwohnen sorgt für Diskussionen

Der ehemalige Gasthof „Flach“ im Herzen von Rasdorf ist Gegenstand des Großprojekts „Seniorenwohnen“. Vor allem aber die Frage nach der namentlich nicht bekannten Investorengruppe stieß der Rasdorfer SPD-Fraktion bei der jüngsten Gemeindevertretersitzung sauer auf.
Rasdorf - Dort wo einst deutsche Küche serviert wurde, herrscht nur noch Leerstand: Seit 2019 ist das Gebäude des ehemaligen Gasthauses „Flach“ nämlich verwaist. Damit stellte sich die Frage nach der weiteren Verwendung eines ungenutzten Areals inmitten des Ortskerns der Point-Alpha-Gemeinde (Hünfelder Land). Und so erwarb die Gemeinde das gesamte Grundstück – Hauptgebäude, Nebengebäude und Außenanlage – im vergangenen Jahr.
Hünfeld: Großprojekt Seniorenwohnen sorgt in Rasdorf für Diskussionen
Angedacht ist, dass der Pflegedienstleister HarmonieCare ins Erdgeschoss einzieht, die Räume im Obergeschoss werden von der Frauenärztin Dr. Franziska Gerstung, die vorläufig noch im alten Pfarrheim untergebracht ist, bezogen. (Lesen Sie hier: „Es kommen mehr Rentner als früher“: Lage bei Hünfelder Tafel angespannt)
Geplant ist zudem, eine private Investorengruppe aus Rasdorf und den umliegenden Ortschaften 28 Wohnungen für Senioren errichten. Vor allem aber die Frage, um wen es sich bei dieser Gruppe handelte, blieb bislang unbeantwortet – was Leonhard Reuter (SPD-Fraktion) im Laufe der Sitzung auf das Schärfste kritisierte: „Wir kaufen hier doch nicht die Katze im Sack. Was sind das denn für Mafiosimethoden?“ Darauf antwortete Bürgermeister Jürgen Hahn (CDU): „Die Investorengruppe bittet darum, die einzelnen Investoren noch nicht namentlich zu nennen. Das müssen wir respektieren.“
Auslöser für die Diskussionen war eine Beschlussvorlage des Bürgermeisters, anhand derer die Kommunalpolitiker beschließen sollten, das sich die Gemeinde an dem Großprojekt mit 200.000 Euro beteiligt. „Warum braucht es eine Investorengruppe? Warum geht dieses Projekt nicht von der Gemeinde aus?“, fragte Sozialdemokrat Reuter weiter. „Ganz einfach: Selbst wenn wir wollten, wir dürfen nicht“, machte der Rathauschef deutlich. In der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) ist festgelegt, dass eine Gemeinde solche Projekte nicht eigenständig betreiben darf, wenn dies nicht auch durch Investoren passieren kann.
Reuter warf zudem die Frage in den Raum, wer sich das denn leisten können sollte. „Für uns sind noch so viele Fragen ungeklärt, wichtige Daten fehlen. Wie steht es um die Nachfrage? Welche Leistungen sind beinhaltet? Wie hoch ist der Mietpreis? Für mich klingt das nach einem Luxusbau.“ Das wies Bürgermeister Hahn – verärgert, dass diese Diskussionen nicht bereits in entsprechenden Ausschüssen geführt wurde – von sich. „Wir haben einen Quadratmeterpreis von etwa 5,70 Euro. Das auf 35 oder 40 Quadratmeter hochgerechnet, ist für Rentner bezahlbar.“
CDU-Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Stark warnte derweil vor einer Ablehnung der Beschlussvorlage: „Wir müssen zustimmen, damit dieses Projekt nicht stirbt und Rasdorf an Attraktivität verliert, sollte es scheitern.“ Auch Hahn betonte: „Dieser Beschluss ist zukunftsweisend und ein klares Signal.“ Die Gemeindevertreter stimmten mit acht Ja-Stimmen und drei Nein-Stimmen für den Beschluss.