Noch tummeln sich die Tiere in Leimbach im Stall, aber bald geht es für sie wieder nach draußen. Nach Ostern wird ein Großteil von ihnen zum Dreienberg nach Friedewald gebracht, und am 1. Mai, wenn die Landschaft nicht mehr so karg, sondern saftig grün ist, dann findet der Auftrieb am Weinberg in Hünfeld statt.
Denn die Tiere liefern nicht nur Fleisch und Wolle, sie betreiben auch Landschaftspflege, indem sie den Kalkmagerrasen pflegen und kurz halten. Spies arbeitet dafür mit dem Biosphärenreservat Rhön zusammen, dessen Verantwortliche ihm überdies auch immer wieder Touristen-Busse vorbeischicken: mit Besuchern, die sich für die typisch Rhöner Landwirtschaft interessieren.
Auch Schüler und Kindergartengruppen kommen bei Elmar Spies immer wieder vorbei, um die süßen Lämmer und Ziegen zu streicheln. Diese weiteren Standbeine sind auch ein Grund dafür, dass Spies zwei zusätzliche Schäfer bezahlen kann – und dass ihm die aktuell gesunkene Nachfrage nach Lammfleisch nicht allzu viel zu schaffen macht.
An den Ostertagen kommt in vielen Familien weniger Lamm auf den Tisch als sonst, berichtet der Schäfer. Denn wie fast alles kostet auch Lammfleisch zurzeit mehr als sonst. „Mir tut es gerade richtig leid für die Verbraucher, die Lammfleisch an der Theke kaufen wollen. Aber die Futterkosten überschlagen sich“, erklärt Spies. „Was wir mehr vom Kunden kriegen, haben wir auch mehr an Aufwand.“
Will heißen: Beim Schäfer selbst bleibt von den höheren Preisen letztlich kaum etwas hängen. Ohnehin merkt er, dass die Leute weniger teuer, aber dafür „bewusster“ und „gesünder“ essen. Spies kann das gut nachvollziehen: „Die Löhne steigen ja nicht im gleichen Maß wie die Preise. Solange die Leute nicht billiges Fleisch vom Discounter kaufen, ist alles gut.“ Aber selbst wenn die Nachfrage vor Ostern eingebrochen ist: Vom Schlachten bleiben die wollig-süßen Tiere trotzdem nicht verschont. Die Pfingsttage und die Grillsaison nahen ja bald, sagt Spies.
Seine Bio-Schafe werden zum Schlachthaus nach Malges gebracht, wenn sie etwa sechs Monate alt sind. Sie dürfen damit noch vier bis sechs Wochen länger leben als konventionell gehaltene Schafe. „Und sie schmecken auch ganz anders, wenn man die Lämmer von unserer Weide herunterholt – zumal sie bei uns erlesenes Futter wie Gerste, Hafer und Weizen bekommen“, sagt Spies.
Der Leimbacher Betrieb verkauft das Fleisch der Lämmer unter anderem an Metzger der Region, zum Beispiel nach Fulda und nach Bad Hersfeld. Auch drei Großhändler vertreiben die Produkte wie Grillwürstchen, Stracke, Knacker oder Mett in Gläsern. Den Rest verkauft die Familie Spies selbst auf den Märkten der Region. Eher selten wird an die Gastronomie geliefert. Spies bedauert das: „Die wollen oft nur fünf Lammrücken. Aber was soll ich dann mit dem Rest wie Keule und Schulter machen?“
Bei Familie Spies selbst kommt Lammfleisch ein- bis zweimal im Monat auf den Teller, an den Osterfeiertagen jeden Tag: „Ostersonntag gibt es einen schönen Lammrücken, eingelegt in Rotwein, und am Montag einen Teil von der Keule“, berichtet Spies, während er durch den Stall spaziert und seinen Blick stolz über die Herde schweifen lässt.