1. Fuldaer Zeitung
  2. Hünfelder Land

Übernachtung mit Gänsehaut: „Gast im Knast“ – eine neue touristische Attraktion

Erstellt:

Das andere Schlaferlebnis: Unter dem Motto „Grenzerfahrung“ können Interessierte im westlichen Schlossflügel des Geisaer Schlosses in originalgetreuen Gefängniszellen übernachten.
Das andere Schlaferlebnis: Unter dem Motto „Grenzerfahrung“ können Interessierte im westlichen Schlossflügel des Geisaer Schlosses in originalgetreuen Gefängniszellen übernachten. © Stadtverwaltung

Den Startschuss für eine neue, außergewöhnliche touristische Attraktion hat die Stadt Geisa gegeben. Die Devise lautet: Übernachten einmal anders.

Geisa - Mit Mitteln des Regionalbudgets des Biosphärenreservates in Höhe von 28.000 Euro hatte man im historischen Gefängnis im westlichen Schlossflügel Übernachtungsmöglichkeiten unter dem Motto „Grenzerfahrung“ geschaffen. Die original noch erhaltenen Gefängniszellen wurden unter anderem mit Doppelstockbetten, Waschschüsseln und an den Decken versteckten Heizstrahlern ausgestattet.

Im Gefängnisflur kann man mittlerweile alte Dokumente besichtigen oder einen Film über Foltermethoden anschauen, der genauso wie das schummrig-schaurige Licht für Gänsehaut sorgen soll. (Lesen Sie hier: Point-Alpha-Preis 2022 an Joachim Gauck verliehen - Andreas Voßkuhle würdigt Ex-Bundespräsident)

Geisa: Übernachtung mit Gänsehaut - Neue Attraktion „Gast im Knast“

„Tourismus wird regionaler, nachhaltiger und individueller“, sagte Bürgermeisterin Manuela Henkel. „Das alles sowie eine Grenzerfahrung der ganz speziellen Art können wir mit diesem außergewöhnlichen Angebot garantieren“, fügte sie schmunzelnd hinzu und dankte allen, die zum Gelingen des Projekts beigetragen haben.

Ihr besonderes Dankeschön ging an Betreiber Wolf-Henning Schorn, der ein kreatives Marketingkonzept mit Filmtrailern bis hin zu „Gast-im- Knast-Tassen“ entwickelt habe. Schorn berichtete von der ersten Übernachtung, die um 5 Uhr morgens abgebrochen werden musste. „Angeblich hat man Stimmen gehört“, erzählte er schmunzelnd.

Mittlerweile kann man per Webcam sogar nachts verfolgen, ob es in dem Gefängnis nun spukt oder nicht. Zu sehen sind auch die Kritzeleien der Gefängnisinsassen, die hinter Glasscheiben geschützt für die Nachwelt gesichert sind. (Lesen Sie auch: Erste Stolpersteine in Geisa verlegt - Nachkommen der Familie Stern angereist)

Neues Angebot in Geisa garantiert „Grenzerfahrung der ganz speziellen Art“

Unterstützung bei der Aufarbeitung der Geschichte des bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts betriebenen Gefängnisses bekam Schorn von Stadtführerin Astrid Weimann-Heim. Und wer zunächst noch vor einer Übernachtung im spukenden Gefängnis zurückschreckt, kann es erst einmal mit einer Stadtführung tagsüber mit einem Gefängnisrundgang mit der Stadtführerin versuchen.

Der Eingang zum Gefängnis ist künstlerisch mit der von Manfred Bellinger geschaffenen Skulptur „Der Schrei“ aufgewertet worden. „Das Projekt steht für verschiedenste Grenzerfahrung, für menschliche Schicksale und schwierige Situationen des menschlichen Lebens“, sagte Henkel.

„Der Standort war nicht nur Gefängnis, sondern einige Meter weiter befand sich die einstige jüdische Synagoge. Letztlich war die Region des Geisaer Landes über viele Jahre Grenzland, in der Menschen mit Einschränkungen und Unrecht zu leben hatten und mit Ängsten konfrontiert wurden.“

Auch interessant