Philipp Hohmann alias „Blonder Bengel“ veröffentlicht Debütalbum - Inspiriert von einem FC-Star

Er singt von langen Partynächten, Herzschmerz und Trennungskindern – der Philipp Hohmann alias „Blonder Bengel“ hat sein Debütalbum veröffentlicht. Wobei den 32-Jährigen aus Hünfeld-Mackenzell der ehemalige Fußballer Bernd Schuster inspiriert hat.
Hünfeld/Fulda - Das „Bengel-Paradies“ gleicht dem Klischee einer Musikerbude: düsteres Licht, die Wände voller Bilder bekannter Rockstars und Albumcover, eine antike Musikbox in der Ecke, zusammengewürfelte Möbelstücke und ein uralter Plattenspieler. Auf einem samtigen Ohrensessel steht eine Gitarre jederzeit einsatzbereit.
Auf dem großen Schreibtisch steht ein Mischpult, in einer Ecke eine große Holzbox. Erst auf den zweiten Blick fällt auf: Das ist ein kleines, aber feines Aufnahmestudio. Im Hintergrund läuft eine von tausenden Schallplatten, die die Regale an den Wänden füllen (lesen Sie auch hier: Bengio im Interview - Traum der Kindheit wurde wahr).
Hessen: Der Blonde Bengel veröffentlicht Debütalbum - Inspiriert von FC-Star Schuster
Auf der hellbraunen Ledercouch sitzt der selbsternannte „Blonde Bengel“: Ganz Musiker-like die Füße über der Lehne und eine Tasse Kaffee in der Hand. Der Künstlername des gebürtigen Mackenzellers kommt nicht von ungefähr – inspiriert wurde der leidenschaftliche 1. FC Köln-Fan von einem großen deutschen Fußballer der 80er-Jahre: Bernd Schuster.
Der etwas eigenwillige Kicker wurde je nach Stimmungslage „Engel“ oder „Bengel“ genannt. Das hat der 32-Jährige übernommen und wird diesem Namen gerecht – nicht nur wegen seiner blonden Mähne. Fetzige Gitarrentöne, ein kräftiges Schlagzeug und freche Texte. Sein Debütalbum ist alles andere als das Zeugnis eines Engels.

Der Sound erinnert dabei an den der Band „Die Ärzte“. „Das nehme ich als Kompliment“, kommentiert der Musiker aus Hünfeld im Landkreis Fulda lachend, „da habe ich schon deutlich schlimmere Vergleiche gehört.“ Doch vergleichen möchte er sich generell mit niemanden (lesen Sie auch hier: Sido vor dem Dom - Rapper kommt 2022 nach Fulda).
„Ich mache mein Ding, so wie es mir gefällt. Wenn du etwas auf die Meinung anderer gibst, hast du schon verloren. Die Musik muss nur mir gefallen. Wenn ich damit dann noch andere erreiche, ist das schön.“ Sein Motto lautet „Berge von unten, Kirchen von außen, Kneipen von innen“.
Eine Mischung aus der Privatperson Phil und der Kunstfigur des Bengels
Und wer nun anfangen möchte, die Message dahinter zu verstehen, sollte es lieber lassen, denn: „Da steckt keine Intention oder Interpretation dahinter. Aber er spiegelt das Schaffen der Kunstfigur wider“, so der Bengel. Jeder einzelne der zehn Songs auf seiner Debütplatte erzählt eine eigene Geschichte, aneinandergereiht eine große:
Vom Bemühen um die Angebetete, die Höhen und Tiefen der Beziehung sowie der letztendlichen Trennung (Interpretation der Schreiberin dieses Textes). Doch beabsichtigt war das nicht: „Die Interpretation überlasse ich jedem Hörer selbst. Da gibt es kein richtig oder falsch.“
Einen Hintergrund haben die Texte und Melodien dennoch: „Es ist eine Mischung aus der Privatperson Phil und der Kunstfigur des Bengels. Manches hat einen wahren Kern, manches ist eine Geschichte.“ Dabei wollte der Hünfelder zunächst gar kein Musiker werden. Er studierte Maschinenbau – „eher aus Langeweile“.
Video: Laut Bernd Schuster zerstörte der FC Barcelona Superstar Diego Maradona
Abgeschlossen hat er sein Studium trotzdem, sogar kurze Zeit in diesem Beruf gearbeitet – doch dann kam die Arbeit an dem Album. „Anfangs klimperst du einfach etwas herum und hast Spaß an der Sache. Doch irgendwann merkst du, ob deine Arbeit Potenzial hat, und ankommt“, erzählt er.
Dabei hat es gut drei Jahre gebraucht, die Platte mit Leben zu füllen. Die Texte schrieb er selbst, manches Mal griff er zur Gitarre. Beim Schlagzeug wurde er von Nick Liebau unterstützt, zwei Soli spielt Gitarrist Jens Ludwig von Edguy (lesen Sie auch hier: „Ich gucke Fußball und beobachte Vögel“: Tobias Sammet über Corona, das neue Avantasia-Album und Günter Netzer).
Musik war schon immer ein großer Teil seines Lebens. „Seit meinem sechsten Lebensjahr musste ich mir die Stones und alles artverwandte anhören“, schmunzelt er. Doch ob er auch für immer der Musiker Blonder Bengel sein wird, vermag er nicht zu sagen. „Nichts ist in Stein gemeißelt. Wer weiß, was ich morgen mache.“